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Fur die Erhaltung des Theaters an der Wien

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Seit dem eindrucksvollen Notruf für dieses Theater in einem Aufsatz der „Furche“ von Prof. Deutsch ist ein Vierteljahr vergangen. Die Hoffnung, dieses dem Wiener so am Herzen liegende Haus zu erhalten, hat sich seither verringert. Die bevorstehende Wiedereröffnung der beiden Bundestheater Oper und Burg beansprucht derzeit voll und ganz die Aufmerksamkeit des Wieners; strahlende Berichte über den neuen Glanz der beiden Häuser und ihre Eröffnungsvorstellungen beschatten unser Sorgenkind.

In diesem „schönsten und meistakustischen Saal“ Wiens hat dieses Haus aber als Ausweichtheater der Staatsoper dem Publikum und den Künstlern Unvergeßliches an geschlossenem Spiel und bester Wiedergabe geschenkt und bildete so das Opernzentrum der Jahre nach dem Krieg. Dies sollte ebenso unvergessen bleiben wie die Schicksale dieses Hauses seit seiner Gründung im Jahre 1801 und wie die großen Namen und Ereignisse seiner Geschichte.

Für die nach 1945 neuerworbenen Freunde dieses Unternehmens wirkte daher die Nachricht nicht sehr ermunternd, daß eine gewissenhafte Prüfung des Bauzustandes des Hauses eine recht bedeutende Summe ergab, um diesen Bau für eine weitere Benützung zu sichern. Und solche Summen erregen Bedenken, wenn man gleichzeitig, vorsichtig in die Zukunft planend, sich immerhin fragen muß, ob die Gewähr für den guten Ablauf normaler Theater jähre für die beiden Bundestheater gegeben ist, wenn einmal der Eröffnungsrausch vorüber und die Neugierde befriedigt ist. Immerhin wurde die Führung eines zweiten Opernhauses (die derzeitige Volksoper) im Bereich der Bundestheater aus klugen Erwägungen heraus beschlossen.

In diesen Zeilen soll die Sorge um die Erhaltung des Hauses kurz und nur von der baulichen Seite her betrachtet werden.

Ein kurzer Gang am Morgen gemeinsam mit dem Löschinspektor des Hauses zeigt deutlich alle Mängel auf, die dem Hause ob der Sicherheit seiner Besucher anhaften. Ein völliger Umbau des gesamten Hauses würde der einmal genannten Summe von etwa 40 Millionen Schilling wohl nahekommen, wenn das Haus auch in Hinkunft mit demselben Fassungsraum und den gleichen Bedingungen für großes Orchester und große Chöre wie bisher in jeder Hinsicht zu entsprechen hätte. Beim Besuch der verschiedenen Ränge, ihrer Treppen und Nebenräume kam der Gedanke auf, daß mit viel weniger Aufwand „erneuert“ werden könnte, wenn der Fassungsraum etwa um ein Drittel gekürzt, das Orchester auf das normale und ursprüngliche Maß zurückgeführt und auch die Bühne sich auf Aufführungen intimeren Charakters beschränken würde. Um sodann den feuerpolizeilichen Forderungen einigermaßen gerecht zu werden, müßte vielleicht an der Köstlichkeit des Zuschauerraumes und seiner einmaligen Akustik nicht viel herumgedoktert werden. Alles dies könnte ja auch einer zukünftigen Mission dieses Hauses als etwa einer Pflegestätte der intimen Mozart-Oper und ähnlichem entgegenkommen.

Dies ein paar Gedanken für einen Zeitpunkt, der vielleicht erst nach ein paar Jahren eintreten wird und der dann als gekommen erscheint, wenn die Fortführung der bestehenden Theater gesichert ist und wenn, vielleicht aus Erfahrungen, der Wiener auf sein Theater an der Wien als Feinschmecker besonderer musikalischer Genüsse wieder zurückgreifen will. Bis zu diesem Zeitpunkt, und diese Forderung darf billigerweise erhoben werden, soll das Gebäude des Theaters an der Wien, sobald es seine Pforten geschlossen haben wird, konserviert und vor dem Untergange bewahrt werden.

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