Wahltag: Wie wirds werden?

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Nach der Probe im Theater - ich plag' mich mit Schnitzler und Nestroy - ein Pensionisten-Treffen im 22. Hieb. Nette, freundliche Leute, die alle dem Wahltag entgegen fiebern, bangen, zittern und trotzdem gelassene Heiterkeit verströmen. "Wie wird's werden, Herr Professor, Sie wissen doch mehr als wir." Mein Gott, was die glauben, die älteren Leute, die die letzten derer sind, die diese unsere Republik aus den Trümmern der zerstörten Städte, den Ruinen eines zusammengekrachten Gewaltstaates wieder aufgebaut haben. Sie haben den Staat geschaffen - über alle ideologischen Grenzen hinweg - der heute von Frauen und Männern geführt wird, die jetzt vielleicht als Distriktbeamte im Ural säßen und sich den Hintern abfrören - wäre es anders gekommen.

Es ist noch nicht Advent, also lese ich den "Senioren" ein bisschen wes Heiteres vor, und dann reden wir über - ja, über Politik! Ich, der alte Großkoalitionär, finde nicht nur Zustimmung. Es wird lauter und lauter - also: Deckel drauf, ich lese aus meinem neuen Buch ("In Haiders Kärnten") vor und bin heiter, lustig, überlegen. Nebbich, würde der Waldbrunn sagen. Wenn die wüßten!

Rein ins Auto und nach Hause. Der Empfang durch Berni, meinen Hund, macht mich ruhiger. Der liebe Kerl schaut mich an mit seinen großen, lieben, und wie ich meine, wissenden Augen. Was regst Dich auf, fragt er - denk auch daran, dass in sechs Wochen Weihnachten ist. Geburtstag, Premiere und dann fühlst Dich doch immer wohl im Advent. Ich pack' mich am inneren Zopf (bin ich verzopft? Ich hoffe, nicht zu sehr) und zieh' mich langsam aus der Nervosität ins Helle. Da wird der Baum stehen, hoffentlich riecht er gut, da wird die Kerze für die Mutter, den Sohn brennen und da - die Enkel, die Frau, alle, die ich so liebe. Und das Land, das mir so wichtige. Möge es - so oder so - eine friedliche Weihnacht werden. Nicht nur mit Fisch, Bäckerei und einem Glas Wein. Sondern auch eine mit Vernunft, Vertrauen und - ja, lasst uns auf ein grünes Zweigerl ein rot-weiß- rotes Bandl binden. Damit auch unsere Fahne wieder einmal auf einen grünen Zweig kommt.

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