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IM STREIFLICHT

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AM Lido wehen wieder die Fahnen. Als Vor-spiel für die eigentliche Filmbiennale fand vom 11. bis 19. August die vierte internationale Vorführung von Dokumentär- und Kurzfilmen und die fünfte Vorführung von Filmen für Kinder statt. An der ersteren haben sich 34 Staaten, darunter Oester,reich mit fünf Beiträgen, beteiligt, die insgesamt 199 Filme steuerten. An der Kinderfilmschau waren 11 Staaten mit 36 Filmen beteiligt. Die Resultate stehen noch aus. Leider fehlt Oesterreich wieder einmal auf der 14. Biennale des Spielfilms, die am Abend des 20. August begonnen hat und bis zum 4. September Filme von 34 Staaten (darunter diesmal auch wieder Rußland, Tschechoslowakei, Polen und Ungarn) zeigen wird. Diese Absenz Oesterreichs (der jüngste Paula-Wessely-Film wurde genannt, dann aber wieder zurückgezogen) hat somit sogar eine kleine „Geschichte“, über der freilich die größere nicht vergessen werden möge: Bei allen gern geübten Einfühlungen in die kommerzielle Struktur des Filmgetriebes — müßte nicht jahrüb£r wenigstens e i n Film in Oesterreich entstehen, der Anspruch auf die sonstige musische Rangordnung unseres Landes unter den Nationen der Welt erheben kann?

TT UNSTSEMINAR auf der Hohensalzburg: Es ist nicht ganz so repräsentativ geworden, wie es geplant war. Aber wir sind schon zufrieden, daß es überhaupt zustandegekommen ist, daß die Räume auf der Festung doch für den Kunstbetrieb frei gemacht werden konnten, und nicht weniger als 80 Schüler aus aller Herren Länder das Seminar ungeachtet des nicht eben geringen Kostenbeitrages besuchten. Die Veranstalter und der Initiator des Unternehmens, Oskar Kokoschka, planen nun, ermutigt durch solche Erfahrungen, den weiteren Ausbau und die Konsolidierung des Kunstseminars. — Man muß sich vor Augen halten, daß jetzt wirklich alle Voraussetzungen gegeben sind, in Salzburg ein europäisches Zentrum und einen Treffpunkt auch der bildenden Kunst zu schaffen; es sind (und hier ist in Anerkennung des Kunsthändlers Friedrich Welz zu gedenken) viele erfolgreiche Anstrengungen gemacht worden, den Festspielen ein von Jahr zu Jahr bedeutsameres Ausstellungsprogramm einzugliedern; es ist schon kein Zufall mehr, wenn ein Künstler (und Geschäftsmann) wie Jean Lurcat aus eigenen Stücken eine Kollektion seiner in der Tat weltberühmten Gobelins nach Salzburg schickt; und ebenfalls nicht zufällig ist jetzt in Salzburg die bisher bemerkenswerteste Exposition moderner österreichischer Kunst zu sehen — kurz, Ort urid Zeit und Gesinnung der Obrigkeit sind günstig, die Anziehungskräfte Salzburgs nach einer neuen Richtung hin wirksam werden zu lassen — und so läge nichts näher, als all diesen Bestrebungen unter anderem auch durch eine engere und längere Bindung Oskar Kokoschkas an die Hohensalzburg einen Schwerpunkt zu verleihen. Zum Ruhm und Nutzen nicht nur Salzburgs allein.

CCHLIMM zugerichtet ist das große „Breuner“-Palais in der Singerstraße, das um 1715 von einem Wiener Architekten in Nachahmung der Hilbrandtschen Böhmischen Hofkanzlei entworfen worden ist, und dessen Fassade zu den schönsten Wiens gehört — oder besser gesagt: sie würde wieder zu ihnen gehören, wenn man endlich ihre Kriegsschäden und lange Vernachlässigung gutmachte. Jetzt ist sie so sehr ramponiert, daß nur der Fachmann noch zwischen „barock“ und „barack“ unterscheiden kann. Höchste Zeit also, daß in der Singerstraße 16 Gerüste aufgestellt und Kübel voll Mörtel herangetragen werden ...

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A UCH heuer gibt die ausländische Presse un-zähligen Berichten, Feuilletons, Reiseschilderungen und Meldungen aus und über Salzburg Raum; in einem dieser Feuilletons — geschrieben von Wolf v. Niebelschütz, erschienen in der deutsch-amerikanischen „Neuen Zeitung“ — steht ein Satz, den wir als ein Beispiel für viele andere Freundlichkeiten zitieren und festhalten wollen, weil er so besonders hübsch formuliert ist: „Und wie die Welt arm wäre, wenn Gott uns die Musik Mozarts abverlangen wollte, so darf uns ein Salzburg nicht fehlen — selbst Mars, der Kriegsgott, hat dies gefühlt... oder hat ihn Venus darum gebeten?“ In der Tat: dies ist eine liebenswürdige Arabeske, die sich gut in das barocke Bild „Salzburgs“ einfügt.

■p\ER Mord in der Seitengasse. .. Wasserstoff-* bombe... Stojaspal in guter Form: wir kennen die balkendicken Aufmacher zur Genüge, in denen die moderne Presse ihre Käufer anlockt. Und auch jene, die eigentlich kein gutes Gefühl dabei haben, machen resignierend mit: es geht einfach nicht anders. Wie vor einem modernen Weltwunder hält man da für einen Augenblick den Atem an, wenn einem durch Zufall die Schweizer „Tat“ vom 8. August in die Hände kommt. Der „Aufmacher“ dieses Blattes behandelt unter dem Titel „Eine Weltgeschichte in deutscher Sprache“ nichts anderes als die Herausgabe des ersten Bandes der von Professor Fritz Voljavec (München) redigierten Historia mundi durch den Verlag Francke, Bern ...

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