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Meisterbilder

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In der „Galerie San et Lucas“ am Josefsplatz ist noch bis zum 31. Mai eine exquisite Ausstellung von Bildern alter Meister zu sehen, unter denen wieder kostbare und köstliche Stücke zu finden sind.

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In der „Galerie San et Lucas“ am Josefsplatz ist noch bis zum 31. Mai eine exquisite Ausstellung von Bildern alter Meister zu sehen, unter denen wieder kostbare und köstliche Stücke zu finden sind.

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So etwa die bezaubernde kleine Madonna des „Meisters der Magda-lenen-Legende“ mit dem schönen Inkarnat der Maria und des Kindes, die weich gemalte „Kreuzabnahme“ von Adriaen Ysenbrant mit einer eindrucksvollen Figur des Josef von Artmathea, das manieristische Triptychon „Die Anbetung der Könige“ von Pieter Coeck van Aelst, die „Porträtstudie eines jungen, bärtigen Mannes“ von Peter Paul Rubens, ein Musterbeispiel seiner virtuosen Technik, sowie weitere Bilder von Jan Asselyn, Aert van der Neer, Adriaen van Ostade, Jan Miense Molenaer, Jan Fyt, Jan Wynants sowie anderer Holländer und Italiener. Mit dieser Ausstellung, die internationale Maßstäbe und Vergleiche nicht zu scheuen braucht, feiert die „Galerie Sanct Lucas“ das 50. Jahr seit ihrer Gründung. In bewundernswerter Weise hat ihr Leiter, Dr. Robert Herzig, der Sohn des Gründers Carl Herzig, seit dem letzten Krieg gegen alle Schwierigkeiten das überlegene Niveau dieser Galerie gewahrt und aus ihrer Existenz in einer immer häßlicher werdenden Stadt eine Oase der Kultur, der Kultiviertheit, ein Wiener Juwel gemacht. Man kann ihm dafür nur von ganzem Herzen danken, ihn beglückwünschen, ihm und seiner Galerie ein „ad multos annos“ zurufen.

Nicht weit von der „Galerie Sanct Lucas“ entfernt, im Internationalen Künstlerclub im Palais Palffy, stellt der junge Graphiker und Maler Gotthard Muhr seine Ölbilder aus. Muhr ist ohne Zweifel eine der wirklichen Hoffnungen der österreichischen Graphik, mit einer bereits sehr persönlichen großzügigen Form, hinter der auch eine unverkennbare düster expressive Aussage steht. Seine Ölbilder erreichen bei allen starken malerischen Ansätzen die Dichte der Graphik noch nicht. Sie sind dort am besten, wo sie, große Formate meidend, die Dingwelt, vereinfachend und steigernd, intensiv transponieren und dadurch zu einer Bedeutung kommen, die nicht im Aufsuchen des Bizarren, Outrierten und Grotesken — eine Versuchung auf unserem Boden — liegen kann. Daher berühren Bilder wie „Die Schwarze Küche“, „GeDbe Handschuhe“, „Stilleben mit Tabaksbeutel“ und „Stilleben mit Königin“ von der Form und der Aussage her mehr als etwa die „Offenen Hasen“, der „Wiener Bacchus“ oder die „Dreiköpfige Jury“, weil sie einerseits der Gefahr der Undeutlichkeit und der Spannungslosigkeit entgehen, anderseits ohne Literatur die Objekte selbst zu Trägern der Mitteilung machen. Der Gefahr des Literarischen und der Flüchtigkeit müßte mehr Mut entgehen, dann sind von ihm auch auf dem Gebiet der Malerei wesentliche Leistungen zu erhoffen. Rudolf Petriks Ausstellung in der Secession, mit Bildern aus Buchstaben und Worten, zu denen sich assoziativ groteske Texte gesellen, verwendet die sinn-entleerten Schriftzeichen als dekorativ raffiniert gesetzte Elemente der Flächengestaltung. Hier wird der jahrtausendealte Vorgang, der vom Bild zum Zeichen und zur Schrift führt, nicht umgekehrt, sondern entwertet, ein Gleichnis für die Kommunikationsschwierigkeiten unserer Zeit tritt — ästhetisch unverbindlich — zu Tage, sehr direkt und berührend mit großer Sensibilität formuliert und projiziert.

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