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Ein Mann und sein Werk

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Kann man einen vielumkämpften Mahn, der durch mehr als ein halbes Jahrzehnt für seine Überzeugung und hohe geistige Güter der Gemeinschaft, zumal auch der christlich gesinnten Bevölkerung, tapfer und treu auf schwerem Posten gestanden ist, dann allein lassen, wenn ihm beim Verlassen seines Amtes viel Ungerechtigkeit zuteil geworden ist? Die „Furche“ pflegt die löbliche Gewohnheit, alles abzulehnen, was in die Kategorie Personenkultus gehört. Sie wird diesen ihren vornehmen Grundsatz schwerlich dann als maßgeblich erachten, wenn der Gerechtigkeit Genüge geschehen soll, und gutzumachen'ist, „was andere verdarben". Der Verfasser dieser Zeilen, ein alter österreichischer Schulmann, bittet hier i m Namen dieser Gerechtigkeit und der Wahrheitsliebe um das Wort.

Seit den Novemberwahlen von 1945 leitete Dr. Felix Hurdes das Bundesministerium für Unterricht. Mit Recht hebt die . anläßlich der Verabschiedung überreichte Dankadresse der leitenden Be-amten des Ministeriums den „Elan ohne Beispiel" hervor, mit dem dieser Mann das Bundesministerium für Unterricht reorganisierte und Aufgabe über Auf gäbe in Angriff nahm. Die erstmalige Zusammenfassung nahezu des gesamten österreichischen Schulwesens und seine einheitliche pädagogische Ausrichtung ist eine der bleibenden Errungenschaften dieses Regimes des Elans. Durch das Lehrerdienstrechtskompetenzgesetz ist die verfassungsmäßige Voraussetzung für eine gesamtösterreichische Regelung des Lehrerdienstrechtes geschaffen worden. Es wurde auf dieser Grundlage erstmalig eine Dienstpragmatik für die gesamte Pflichtschullehrerschaft entworfen, die der parlamentarischen Behandlung zugeleitet worden ist. Die Landschule erfuhr eine Förderung,- die frühere, vorwiegend städtisch ausgerichtete Schulreformpläne vermissen ließen. Durch die Schaffung der Abteilung „Schule und Beruf" wurde der Weg für eine lebensnahe Schülgesläl-, tung eröffnet. Dieser Initiative entsprang die Einberufung zahlreicher Tagungen der Lehrerschaft aller Kategorien und der Schulaufsichtsorgane, die immer wieder ein Gesamtbild des schulischen Seins und Werdens boten. Eine wohlgelungene Aktion erlaubt heute, daß Tausende junger Menschen aus den Bundesländern die Bundeshauptstadt und ihre .Kunstschätze und Bildungsstätten kennenlernen; sie ermöglichte die Schaffung einer einheitlichen, alle Zweige des Sports und das gesamte Bundesgebiet umfassenden Sportorganisation, die■ eine-entscheidende Voraussetzung für die so gedeihliche Weiterentwicklung des sportlichen Lebens in Österreich ist.

Einer klären, Ohne Schwanken festgehaltenen weltanschaulichen Linie entsprach die Wiedereinführung des Religionsunterrichts als obligaten Lehrgegen-, stand. Wie sehr die Bevölkerung diese Tat billigt, zeigt der geringe Prozentsatz į an Abmeldungen vorn Religionsunterricht. Auch die Besoldung der Religipnslehrer ist Dr. Hurdes zu danken, der damit die auch im staatlichen Interesse gelegene Tätigkeit dieser Gruppe anerkannte…

Was immer heftige Gegnerschaft beson- ders gegen den Entwurf des Hurdesschen Schul- und Erziėhungšgesetzes zu sagen wußte, es wurde dabei übersehen, daß es sich hier pm ajte und echte Anliegen der christlichen Bevölkerung handelt und daß' die Auseinandersetzung darüber in ganz Europa vor sich geht. Daß dieser Verwalter des Unterrichtsamtes den großen Anliegen unbeirrbar Stimme und Unterstützung verlieh, wird ihm von Österreichs christlicher Bevölkerung nie vergessen werden! In die Urgründe seines Handelns hat er — der in diesen Dingen so Schweigsame — einmal tief hineinsehen lassen: in seinem bei Herder1 erschienenen Buch „Vater Unser".

Man würde sein Scheiden von seiner seit sechs Jahren geübten Pflegschaft höchster Werte noch schmerzlicher empfinden, wüßte nrn nicht, daß unser Land diesen Mann notwendig hat und ihn gewiß zu neuer Aufgabe rufen wird.

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