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Meisterwerke

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„Keramische Meisterwerke“ heißt die Ausstellung von Professor Robert 0 b s i e g e r, die jetzt in einem Sonderraum des Museums für angewandte Kunst gezeigt wird. Es sind in der Tat Meisterwerke. Professor Robert Obsieger, der früher für die Wienerberger Ziegelwerke tätig war und jetzt als Leiter der Meisterklasse für keramische Plastik und Töpferei an der Akademie für angewandte Kunst wirkt, versteht nicht nur die Handhabung der Töpferscheibe, sondern auch sein Material, die tonige Substanz, von der die Sagen der alten Völker so viel wissen. In der Mitte des Ausstellungsraumes stehen einige größere Gartenplastiken. Die meisten Keramiken sind für Blumen, Gräser und allerhand andere grüne Gewächse bestimmt, wodurch der Saal eine besonders frische Atmosphäre gewinnt. Am Rande stehen Schüsseln, Teekannen und Krüge, die deutlich die Eindrücke der Schöpferhand festhielten, als wäre sie daran festgewachsen. Nicht weniger als die Formen wollen wir aber die Farben bewundern, die Obsieger für seine Gefäße fand: das Rotbraun etwa, das nach frischer eisenerzhältiger Erde riecht, die noch dichter als Ton scheint, oder ein gelbes Grün, wie es die Wiesen im Herbst haben, wenn die Froschteiche trocknen.

Die Wiener Seceision lädt zur Besichtigung dreier Personalausstellungen ein. Da sind zunächst die Bilder von Valdemar E I e n b a a s aus Rotterdam, Lithographien und Monotypien. Elenbaas ist in seinen Bildern dem Leben nahe, das man auf einer Insel führen kann. Das Wasser spült da viele Dinge und Bilder an den Strand. Es sind dieselben Dinge heute und morgen, und doch sehen sie immer wieder anders aus. In all diesen Lithographien ist eine Leichtigkeit und Feinheit der Formen wie etwa bei Matisse, aber sie sind heiterer und harmonischer. Das mag daher kommen, daß Elenbaas die einfachen Dinge des Lebens — des Insellebens, wie es uns scheint — immer wieder abwandelt. Da kommen Früchte zu uns u#d viele Boote, Menschen und Vögel, schbnke, schmale Meervögel vor allem. Unvergeßlich bleibt das Bildnis eines toten Vogels, vor dem ein toter Fisch liegt. Das ist kein Stilleben mehr; das ist Leben und Tod in einem Bilde.

Den Hauptteil der Ausstellung bestreitet der Innsbrucker Paul Flora mit 122 Federzeichnungen. Wenn jemand das Werk des Zeichners Paul Klee fortsetzen kann, dann kann es Flora. Alle diese federleichten Zeichnungen machen den Eindruck, als ob es leicht sein müßte, zu zeichnen. Es ist auch leicht: wenn man so viel zu sehen weiß wie Flora und dafür so ganz selbstverständliche Formeln findet. Eine Formel für jede Tiergattung, für ein Segelboot, für einen tanzenden Schnabelkrug, für einen jagenden Neger. Und dann müssen diese Formeln auf einem Bild immer wiederholt werden, bis ein Meer von Segelbooten und ein Stamm von Negern da ist. Aber das ist natürlich Unsinn, daß hier von Formeln gesprochen wird. Das sind natürlich Büffel und Löwen, Segelboote und Krüge und Neger, die da zu sehen sind, und wir sind überzeugt, daß wir noch nie so entzückende Büffel und Löwen und Segelboote und Krüge und Neger gesehen haben. Und die Titel der Bilder sind fast alle Gedichte (und auch das erinnert an Klee): „Erzürnte Oefen“ heißt einer, „Alleinstehender Vogel“ ein anderer. Und dann: „Tiger auf der Lauer“, „Bedeutende und unbedeutende Figuren“, „Galgenfest der Krüge“, „Der Tod als Trommler“; man möchte sie alle hier aufzählen.

Für Hermann W a I e n t a, den dritten Künstler, dessen Werke nun in der Seccssion gezeigt werden, ist es in dieser Umgebung schwer, sich zu behaupten. Seine Bilder, meist in Mischtechnik, sind von unterschiedlichem Wert. Für das eine oder andere, „Kleines Inferno“ vielleicht oder für die „Meerlandschaft“ oder das „Reh“, fand er gültige Lösungen. Auch seine Kunststeinplastiken können nicht immer überzeugen. Sie sind verwaschener und steriler als eine Bilder. — Nicht vergessen darf werden, daß alle gezeigten Bilder auch gekauft werden können und sollen. Der Katalog gibt die Preise durchschnittlich mit etwa 400 bis 600 Schillin? an. Einzelne Blätter von Elenbaas kosten nur 200 Schilling.

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