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Getanzter Mythos

landestheater, salzburg

Man konnte sich über einen großen Abend freuen: Eine Ballett-Uraufführung zu Vivaldis "Vier Jahreszeiten" und Musik von Michael Nyman am Salzburger Landestheater. Das Libretto zu dieser Choreographie des Ballett-Chefs Peter Breuer schrieb Chefdramaturg Christian Martin Fuchs: Die Evolution des Menschen, festgemacht an antiken Mythen und und Sagen. Ein glänzender Wurf. Dazu sah man Maria Gruber als Demiurgen und She, als das erste und letzte Menschenpaar begeisternd Luciana Reolon und Maurizio Montis, um stellvertretend Namen zu nennen. Günther Schneider-Siemssen, der am Landestheater begonnen hatte und sein 50-jähriges Bühnenschaffen feiert, konzipierte eine Bühnenbild-Kombination von Laser und Projektionen.

In den Freudenbecher mischte sich bitter der Epilog. Schlecht getanzt und schlecht konzipiert, entbehrlich, wiewohl zum Schluss das Ensemble noch einmal gezeigt werden sollte. Dennoch: Salzburg darf um sein Ballett beneidet werden.

Franz Mayrhofer

Gezeichnete Eleganz

mak, wien

Ernst Deutsch war ab 1910 einer der gefragtesten Berliner Plakatkünstler, sein Plakat für "Salamander Schuhe" erregte 1912 internationales Aufsehen. 1916 wurden Plagiatsvorwürfe gegen ihn erhoben, im Jahr darauf wurde der gebürtige Wiener in die k. u. k. Armee eingezogen. Fortan hörte man nichts mehr von ihm.

Ernst Dryden machte sich in den zwanziger Jahren in Wien einen Namen als Modedesigner für den noblen Herrenausstatter "Knize" am Graben, als Illustrator für Modezeitschriften wie "Elegante Welt" oder "Vogue", bis er schließlich in Hollywood als Kostümausstatter reüssierte, unter anderen für Marlene Dietrich, wo er 1938 51-jährig starb.

Erst seit den siebziger Jahren weiß man, dass Deutsch und Dryden ein- und dieselbe Person waren. Das Wiener Museum für Angewandte Kunst (MAK) widmet Ernst Deutsch-Dryden nun die Ausstellung "En Vogue!" - einem bemerkenswerten Vertreter der angewandten Kunst, der es in fünf verschiedenen Bereichen zu Ruhm und Anerkennung brachte. (Bis 14. Juli) Michael Kraßnitzer

Gebaute Poesie

architekturzentrum, wien

Spricht Steven Holl über Architektur, redet er von Philosophie, Kunst, Musik. "Idea and Phenomena" macht nun im Architekturzentrum Wien (Az W) seinen Weg von der Idee zum fertigen Bau nachvollziehbar. Holl ist einer der bedeutendsten und untypischsten US-Architekten. Immun gegen Moden, ein Fels in der Brandung der Kommerz - und Signaturearchitektur. Er reflektiert ununterbrochen, hält seine Ideen in kleinen Aquarellen fest und findet so zu jedem Bau einen unorthodoxen, stimmigen, einzigartigen Zugang. "Meine Aquarelle sind meine Geheimwaffe. Sie sind mein Weg, auf die Essenz des Ortes einzugehen. Für mich ist die Idee das wichtigste", meint Holl: "Die Verbindung von Idee und Phänomen ist das fertige Gebäude."

Wie ein roter Faden durch sein gedanklich-räumliches Universum hängen die farbigen Aquarelle an den Wänden des Az W, vermitteln komprimiert das Wesen eines Baus. Zum Beispiel das Cranbrook Institute of Science, Bloomfield Hills (1991-98): Wissenschaft wird sinnlich, wenn Holl die Aggregatzustände zelebriert: Schnee sammelt sich in den Rauten eines Gitters, gefriert zu reiner Poesie. Bis (5. August) Isabella Marboe

Mozarts Glückszahlen

historisches museum, wien

Auf einem Notenblatt Mozarts aus dem Jahr 1788 finden sich die Zahlenfolge 50/31/8/5/18. Historiker vermuten Lottozahlen, denn der Komponist war ein leidenschaftlicher Spieler. Sollte er sie tatsächlich gesetzt haben, war ihm Fortuna nicht gesonnen. In diesem Jahr wurden andere Zahlen gezogen. Es ist ein kleines Detail am Rande, in einer Ausstellung, die mit einer Fülle von Raritäten, Kuriosa, Dokumenten, Publikationen, Genrebildern und Karikaturen die 250-jährige Geschichte des österreichischen Zahlenlottos dokumentiert. Im Historischen Museum der Stadt Wien ist man "Dem Glück auf der Spur".

1752 fand in Wien die erste öffentliche Ziehung des von Maria Theresia als Staatsmonopol institutionalisierten Zahlenlottos 1 bis 90 statt. Seitdem wird das sogenannte "Lotto di Genua" oder "Kleine Wiener Lotto", in Österreich kontinuierlich gespielt. Die Ausstellung nimmt das Jubiläum zum Anlass, um die vielfältigen Facetten der Verbindung von "Glück" und "Spiel" umfassend anzusprechen. Dazu gehört der penible historische Aufriss von den Ursprüngen des Lottos in Italien und den Niederlanden, die Entwicklung des staatlichen Lottos in Österreich ebenso wie soziokulturelle Bezüge:

Vom allzu menschlichen Wunsch, das Glück zu beeinflussen erzählen magische Spielpraktiken, Traumbücher oder kabbalistische Symboliken. Mancher verspielte übrigens Haus und Hof im wahrsten Sinne des Wortes. Realitätenlotterien waren einst erlaubt. So wurde etwa das Theater an der Wien zweimal gerettet, indem es in Lotterien ausgespielt und mit den Einnahmen wieder zurückgekauft wurde. Man sollte sich viel Zeit für diese an seltenen Kostbarkeiten reiche Ausstellung nehmen. (Bis 26. Mai)

Annemarie Klinger

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