Schwarz - Die Annexion - © Foto: Gustav Schörghofer

Kunst als Versöhnung

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Zum 80. Geburtstag der Malerin Maria Schwarz: Ihr Œuvre ist ein verborgener Schatz. Es zeugt von einer intensiven Anteilnahme an der Zeitgeschichte und leidenschaftlichem Mitempfinden mit Mensch und Natur.

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Zum 80. Geburtstag der Malerin Maria Schwarz: Ihr Œuvre ist ein verborgener Schatz. Es zeugt von einer intensiven Anteilnahme an der Zeitgeschichte und leidenschaftlichem Mitempfinden mit Mensch und Natur.

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Das Werk der Künstlerin Maria Schwarz, Malerei und Zeichnungen, ist im Laufe von mehr als fünf Jahrzehnten entstanden. Es wurde im In- und Ausland gezeigt, ist aber doch auch ein verborgener Schatz geblieben. Die konsequente und intensive Arbeit von Maria Schwarz hat, wie das Werk zahlreicher Künstlerinnen, nicht jene Aufmerksamkeit gefunden, die ihr zur wünschen ist. Sie ist noch zu entdecken.

Maria Schwarz wurde 1943 in Wien geboren. Ihr Studium an der Akademie der bildenden Künste bei Max Melcher hat sie 1965 mit dem Diplom abgeschlossen. Anschließend unterrichtete sie an einem Wiener Gymnasium. Ab 1978 war sie als Malerin und Grafikerin freischaffend tätig. Maria Schwarz versteht sich selbst als christliche Künstlerin, ihre Themen sind elementare menschliche Erfahrungen wie Liebe, Leid, Gewalt, Schmerz, Verwandlung, Leidenschaft, Geborgenheit und Freude. Dazu nehmen Natur, Landschaft und die Pflanzenwelt in ihrem Werk einen bedeutenden Platz ein.

Nur selten knüpft Maria Schwarz in ihren Bildern an die Tradition der christlichen Bildwelt an. Sie hat mehrere Kreuzwege geschaffen und auch für das Thema „Auferstehung“ eigene Bildgestalten gefunden. Wer sich mit ihrem Werk etwas vertraut macht, wird aber bald sehen, dass sich hier eine ganz eigene Bildwelt zeigt. Die Stärke der Kunst von Maria Schwarz liegt in malerischen und zeichnerischen Schöpfungen, die selbständige Bilderfindungen darstellen. Sie selbst spricht von „bildnerischen Reaktionen“. Nicht selten sind umfangreiche Zyklen entstanden.

Die Linien der Zeichnungen sind oft nervös, kritzelig, einem struppigen Gebüsch gleich. Sie werden zu Bündeln zusammengeballt, entfalten sich weit ausfahrend, rollen sich in Spiralen zusammen und bilden als parallel gesetzte Striche Verdichtungen. Die mit dem Pinsel aufgetragene Farbe hat etwas heftig Gestisches, Flammendes. Landschaften, Bäume, Blumen, Figuren bekommen immer wieder etwas Ekstatisches. Charakteristisch für die Bilderfindungen sind fächerartig parallel gesetzte Köpfe, Maria Schwarz nennt sie „Drehbilder mit wiederkehrenden kreisartig angeordneten Profilen“. In ihrer Bedeutung sind sie ambivalent, können mit Liebe oder Bedrohung verknüpft sein. Charakteristisch sind auch die Gestaltungen eines Ineinander von Baum und Mensch, Metamorphosen, die ein die gesamte Natur tragendes Leben zum Ausdruck bringen.

Maria Schwarz widmet sich in ihrer Kunst den großen Themen menschlichen Lebens. Ihr Zugang ist deutlich der einer Frau, ohne dass sich ihre Kunst als feministisch bezeichnen lässt. Die Nähe zu den Zonen von Schmerz und intensiver Freude, zu Geburt und leidenschaftlicher Lebendigkeit, die alle als körperliche Erfahrungen gestaltet werden, zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk. Es zeichnet sich aus durch eine intensive Anteilnahme an der Zeitgeschichte und durch leidenschaftliches Mitempfinden mit Mensch und Natur. So ist in der Kunst von Maria Schwarz ein Ansatz für die Aufhebung jenes Zwiespalts zu finden, der die menschliche Kultur trennt von ihrem natürlichen Grund, eines Zwiespalts, der den Ursprung einer Zerstörung der Welt bildet. In der Bildwelt von Maria Schwarz ist immer wieder der Riss dieses Zwiespalts zu erkennen. Zugleich wird eine Gestalt gefunden, die das Zerrissene in einer größeren Einheit geborgen zeigt. Es ist eine im tiefsten Sinn versöhnende Kunst, die weder die Differenzen verwischt noch harmlose Harmonien vorführt, sondern im Entzweiten die Möglichkeit einer Verbundenheit auf einer höheren Ebene offenhält und anschaulich macht.

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