6654582-1959_21_21.jpg
Digital In Arbeit

Zum Geleit!

Werbung
Werbung
Werbung

Kaum ein anderer Berufsstand kann auf die Gestaltung des öffentlichen und kulturellen Lebens so bestimmend einwirken wie der Verleger, dessen Arbeit der breitesten Oeffentlichkeit Information, Belehrung und Unterhaltung bietet. Die Publikation des gedruckten Wortes läuft auf höheren Touren als je zuvor. Daraus erwächst den Verlegern in aller Welt eine eminent wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe. In einer Zeit, in der die Barrieren an den Grenzen fallen, muß auch versucht werden, den freien Buchverkehr zwischen allen Ländern der Erde zu erreichen. Das ist ja auch eines der Hauptziele der Internationalen Verlegerunion, die ihre Mitglieder für die Zeit vom 24. bis 30. Mai zu ihrem 15. Kongreß in die österreichische Bundeshauptstadt berufen hat.

Hunderte von Vertretern aus 28 Ländern werden sich unter anderem um die Vereinfachung und Vereinheitlichung der urheberrechtlichen Bestimmungen bemühen. Alle diese Fragen hat man bereits seit 1896, dem Jahr, als die Internationale Verlegerunion in Paris ins Leben gerufen wurde, zu ,: sen versucht. Aber immer neue Probleme türmten sich auf. Schon zu dieser Zeit konnte man feststellen, daß von 110 Staaten nur 28 einen Bücherzoll einhoben. Er erfüllt uns mit Genugtuung, daß damals Oesterreich zu den Staaten zählte, die Bücher von jeglichen Abgaben und Zöllen befreiten. Bedingt durch die europäische Situation, können heute nur zwei Staaten auf Einnahmen aus dem Import von

Büchern verzichten, nämlich Holland und die Schweiz.

Es ist für Oesterreich besonders ehrenvoll, daß die Internationale Verlegerunion gerade Wien als Tagungsort gewählt hat. Oesterreich darf das Recht für sich in Anspruch nehmen, bei dieser Tagung ein gewichtiges Wort mitzureden. Der österreichische Buchexport beziffert sich zum Beispiel für das Jahr 1957 auf mehr als 140 Millionen Schilling. Davon gingen Verlagserzeugnisse im Werte von 123,3 Millionen Schilling, d. s. mehr als 87 Prozent des Gesamtexportes, in die der Internationalen Verlegerunion angehörenden Staaten. Durch die Wahl eines Oesterreichers zum dritten Vizepräsidenten hat die Internationale Verlegerunion den Anteil Oesterreichs am internationalen Verlagsschaffen noch besonders gewürdigt.

Schon einmal hat ein Ball in der Wiener Hofburg — als Abschluß eines bedeutenden Internationalen Kongresses — unserem Kontinent eine neue Ordnung gegeben. Seither gehört das Wort „Der Kongreß tanzt“ zu den geflügelten Worten der Geschichte. Möge auch der Ball, der den dritten Kongreß der Internationalen Verlegerunion seit Beendigung des zweiten Weltkrieges abschließt, den Anfang einer neuen Verständigung zwischen den Völkern und einer neuen Epoche regen Austausches des geistigen Schaffens aller Länder bilden. Das ist der Wunsch des Handelsministers zum 15. Kongreß der Internationalen .Verlegerunion!

über den Kreis der Fachleute hinaus von Interesse sind, wie die europäische Integration oder die Entwicklung der Lesegewohnheiten. Auf dem geschichtegetränkten Boden unseres Landes und unserer Stadt, die durch Jahrhunderte Wall, aber auch Brücke „gen Osten“ waren, mögen die Teilnehmer des Kongresses erfahren, von welch entscheidender Bedeutung Wien und Oesterreich für die Kultur des Abendlandes waren. Hier war die Hauptstadt des Heiligen Römischen Reiches, in der seine Insignien und Kleinodien bewahrt werden.

In dem kulturellen Leben der Völker hat das Buch immer eine entscheidende Rolle gespielt als Mittler des Geisteslebens. In den letzten Jahrzehnten wurde ihm dieser Primat nicht immer leicht gemacht. Denn in dem Zeitalter der Massen hat die Technik neue Formen gefunden, die weniger Besinnung und Konzentration verlangen als. das Lesen eines Buches. Aber trotz spruchsloser Form zu billigsten Preisen verkaufen.1

Doch ist die Aufgabe des Verlegers jetzt viel schwieriger.

Die Welt ist kleiner geworden. Bei der Anzahl der Bücher muß heute ein Verleger daran denken, daß diese nicht nur im eigenen Lande bestehen müssen, sondern vor der ganzen Welt.

Die Probleme, die heute an die Buchverleger herantreten, sind zum größten Teil gleichartig, trotz sprachlicher Unterschiede.

Wir hoffen, daß der Wiener Kongreß dazu beitragen wird, die Bindungen zwischen den verschiedenen Nationen enger zu gestalten. Unser Verband wird sich bemühen, der Ehre gerecht zu werden, die ihm durch diesen Kongreß zuteil wird.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung