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Theologische Fragen der Gegenwart

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Die katholische theologische Fakultät der Universität Wien hat dem hochwürdigsten Herrn Kardinal Dr. Theodor Innitzer zum goldenen Priester- und 20 jährigen Bischofsjubiläum eine kostbare Festgabe dargeboten, die sowohl dem hohen Jubilar wie auch der hohen Fakultät in gleicher Weise Ehre macht. Aus der lateinischen Widmung spricht die Freude, mit der sich „die Kollegen im Professorenamte und ehemaligen Schüler“ dem Kirchenfürsten in besonderer Weise verbunden wissen. Gehörte doch der Jubilar selbst 24 Jahre der Fakultät an, dreimal war er ihr Dekan und einmal bekleidete er auf ihren Vorschlag das hohe Amt des Rector magni-ficus der Wiener Alma mater. Das Geleitwort weist auf 6eine Bedeutung als Exeget des Neuen Testaments hin, würdigt seine Aufgeschlossenheit für den gesamten Bereich der Natur- und Geisteswissenschaften und seine besondere Aufmerksamkeit für die Sozial-wissen6chaft und hebt sein unermüdliches Streben hervor, die Harmonie von Wissenschaft und Glauben immer wieder herauszustellen. So blieb Eminenz auch in der Überfülle seiner bischöflichen Amtssorgen allzeit bedacht auf die Förderung der Wissenschaft, auf den akademischen Nachwuchs und auf den Ausbau der theologischen Fakultät durch Errichtung neuer Dozenturen. Sein Bemühen um die Begegnung der modernen Wissenschaft mit der katholischen Weltanschauung fand fruchtbaren Ausdruck in der Gründung der Wiener Katholischen Akademie, in der Gelehrte aller Wissenbereiche zusammenarbeiten. So ist die Festgabe der theologischen Fakultät, die in ihren Einzeldarstellungen ganz im Sinne des Jubilars ein hervorragender Dien6t an Wissenschaft und Glauben ist, gewiß eines der sinnvollsten Jubiläumsgeschenke.

Das Werk enthält 17 Einzelbeiträge, in denen die Professoren und Dozenten Arbeiten aus ihrem Fachgebiet darbieten. Die Vielfalt der Themen läßt in diesem Rahmen eine eingehende Besprechung nidit zu. Dem Gesamtwerk kommt jedoch eine gewisse Einheitlichkeit dadurch zu, daß die einzelnen Beiträge eine ausgeprägte Bezogenheit auf die Gegenwart haben. Diese wahrhaft magistralen Arbeiten bezeugen zugleich die Spannungsweite der Probleme, wie sie in einer theologischen Fakultät zu bewältigen 6ind, die den Zeit fragen im kirchlichen und weltlichen Raum gerecht zu werden bestrebt ist.

Diese Festgabe, die zum Jubiläum des Oberhirten dargeboten ist, wird gewiß auch dem Klerus und den interessierten Laien willkommen sein.

Konrad Kardinal von Preyslng, Bischof von Berlin. Von Bernhard Schwerdtfeger. Morus-Verlag, Berlin. 173 Seiten, 19 Bilder.

Äußerer Anlaß dieses Buches, das im Auftrage seiner Oberen der Domvikar Bernhard Schwerdtfeger mit schriftstellerischer Begabung verfaßte, war der siebzigste Geburtstag de6 Berliner Bischofs, doch ist es keine bloße Gelegenheitsschrift, sondern enthält zahlreiche historische Daten, die der nach Wahrheit strebenden Geschichtsschreibung willkommen sind. Der bayrische Graf, der übrigens durch seine Mutter, eine Walterskirchen, Österreich nahestand, hatte bereits die Laufbahn des Juristen im bayrischen Staatsdienst eingeschlagen, als er den göttlichen Ruf vernahm und sich entschloß, im Innsbrucker Cani6ianum Theologie zu studieren. Seine Sprachkenntnisse und 6ein Wissen führen ihm viele wertvolle Persönlichkeiten zu. Die weitaus wichtigste Begegnung ist die mit dem damaligen Nuntius Eugen Pacelli, später Kardinalstaatssekretär, dann Papst Pius XII. Wenige Monate vor der Machtergreifung Hitlers, im Herbst 1932, wird Konrad Preyslng zum Bischof von Eichstätt geweiht, drei Jahre später an die Spitze des jungen und schwierigen Bistums von Berlin berufen. Früher als andere erkannte er die Größe der im Nationalsozialismus für Kirche und Christentum heraufziehenden Gefahr und stellt 6idi ihr mit Klugheit und Mannesmut in den Weg. Hielt 6ich „die Partei“ im urkatholischen Eichstädt noch etwas zurück, in Berlin, dem Sitz der mächtigsten Parteistellen, warf sie bald Masken und Tarnungen ab und gab sich dem ihr innewohnenden Haß gegen die Kirche bald hemmungslos hin. Priester und Laien, Kloster und Schulen, sogar Kirchen und Pfarrämter fielen ihm zum Opfer. Furchtlos widerstand aber Bischof Konrad Preyslng, hielt den Terroristen ihr Unrecht vor und suchte die Seinen zu schützen. Wie der westfälische Hüne, wurde auch er zu einem Vorbild des Katholizismus. So wird die schlichte Biographie zu einem modernen Heldenbuch. Konrad Preysing beschränkte 6ich nicht auf seine Diözese, seine Aufmerksamkeit galt der ganzen Kirche. In einer mutigen brüderlichen Kundgebung wandte er sich 1938. an den Wiener Kardinal Dr. Theodor Innitzer, als dieser von Nationalsozialisten überfallen wurde. Ein wertvolles Quellenwerk, reibt 6kh tiie verdienstliche Arbeit Schwerdtfegers den früheren Werken zur Geschichte der nationalsozialistischen Kirchen Verfolgung an, namentlich denen des Münchner Bisdiofs Dr. Josef Neu'häusler und des Wiener Prälaten Jakob Fried, mit denen es manche Berührung aufweist. Richard Schmitz

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