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Hermann Mailler

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Es konnte nicht anders sein.

Wir mußten vom Tode Hermann Maillers am Montag morgens bei einem dienstlichen Telephonanruf in seiner Wohnung aus dem Munde seiner Frau hören, daß er einige Minuten zuvor einem Herzschlag erlegen sei.

Es konnte nicht anders sein, denn dieses Leben war jahrzehntelang von früh bis in die Nacht so von Arbeit und Aufopferung verzehrt, daß wir die Art dieser Nachricht nur als tragisch-sinnvollen Abschluß eines fast zwei Jahrzehnte langen Treueverhältnisses zum Hause empfinden konnten.

Hermann Mailler, Journalist, Schriftsteller, zuletzt Chef des OeVP-Pressedienstes in Wien, wurde am 28. Jänner 1901 in Wien geboren. Seine ausgesprochen feuilletonisti- sche Begabung fiel schon früh auf, so daß ihn Dr. Funder noch im Monate seiner Matura, im Jufii 1920, als Feuilletonist in die „Reichspost“ aufnahm. Seine Wiener Lokalskizzen, an bekannten Vorbildern geschult und doch sehr früh von eigener Art und Prägung, bildeten jahrelang einen begehrten Lesestoff der „Reichspost“. Seine journalistische Vielseitigkeit und sein Organisationstalent ließen ihn bald zum Feuilletonredakteur und Lokalchef der „Reichspost“ und zum Chefredakteur der Wochenausgabe „Die Woche“ avancieren. Lange Zeit war er auch Sekretär des „Reichsbundes der katholischen Jugend“.

Diesen ersten Abschnitt seines Wirkens krönte im Jahre 1929 die Delegierung Hermann Maillers zum Leiter und Organisator der neugeschaffenen volkstümlichen Tochterzeitung der „Reichspost“: „Das Kleine Volksblatt“. Wie kaum einer erkannte er damals die unschätzbare Bedeutung einer katholischen Massenpresse. Gegen übermächtige Konkurrenz, gegen die Naturgewalten eines Katastrophenwinters, gegen die Unfertigkeit eines eben erst geschaffenen technischen und Organisationsapparates setzte er zähe und bedacht, Stufe für Stufe seine hervorragenden Eigenschaften als Leiter einer wirksamen, volkstümlichen Presse und seine schier unerschöpflichen körperlichen Kraftreserven ein — ohne Rast, ohne Urlaub, denn ab 1934 war er außerdem noch Obmann der Journalistengewerkschaft und Vizepräsident der Pressekammer. In ihrer kommenden Jubiläumsausgabe bringt die „Furche“ einen Beitrag Hermann Maillers über die Schwierigkeiten dieser Gründerzeit — es sollte ein Festbeitrag sein und wurde des Verfassers ehrenvollster, ergreifendster eigener Nekrolog.

Die Heimkehr aus Krieg und Gefangenschaft gestaltete sich für Hermann Mailler schwierig. Es fand sich nicht gleich ein fest- umrissener Aufgabenkreis für ihn, und Hermann Mailler nützte auch diese erzwungene Ruhepause und führte seine schriftstellerischen Arbeiten weiter, die schon 1920 mit einem Gedichtband („Auf dem Wege nach Montsal- vat“) begonnen, vorübergehend (1924 26) zu Schwank und Lustspiel geführt hatten, in der Hauptsache aber in volkstümlichen Erzählungen und Zeitberichten gipfelten. Die Titel „Polarlicht. Zwölf Sinngeschichten“, „Gassenjungen", „Schrammelquartett“, „Der verdächtige Pfandschein“, „Schatten auf dem Trollsund“, „Frau Schratt“, „Der Gesandte Gottes“, „Der schwarze Freitag“ u. a. bezeichnen die zum Teil recht erfolgreichen Stationen seiner schriftstellerischen Laufbahn.

Auf die Dauer konnte aber auch die Publizistik auf eine solche Arbeitskraft nicht verzichten. 1946 wurde Mailler Chefredakteur der „Wirtschaft“, 1950 Chefredakteur der „Neuen Wiener Tageszeitung“, und am

1. Juni 1953 berief ihn das Vertrauen des heutigen Bundeskanzlers auf die verantwortungsvolle Stelle des Pressereferen.ten der OeVP-Bundesparteileitung und des Chefredakteurs des OeVP-Pressedienstes in Wien, die Hermann Mailler bis heute souverän und hingebend betreut hat.

Die nervenverbrauchende Arbeit des Wahlherbstes scheint seine sonst so kerngesunde und disziplinierte Körperlichkeit untergraben zu haben. Trotzdem bedeutete sein plötzlicher Tod am Morgen des 29. November für seine Freunde eine ungeheure schmerzliche Ueber- raschung.

An seinem Grabe stehen seine treue Gattin und drei Töchter, um den treuen Mitarbeiter von einst trauert das Haus Herold, seine Kraft und Führung vermissen zahllose Freunde, Mitarbeiter und dankbare Schüler. Die katholische Presse verliert an ihm einen überzeugten, vornehmen Vertreter. rh.

Die Beerdigung findet am Donnerstag, den

2. Dezember, nach der feierlichen Einsegnung in der Halle des Ottakringer Friedhofs um 14.30 Uhr statt. Die heilige Seelenmesse wird am Freitag, den

3. Dezember, um 8 Uhr in der Pfarrkirche Sankt Elisabeth, Wien IV, St.-Elisabeth-Platz, gelesen.

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