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Alte Quellen in reiner Sicht

19451960198020002020

Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Oesterreich. Vorbereitet von Oskar Frh. v. Mitis. Bearbeitet von Heinrich Fichtenau und Erich Zöllner. Zweiter Band: Die Siegelurkunden der Babenberger und ihrer Nachkommen von 1216 bis 1279 (Festgabe zur Hundertjahrfeier des Instituts für österreichische Geschichtsforschung). Verlag Holzhausen, Wien. 460 Seiten. Preis 255 S. — Dritter Band: Die Siegel der Babenberger. Von Oskar Frh. v. Mitis. Ergänzt und mit einer Einleitung versehen von Franz Gail. Verlag Holzhausen, Wien. XLVII und 120 Seiten Abbildungen. Preis 150 S

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Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Oesterreich. Vorbereitet von Oskar Frh. v. Mitis. Bearbeitet von Heinrich Fichtenau und Erich Zöllner. Zweiter Band: Die Siegelurkunden der Babenberger und ihrer Nachkommen von 1216 bis 1279 (Festgabe zur Hundertjahrfeier des Instituts für österreichische Geschichtsforschung). Verlag Holzhausen, Wien. 460 Seiten. Preis 255 S. — Dritter Band: Die Siegel der Babenberger. Von Oskar Frh. v. Mitis. Ergänzt und mit einer Einleitung versehen von Franz Gail. Verlag Holzhausen, Wien. XLVII und 120 Seiten Abbildungen. Preis 150 S

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Mit dem zweiten Band ist ein Standardwerk österreichischer Quellenforschung im Hauptteil abgeschlossen. Der erste Band konnte schon 1950 von den gleichen Bearbeitern erscheinen. An die Herausgabe dieser für die Darstellung österreichischer Geschichte unentbehrlichen Urkunden hatte bereits am 9. März 1900 der Verein für Landeskunde von Niederösterreich gedacht und auf Antrag A. Dopschs wurde Frh. v. Mitis damit betraut. Dieser konnte in seinen „Studien zum älteren österreichischen Urkundenwesen“ (herausgegeben vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich, 1906—1912) eine reiche Fülle sphragistischen Materials in einem Handbuch der Siegelkunde vorlegen. 1939 plante Edmund Stengel die Edition der Babenberger-Urkunden und Babenberger-Siegel in der von ihm begründeten Reihe der „Fürsten- und Dynastenurkunden der deutschen Kaiserzeit“, die der Diplomata-Abteilung der Monumentą Germaniae historica angegliedert war. Freiherr v. Mitis stellte sich für die Bearbeitung zur Verfügung, der zweite Weltkrieg aber verhinderte deren Vollendung. Im Sommer 194 5 übernahm die

Historische Kommission der Oesterreichischen Akademie der Wissenschaften unter Leitung von Leo Santifaller das Werk und übertrug die Herausgabe desselben dem Institut für österreichische Geschichtsforschung. Die Editionsgrundsätze sind in der Einleitung zu Band I (1950) S XIV f. bekanntgegeben. Die Arbeit wurde wegen Zweckmäßigkeit nicht mehr nach sachlichen, sondern nach chronologischen Gesichtspunkten eingeteilt. Den Zeitraum 1216—1239 (Ende), d. i. Nr. 200 bis 345, behandelt H. Fichtenau, die späteren Stücke, einschließlich der De- perdita, bearbeitete E. Zöllner, d. i: Nr. 346 bis 547. Das mustergültige Register legte Frau M. S z a i v e r t an, das Glossar stammt von Doktor P. U i b 1 e i n. Die Bearbeiter verdanken dem Schöpfer und langjährigen alleinigen Betreuer dieses entsagungsvollen Unternehmens, Sektionschef a. D. Dr. Oskar Frh. v. Mitis, manchen wertvollen Hinweis für die endgültige Form sowie das Mitlesen der Druckkorrekturen. Grundsätzlich hätten die Bearbeiter die Edition mit dem Tode des letzten Babenbergers, Herzog Friedrichs II., am 15. Juni 1246 ab- schließen können, aber es schien doch wichtig, auch die Siegclurkunden jener Länder aufzunehmen, die Friedrichs Schwester Margarete und seine Nichte

Gertrud als Erbinnen auch nach der Zeit ihrer Eheschließungen besaßen. Desgleichen wurden die entsprechenden Urkunden Hermanns und Friedrichs von Baden-Oesterreich dankenswerterweise aufgenommen. Hiermit sind nicht weniger als 267 Privilegien, mehr als die Hälfte der erhaltenen babenbergischen Siegelurkunden, abgedruckt. Es entrollt sich dem Historiker ein eindrucksvolles und vielsagendes Bild der Rechtsverleihungen aus der glanzvollen Spätzeit der babenbergischen Dynastie und rückt auch die Stellung ihrer weiblichen Nachkommen nach dem Tode Herzog Friedrichs II. als Landeserbinnen ins richtige Licht. Die textkritische Edition ist mustergültig und läßt nichts zu wünschen übrig. Zu Seite 89, Nr. 260 (30): Auszüge und Erläuterungen, muß es statt „I.udger" Leonard (Familienname!) heißen. An neuester Literatur wäre anzufügen gewesen: Seckauer Geschichtliche Studien, Heft 3 (19—3 3): Besitzgeschichte des ehemaligen Augustinerchorherren- und Domstiftes Seckau, 1140—1270, S. 33, 40, 48. — Desgleichen zu Seite 26, Nr. 224 ebenfalls Leonard! und Besitzgeschichte L, a. a. O. S. 39. S. 146, Nr. 308, zu Auszug und Erläuterungen Besitzgeschichte L, a. a. O. S. 46, und über bene- factorum eccl. Secc. a. a. O, S. 7/8, Anm. 5 und 6. — Der „Tirenperch mons“, S. 146/37, ist eher bei Wiener Neustadt (Niederösterreich) zu suchen (Register 387)! S. 154 muß es Domstift statt „des Hoch- stittes“ Seckau heißen!

In engem Zusammenhang mit der Herausgabe der Babenberger-Urkunden war bereits 1912 eine Edition des Siegelatlasses derselben vorgesehen, den ebenfalls Mitis vorbereitet hatte. Mißliche Umstände ließen das Siegelwerk aber nicht zum Druck kommen. Erst

1949 konnte das Manuskript an Franz Gail im Aufträge des Instituts für österreichische Geschichtsforschung zur Fertigstellung übergeben werden und erschien als dritter Band des Gesamtwerkes, das mit ergänzendem Material noch zwei weitere Bände, einen vierten und fünften, umfassen soll. Wie der zweite, so ist auch der dritte Band als Festgabe dem Institut für österreichische Geschichtsforschung zur Feier seines einhundertjährigen Bestandes zugeeignet (1954). Das Siegelwerk darf schlechthin als eine Einführung in die Siegelkunde der Babenberger angesehen werden. Die instruktive Einleitung ist mustergültig in der Darstellung der erwachsenen sphragistischen Erkenntnisse. Das Material des Editionsteiles ist gegliedert in zwei Abteilungen: 1. Regierende und nicht regierende Babenberger, Bischöfe und Frauen aus dem Hause Babenberg, Prätenden auf die babenbergische Herzogswürde; 2. Erbämter, Ministe- riale und Städte der Babenbergerzeit, also im weitesten Sinne des Wortes babenbergische Siegel. Die 116 auf Kunstdruckpapier augezeichnet wiedergegebenen Siegel reichen weit über den durch die Edition der Siegelurkunden im 1. und 2. Band des Gesamtwerkes gesteckten Rahmen hinaus. Die Anordnung von Bild und Text des jeweiligen Siegels ist sehr zu begrüßen. Auch als ein von den vorhergehenden Urkundenbänden unabhängig geschlossenes Werk ist diese sphragistische Publikation von allgemeinem Interesse. Das Gesamtwerk ist wiederum ein Ehrenblatt in der Erforschung österreichischer Geschichtsquellen und ein unentbehrliches Hilfsmittel für die Darstellung österreichischer Geschichte in einem ihrer schicksalsreichen Jahrhunderte. I

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