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Kultur und Kunst in Salzburg

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Mit der Gründung der österreichischen Kulturvereinigung für das Land Salzburg, die in diesen Tagen unter dem Vorsitz 'ihres Präsidenten, Minister a. D. Doktor Pernter. stattfand, wurde der weiteren Entwicklung auf allen Gebieten der Kunst und des Geisteslebens wieder ein Schritt vorwärts getan. Wenige Tage später fand sich im Sitzungssaal des Mozarteums eine Reihe Persönlichkeiten des österreichischen Kunstschaffens zusammen, um die Salzburger P a s s i o n s s p i e 1 g e m e i n d e zu gründen. Es soll die Tradition der Salzburger Spiele wieder aufgenommen werden, die seit der Zeit der Franzosenkriege in Vergessenheit geraten sind. Schon Max Reinhardt hatte 1937 den Plan gefaßt, einen der vielen passenden Naturplätze in der Umgebung Salzburgs zum Schauplatz eines solchen Spiels zu gestalten; er trug sich mit dem Gedanken, durch eine Pantomime mit Chören und Sprechern die Leidensgeschichte in eine neue Form zu bringen. Heute will man das Passionsspiel in den Raum der Felsenreitschule stellen; hier soll das Wort dominieren, das Wort, dem Rudolf Henz nach dem Johannesevangelium und unter Anlehnung an die alten Salzburger Spiele neue Form geben wird. Domkapellmeister Meßner schreibt die Musik, und der Bühnenbildner Professor Emil Pir-chan übernimmt den szenischen Aufbau in der Felsenreitschule. So wird im Sommer 1948 vor und wahrscheinlich auch nach den Festspielen das Salzburger Passionsspiel wieder erstehen.

Mit dem Ende des Winters, der diesmal eine vollkommene Lahmlegung aller künstlerischen Veranstaltungen in Salzburg brachte, hat nun wieder das musikalische Leben begonnen, allerdings noch zaghaft, als traue man dem jungen Frühling nicht ganz. Im Zyklus der Abonnementkonzerte des Mozarteums wurde das bisher interessanteste Programm geboten. Rückschauend kann man feststellen, daß wohl durchschnittlich sauber gearbeitet worden ist, daß man aber, mit zwei Ausnahmen, der neuen Musik fast ängstlich aus dem Wege gegangen ist. Gewiß kämpft gerade diese Kunstgattung gegen Abneigungen. Aber so paradox die Frage eines geistreichen französischen Musikers klingen mag — sie hat Berechtigung: „Wie kann man von den Menschen eigentlich erwarten, daß sie die Musik der Vergangenheit, die ihnen in jeder Hinsicht fern liegt, verstehen, wenn man sie nicht in Beziehung zur Musik der Gegenwart bringt, die ihnen an sich doch viel näher stehen müßte?“

Die musikalisch stärksten Eindrücke kann man zur Zeit im Dom empfangen, denn die Kirchenmusik der sonntägigen Festgottesdienste unter der Leitung Professor Joseph Meßners werden stets zu neuem Erlebnis. Ein musikalisches Hochamt zählt eben doch zu dem Größten und Schönsten, das die Kunst besitzt.

Von Veranstaltungen in kleinerem Rahmen haben die literarischen Abende, zu denen die Adalbert-Stifter-Gemeinde einlädt, stets einen eigenen Zauber. Meist werden erlesene Kleinigkeiten und Kostbarkeiten aus neuerem dichterischen Schaffen dargeboten. Im Landestheater bewegt sich leider die Qualität des Gebotenen auf absteigender Linie. So blieb bei der Aufführung von Goethes „Faust“ die Regie am äußersten Rande der Dichtung stehen. Dazu kam noch, daß „Miedings Söhne“ versagten und die Bühnenbilder tiefstes Provinztheaterniveau dokumentierten. Im übrigen beherrscht den Spielplan das leichte Unterhaltungsstück. Ein Lichtblick war eine schöne Aufführung von „Hoffmanns Erzählungen“ im Festspielhaus.

Die Vorbereitungen zu den diesjährigen F e s t s p i e.l e n sind soweit fortgeschritten. Die „Furdie“ hat darüber schon Wesentliches berichtet. Für die acht Orchesterkonzerte wurden folgende Dirigenten gewonnen: Ernest Ansermet (Schweiz), John Barbirolli (England), Edwin Fischer (Schweiz), Otto Klemperer (USA), Hans Knappertsbusch (Deutschland), Charles Muench (Frankreich). Vier Kammerkonzerte (Calvet-Quartett, Fischer-Trio, Schneiderhan-Quartett, ein Kammerkonzert moderner österreichischer Komponisten), vier Serenaden unter der Leitung von Professor Bernhard Paumgartner sowie fünf Domkonzerte, bei denen Palestrina, Bach, Mozart und Verdi aufgeführt werden, vervollständigen den musikalischen Teil des Programms.

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