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DIE ÖSTERREICHISCHE WIRT- SCHAFTS- UND SOZIALPOLITIK. Von Wolfgang Schmitz. Verlag Herder, Wien 1961. 52 Seiten.

Der Verfasser, einer der führenden Wirtschaftspolitiker der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft, versucht in der vorliegenden Broschüre die Elemente der katholischen Soziallehre mit einer konkreten und regionalen sozialökonomischen Situation zu konfrontieren. Dabei wird geprüft, wieweit durch die ge- gebene Wirtschafts- und Sozialpolitik den Grundprinzipien katholischer Soziallehre, die durchweg auf das Gemeinwohl hin ausgerichtet sind, entsprochen wurde.

Zu diesem Zweck werden in einer verdienstvollen Weise die umfangreichen Materialien nach den grundlegenden Zielsetzungen der Soziallehre geordnet. Auf diese Art bietet der Autor eine — trotz der gebotenen Kürze — umfassende Darstellung des Phänomens der Vollbeschäftigung in Österreich, geht auf die Kaufkraft des Schillings an Hand reichen Ziffernmaterials ein, und ebenso auf die Frage, wieweit trotz der gelungenen Gewinnung einer hohen Beschäftigungsrate und Stabilität des Geldes auch das wirtschaftliche Wachstum gesichert werden konnte. Ebenso wird das Problem der Einkommensverteilung angesichts der gegenwärtigen Situation einer eingehenden sachkundigen Prüfung unterzogen.

Die aktuelle Schrift, welche von der Katholischen Sozialakademie (in welcher der Verfasser tätig ist) herausgegeben wird, verdient bei allen, welche die Prinzipien der Soziallehre der Kirche als durchaus realisierbar ansehen, weiteste Verbreitung, vermag das kleine Werk doch auf Jahre hinaus die sozial-ethischen Argumente mit reichem Tatsachenmaterial zu unterstützen.

TEUFEL UND VERDAMMTE - ERFAHRUNGEN UND ERKENNTNISSE AUS SIEBEN JAHREN IN DEUTSCHEN KONZENTRATIONSLAGERN. Von Benedikt K a u t s k y. Verlag der Wiener Volksbuchhandlung. 316 Seiten.

Das Buch des vor einiger Zeit verstorbenen großen Theoretikers des österreichischen Sozialismus liegt nun bereits in zweiter Auflage vor und gewinnt angesichts der Dokumentationen im Rahmen des Eichmann-Prozesses neuerlich Aktualität. Obwohl selbst Häftling und Opfer der NS-Politik, versteht es Kautsky — so węit eben menschenmöglich —, stets Distanz gegenüber den Ereignissen und den Erfahrungen zu halten. Auf diese Weise bietet das Buch eine objektive Schilderung sowohl der Entwicklung der Lager, wie der in ihnen Aufsicht führenden und Herrschaft ausübenden SS. Ebenso aber scheut sich der Verfasser nicht, auch eine Art Typologie der Häftlinge zu geben und dabei falsche Schemata zu beseitigen, wie jenes vom durchweg „guten“ Häftling oder die Annahme, daß die Mehrheit der Lagerinsassen wegen ihrer Gesinnung inhaftiert gewesen und insoweit politische Märtyrer gewesen seien. Wenn auch selbst (glaubensloser) Jude, übersieht Kautsky nicht die Tatsache, daß die Mehrheit der Juden das Inferno des Lagers schon deswegen seelisch nicht durchstehen konnte, weil sie nicht in Widerstand gegen den Nationalsozialismus gestanden hatten, sondern einfach aus rassischen Gründen eingeliefert worden waren und alles Geschehen für sie ohne jeden Sinn zu sein schien.

Ausgezeichnet ist die Schilderung der Kleingesellschaft des Lagers, die nur in ihrem Widerspruch zur Lagerführung und den Capos eine Einheit war, sonst aber alle jene Vielfalt aufwies, wie die große Gesellschaft jenseits des Stacheldrahtes. Neben dem „SS-Staat“ von Kogon ist das Buch von Kautsky wohl die beste soziologische Analyse der KZ-Lager, um so mehr, als es der Autor vermochte, bis zum Schluß seiner Darstellung „unbeteiligt“ zu bleiben und uns so eine Sicht des Wirklichen zu geben.

ABER DAS HERZ IST DIE MITTE. Gedichte von Anna Elisabeth Reisenberger. Verlag Brüder Hollinek, Wien, 1961, 135 Seiten.

Man könnte nicht klagen, Lyrik würde heute in Österreich zuwenig gepflegt und betreut. Unter den Begabten steht zweifellos Anna Elisabeth Reisenberger, nicht nur mit der überlegenen Beherrschung der Form, sondern in erstaunlicher Weise auch mit der Vielfalt des Dargestellten. Was sie über das Kind auszusagen weiß, über Wald und See, über die uns nahen Tiere, über das Flugzeug, ja sogar über den elektrischen Kurzschluß, das alles bekundet gedankliche Tiefe und Kraft der Persönlichkeit. Besonders bezeichnend für die Dichterin erscheinen uns die zyklisch angeordneten Auflösungen von Musik und Bild im lyrischen Wort: Bach. Beethoven und Pfitz- ner, Dürer, Rembrandt, auch Chagall und Kokoschka, und schließlich der grandiose Gedichtskreis um den Meister des Stephansdomes, Anton Pilgram.

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