Vom Mythos des Beginns und der Freiheit

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Ostern kündigt sich auch festivalmäßig an: "Imago Dei“, das Osterfestival im Klangraum Krems, thematisiert die Schöpfungsgeschichte, "In die Freiheit?“ fragt der OsterKlang Wien.

Wie hat es begonnen, wie kann man sich diesen Anfang vorstellen, wie wird er reflektiert? Diesen Fragen geht das "Imago Dei“-Festival (2. März bis 1. April) in der Kremser Minoritenkirche mit dem aus dem Johannes-Evangelium entlehnten Motto "Im Anfang war …“ nach. Haydns "Schöpfungsmesse“ mit Kremser Ensembles verbunden mit einer Lesung aus seinen "Geschichten von der Bibel“ von Michael Köhlmeier bietet gewissermaßen einen gewohnten Einstieg in diese Thematik, die durch Beiträge aus unterschiedlichen Kulturkreisen verdichtet wird. Etwa mit traditioneller iranischer Musik durch das iranische Ensemble Shams oder einem von Johann Hermann Schein bis in die Gegenwart gespannten Motetten- und Madrigal-Programm des Lettischen Jugendchors "Kamr“.

Was hat es mit dem Licht auf sich, woher kommt es? Profunde Antworten darauf versuchen zwei renommierte Wissenschaftler aus unterschiedlichen Richtungen: der prominente Theologe Philipp Harnoncourt und die renommierte Biologin René Schroeder. Der Lettische Kammerchor, der Geiger Ernst Kovacic und der Cellist Nicolas Altstaedt steuern dazu passende Musik bei, unter anderem die Mstislaw Rostropowitsch gewidmeten "Sonnengesänge“ von Sofia Gubaidulina.

"Geschichte des Begehrens“

Die Cellistin und Komponistin Frances-Marie Uitti, das Ensemble Extra Cello und Buddhistische Mönche führen mit ihrem Programm in die buddhistische, der Querflötenvirtuose Pandit Hariprasad Chaurisia mit gleich gestimmten Musikerkollegen in die indische Gedanken- und Klangwelt.

Wie sehr Bachs berühmte d-Moll-Chaconne für Violine solo Einfluss bis in die unmittelbare Gegenwart hat, lässt sich am Gründonnerstag erfahren, wenn Ernst Kovacic Werke für Violine solo von Luciano Berio, Steve Reich und Georg Friedrich Haas aufführt, damit gleichzeitig den musikalischen Rahmen für den bosnischen Dichter Devad Karahasan bietet. "Geschichte des Begehrens“ kündigt er seine Lesung mit Ausschnitten aus seinen beiden, exakt zum Festivalthema passenden Romanen "Der nächtliche Rat“ und "Schahrijars Ring“ an. Darin nimmt neben der Frühzeit Mesopotamiens, sufistischer Mystik und einer Beziehungsgeschichte während der Belagerung von Sarajewo auch die Entstehung der Welt breiten Raum ein. Ehe die "Imago Dei“-Reihe am Ostermontag mit der Capilla Flamenca und dem Instrumentalensemble Het Col-lectief mit Werken des 14. Jahrhunderts und Karlheinz Stockhausens "Tierkreis“-Zyklus schließt, greift am Karfreitag der einstige Wiener Aktionist Oswald Wiener noch einmal die Festivalthematik auf. "Am Anfang ist nicht das Zeichen. Und das Wort schon gar nicht“ stellt er in einem Vortrag eine Antithese in den Raum, musikalisch begleitet vom Ensemble Phoenix, das ein neues Stück von Alexander Moosbrugger aus der Taufe heben wird: "Fonds, Schach, Basar“, eine musikalische Annäherung an den Schöpfungsbegriff.

Die Freiheit gilt es immer wieder neu zu erringen, ist die Botschaft des Wiener OsterKlang Festivals (23. bis 31. März), erstmals ohne Wiener Philharmoniker, denn die Eröffnung mit Bachs h-Moll-Messe bestreiten das Ensemble Prisma Wien, der Arnold Schoenberg Chor und junge Solisten unter Erwin Ortner. Zum Abschluss musizieren wie gewohnt die Wiener Symphoniker, die - ein letztes Mal als Chefdirigent - Fabio Luisi beim traditionellen "Frühling in Wien“-Konzert leitet.

Harnoncourt und Föttinger mit "Fidelio“

Nikolaus Harnoncourt dirigiert, in einer Inszenierung des Theater an der Josefstadt-Direktors Herbert Föttinger, mit Beethovens "Fidelio“ die Freiheitsoper schlechthin. Paul Goodwin widmet sich an der Spitze von kammerorchesterbasel der auf Ovids Metamorphosen basierende Serenata "Acis und Galatea“ von Händel, Martin Haselböck mit seiner Wiener Akademie und dem Chorus sine nomine Händels alttestamentarischem Oratorium "Solomon“, Thomas Platzgummer mit "Il Concerto Viennese“ einer von Rudolf Leopold vorgelegten Rekonstruktion von Bachs verschollener Markuspassion. Walter Kobéra führt an der Spitze der Ensembles der Neuen Oper Wien mit "Curlew River“ und "The Podigal Son“ zwei der Kirchenopern Benjamin Brittens auf. Und am Karfreitag liest in der Minoritenkirche Klaus Maria Brandauer aus Texten von Dietrich Bonhoeffer, Franz Bartolomey assistiert mit Cellosoli von Bach, Bruch und Kurtág.

Imago Dei

Krems, 2. März bis 1. April

OsterKlang

Wien, 23. bis 31. März

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