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IM STREIFLICHT

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M letzten Wochenende veranstaltete der Se.n- der Rot-Weiß-Rot sein 100. symphonisches Samstagnachmittag-Konzert. Blickt man auf die Programme dieser Konzertreihe zurück, so ergibt sich, daß sie nicht besser und nicht viel schlechter waren, also solche Zyklen zu sein pflegen, die - ohne eine bestimmte Leitidee, ohne Planung auf weite Sicht zusammengestellt werden. Das Verdienst der Veranstalter dieser Konzerte liegt mehr auf sozialem Gebiet: zu billigen

Preisen waren hier erstklassige Orchester und Solisten unter tüchtigen, zum Teil berühmten Dirigenten zu hören. — Was aber dem gutgläubigen Hörer jeweils bei den „einführenden Worten" an Dilettantismus, Halbbildung, nichtssagenden Phrasen, sachlichen und sprachlichen Schnitzern vorgesetzt wurde, lag weit unter dem Mittelmaß und stellt einen negativen Rekord dar. — Mehr als zehnmal wurde an dieser Stelle auf diesen Mangel hingewiesen, ohne daß die dafür, Verantwortlichen, nämlich die Sendeleitung, darauf reagiert hätte. Das ist freilich auch ein Rekord!

P IN „teuflischer Plan" wurde vor einiger Zeit ’ das Projekt des Theaters der Josefstadt genannt, moderne Stücke durch ein „Studio der Jungen" inszenieren zu lassen. Man sollte mit so harten Worten sparen, wenn es sich um ein Beginnen handelt, das doch offensichtlich vom guten Willen einer Theaterdirektion getragen wird, der Jugend einmal eine Chance zu geben. Ob es aber trotz allem nicht doch besser wäre, dem Studio der Jungen, in dem sich junge Schauspieler und Regisseure bewähren müssen, wenigstens bereits bewährte Stücke anzuvertrauen, und die modernen Stücke sowie die Stücke österreichischer Autoren, die gerade die .Josefstadt nicht vernachlässigen will, lieber alten Theaterhasen anzuvertrauen? Die Fehlinszenierung von Kafkas „Schloß" ist noch in schlechter Erinnerung. Und man würde nicht gern ein wichtiges Stück an mangelnder Bühnenerfahrung scheitern sehen. Wie immer: die Hauptsache bleibt, daß das „Studio der Jungen" überhaupt mehr in Erscheinung tritt als bisher.

PIN Auge auf, das andere zu..,, so könnte "‘ man wohl die Blinzelei im Halbschlaf der kleinen Bühnen bezeichnen. Ein neues Theater öffnet seine Pforte, ein anderes schließt sie. Das Ateliertheater am Lichtensteg, das seit seiner Geburt schwach auf der Brust war, ist nun an galoppierender Schwindsucht gestorben. Stillschweigend wurden die Plakate und Aufschriften entfernt, die zuletzt davon kündeten, daß das „Atelier total verrückt" sei. Und schon geht eine Notiz durch die Presse, daß ein „Theater am Augarten” in die Bresche springen will. Sein Eröffnungsmanifest ist ein wenig farblos und entspricht dem der anderen kleinen Bühnen. Moderne Stücke sollen gespielt werden. Schön und gut —, aber welche, das wurde nicht Bekannt- gegeben. Ob das „Theater am Aügirten" mit dem Programm auch das Schicksal der meisten Kellertheater teilen wird?

A UF dem Stuttgarter Charlottenplatz, im Insti- tut für Auslandbeziehungen, tagten die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft für Sprachpflege und berieten über eine deutsche Rechtschreibreform. Der Gedanke hierzu geht schon auf das Jahr 1946 zurück, im Vorjahre tagte man in Salzburg. Heuer sollen die österreichischen Vertreter in dem Sprachparlament, an dem auch Abgesandte der Schweiz und der Deutschen Demokratischen Republik teilnahmen, durch ihre radikalen Vorschläge allgemein aufgefallen sein (konsequente Kleinschreibung, Weglassung aller ph, rh, y, des Dehnungs-e, des Buchstabens ß usf.). Es ist eigenartig, daß man weder vor Beginn der Beratungen noch während dieser und, wie es allen Anschein hat, nun auch nach dem Ende der Konferenz in Oesterreich darüber referiert. Und nicht etwa bloß bei den „zuständigen Stellen". Die Liebe (einstweilen noch nicht „di libe") zur Sprache ist nämlich Allgemeinangele- g e n h e i t.

T~ ER „Groß-Berliner Leihbuchhändlerverband" hat sich entschlossen, mit der „Deutschen Friedrich-Schiller-Gedächtnisstiftung", die ihrerseits schon seit Jahrzehnten viel für die Verbreitung des guten Buches getan hat, einen Vertrag abzuschließen. Vorerst für die kommenden fünf Jahre kommt der Verband einer Forderung der Schriftsteller nach, je Mitglied der Leihbücherei einen bestimmten Betrag, eine Art Autorenlizenz, an die Schiller-Stiftung abzuführen. Anderswo ist das anders. Da gibt man den Leihbüchereien nicht einmal eine städtische Subvention. Denn, Schriftsteller her, Schriftsteller hin, wichtig ist, daß ein Leihbibliotheksmonopol angestrebt wird. Bis dahin mag sich die Literatur und mögen sich die Schreiber gedulden.

”V HRENZERREISSENDE Töne verbreiten jene mit Lautschrei-Anlagen versehenen Propa-’ gandaautos, die ein Gemisch von. Aschantimusik und Gesehäftsreklame dem unwilligen und unfreiwilligen Zuhörer in die Ohren posaunen. Jede Unterhaltung stockt, Telephongespräche müssen unterbrochen werden, wo diese Flut von Mißtönen heranrollt. Frage: Wie kann ein solcher Unfug „behördlicherseits" in der Aera der Lärmbekämpfung und der fortschreitenden Hupverbote geduldet oder gar bewilligt werden?

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