Trump Voters - © imago images / ZUMA Wire

Trash und Trump

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Eine Allianz gegen das Establishment? Was der abgewählte Präsident bewirkte – und worauf er mit seiner Art des Regierens aufsetzen konnte. Versuch einer Schadensanalyse der US-Demokratie und des Risses, der durch die Gesellschaft geht.

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Eine Allianz gegen das Establishment? Was der abgewählte Präsident bewirkte – und worauf er mit seiner Art des Regierens aufsetzen konnte. Versuch einer Schadensanalyse der US-Demokratie und des Risses, der durch die Gesellschaft geht.

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Man muss dasjenige, was bei den jüngsten Präsidentschaftswahlen in den USA geschah, breitflächig sehen. Die Soziopathie eines Mannes brachte bloß ein tiefsitzendes Unbehagen an die Oberfläche, einen Groll, der fast die Hälfte der Amerikaner seit Langem erfasst hatte. Jedenfalls kann man über dieses Unbehagen und diesen Groll nicht ernsthaft sprechen, wenn man allzu rasch auf die Person Donald Trump fokussiert. Die bürgerliche Gesellschaft des Westens hat eine Wohlstandsmaschinerie in Gang gesetzt, die das Leistungsprinzip an die Stelle der Tradition setzte. Karl Marx postulierte im „Kommunistischen Manifest“: „Alles Ständische und Stehende verdampft …“

Indem an die Stelle ererbter Blutsprivilegien Demokratie und freie Marktwirtschaft traten, wurde ein Schein von Gerechtigkeit genährt. Waren nun nicht alle gleich und frei? Und konnte so nicht jeder selbst entscheiden, ob er – um dem Lügenbonmot des US-Kapitalismus Tribut zu zollen – Tellerwäscher oder Millionär sein wollte?

Fatale Wirkung

Wir kennen mittlerweile die fatalen Auswirkungen des ungezügelten Leistungsprinzips unter der Bedingung ungehemmten Kapitalumlaufs zur Genüge. Es wird eine Masse an Wohlstandsverlierern erzeugt, denen die Masse der Erfolgreichen gegenübersteht. Diese müssen, falls sie nicht aus reichem Elternhaus stammen, den einmal erreichten Lebensstandard unermüdlich absichern. Sie rackern Tag für Tag, zahlen oft lebenslang an ihren Kreditschulden. Sympathie und Solidarität mit denen, die im Wettbewerbsrennen auf der Strecke bleiben, können kaum entstehen; auch die in den USA übliche und üppige Wohltätigkeitspraxis, Charity, vermag das sozialstaatliche Vakuum nicht zu füllen. Die Angehörigen der „nach oben“ strebenden Mittelschicht haben wenig Lust auf die ungeschminkte Erkenntnis, wodurch ihre Lage so zerbrechlich wurde: nämlich durch einen sozioökonomischen Mechanismus, der den Abstand zwischen Reich und Arm in den Himmel wachsen lässt. Heute verfügen in der westlichen Welt einige Prozent an Menschen über mehr als die Hälfte des gesamten Privatvermögens.

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