6588785-1952_12_07.jpg
Digital In Arbeit

Familie und Werk

19451960198020002020

Thörl, Geschichte eines steirischen Eisenwerks. Von Maja Loehr. 47 Bilder, 178 Selten. Verlag für Geschichte und Politik, Wien. — 125 Jahre Ziegelei Mayr. Von Klemens M. Mayr. Drude Wagner, Innsbruck. 36 Selten. 7 Bildtafeln>>>>>

19451960198020002020

Thörl, Geschichte eines steirischen Eisenwerks. Von Maja Loehr. 47 Bilder, 178 Selten. Verlag für Geschichte und Politik, Wien. — 125 Jahre Ziegelei Mayr. Von Klemens M. Mayr. Drude Wagner, Innsbruck. 36 Selten. 7 Bildtafeln>>>>>

Werbung
Werbung
Werbung

In dieser familienverächterischen Zeit sind diese zwei Bücher eine erfrischende Überraschung, beide Bekenntnisse zu familienhafter Bodenständigkeit und Ehrfurcht vor dem von Vorvätern überkommenen und durch Geschlechter treugeführten Werk. „Thörl“ nennt sich die „Geschichte eines steirischen Eisenwerkes“, die historisch sorgsame Darstellung eines in langer Geschlechterfolge emporgewachsenen industriellen Familienbesitzes, der typisch i6t wie nur irgend etwas für die „Eherne Mark“ und ihr Hammerherrenwe6en. Eine landesgesdiichtlich, aber allgemein soziologisch interessant bedeutungsvolle Erscheinung tritt uns hier, von einer gewissen Romantik Überhaucht, gegenüber. Vor einem halben Jahrtausend aus primitiv handwerklichen Anfängen geboren, aufwärtsgetra- gen durch Generationen fleißiger Menschen, wurden diese kleinen steirischen Hammerwerke allgemach stattlicher Familiembesitz, die den Stolz des Landes begründeten, bi6 sie die nivellierende Macht der Großindustrie erreichte, ruinierte oder inkorporierte und bis auf wenige Reste vernichtete. Zu letzteren gehören die Eisenwerke von Thörl und ihre Zweigwerikßtätten, deren Ursprung in das 14. Jahrhundert zurückreicht. Das älteste nachweisbare Thörler Hammerwerk wurde von einem Ritter von Waldstein um 1370 geführt. E6 lag am gleichen Platz wie die heutige moderne Erzeugungsstätte im Thörlgra- ben, dem vom Mürztal nordwärts zum Sse- bergsattel abzweigenden Gebirgstal, der alten Mariazeller Pilgerstraße, die vom Stift Sankt Lamprecht wehrhaft an der engsten Tatetelle durch einen Burgenbau geschützt war, Noch heute steht der Turm der Straßensperre und überschaut die Burgruine Schachenstein die Betriebsanlagen des Hammerwerkes Thörl. Die Namen der alten steirischen Hammer- herrenfamilien Pregel, Leutzendorf, Fürst, Ga- 6teiger und Pengg von Auheim 6ind mit ihm verknüpft. Seinen Aufstieg vom handwerklichen Betrieb gewann Thörl in der maximi- liani6chen Zeit, da der König die österreichische Landesverteidigung gegen Venedig verstärkte Achtzig Knechte beschäftigte Sebald Pregel dank der Aufträge König Maximilians in 6einen Betriebsanlagen, die zu einem der wichtigsten österreichischen Rüstungswerke geworden waren. Von Monat Mai 1500 bis Mai 1506 wurden 9950 Handfeuerwaffen und 1450 Großgeschütze für den König geliefert. Im Frühjahr 1406 besuchte Maximilian die Büchsensdimiede, der er längst schon 6ein Interesse geschenkt hatte. Zahlreiche wertvolle Details, aus einer sorgfältigen Prüfung ergiebiger Archivalien geschöpft, ergänzen die lebensvolle Geschichte von Thörl, seiner durch die Jahrhunderte lückenlos geführten Besitzerfolge und seiner betrieblichen Entwicklung. An wenigen Stellen reicht der Stammbaum österreichischer Industrie so weit und noch so lebendig zurück; selten kommt der Werkforechung auch ein so reicher ardiiva- lischer Fund zustatten. Die Bearbeitung des Stoffes lag in guter Hand. Hane von Pengg, der diesen Band dem Andenken an die „alten Hammerherren am Thörl und ihren Helfern, deren Not und deren Glück“ widmete, hat die Heimatgeschichte um ein edles Schmuckstück bereichert.

Gleichem Geiste entsprungen ist die Monographie, die Klemens M. Mayr aus Anlaß eines Werkjubiläums schrieb, das in seiner Familie durch fünf Vierteljahrhunderte aus bescheidenen Anfängen zu einem modernen Großbetrieb gestaltet worden ist. Es stellt nur eine Station in dem Schaffen eines Tiroler Geschlechtes dar, das seinen bäuerlichen Ursprung bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts zurückverfolgt und unter seinen Vorfahren mit Andreas Hofer und Jo6ef Spedcbacher versippt ißt. So verbindet diese Monographie die Geschichte des Werkes mit einer de6 Hauses Mayr, das durch drei Jahrhunderte in nicht stockender Abfolge seiner Heimat Zimmermei6ter, Baumeister, Architekten und Ingenieure geschenkt hat, zugleich ein Beispiel geruhsamer, im Heimatboden verwur- zelter Stanuneefesliakeit.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung