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Salzburg - Erinnerung und Zukunft

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Dieses großformatige dünne Buch ist vor allem ein Bildwerk, das von Franz Wallnöfer eigenwillig gestaltet wurde. Es enthält viele ganzseitige und auch einige doppelseitige Photos von Salzburg und seinen berühmten Baudenkmälern sowie Festspielbilder, Photos der schönen Umgebung Salzburgs usw., und daneben — wobei sich eine gewisse Neigung zeigt, die Seiten zu füllen — auch zahlreiche Photos in Vignettengröße, die natürlich nicht viel hergeben. Die Mehrzahl der Bilder ist künstlerisch und originell, es ging dem Herausgeber (als welcher wohl der Residenzverlag anzusprechen ist) keineswegs um ein kunsthistorisch-instiuktives Werk, bei dem eine gewisse Vollständigkeit der bekannten Baudenkmäler anzustreben gewesen wäre, sondern um Stimmungsbilder,' Erinnerungsstützen, wie sie der Besucher schätzen mag, der selbst einmal durch die engen Gassen dieser“ schönen' Stadt geschlendert, auf ihren Plätzen verweilt und in die vielen Kirchen eingekehrt ist. Karl Heinrich Waggerl hat, außer einigen Einschubzeilen da und dort, insgesamt sechs Druckseiten beigesteuert. Aber die haben es in sich und sind so doppelbödig und bauernschlau, daß sie eine aufmerksame Lektüre und Meditation lohnen.

SALZBURG 1959/60. Stimmen / Zeichen / Kräfte. Herausgegeben von Max Kaindl-Hönig. Festuwgsverlag, Salzburg. 211 Seiten.

Dieses Salzburg-Buch soll künftig in zweijähriger Folge im Auftrag und mit Unterstützung der Stadtgemeinde Salzburg sowie mit Förderung durch die Landesregierung regelmäßig erscheinen. Das von Hermann Rastorfer schön ausgestattete, in schmucklos-graues Leinen gebundene Buch besteht aus einer Anzahl von Einzelbeiträgen, knapp zwei Dutzend. Ihr Ziel ist einerseits „Dokumentation“, anderseits „positive Kulturkritik“, die geeignet ist, der künftigen Entwicklung der Stadt die Wege zu weisen. Daß es möglich war, für dieses Anliegen Fachleute aus allen Lagern zu gewinnen, bezeugt, daß es in Salzburg eine Schicht von Kulturträgern gibt, die sich ernste, erwägenswerte Gedanken macht und sich für das Schicksal dieser Stadt verantwortlich fühlt. „Salzburger“ ist im weitesten Wortsinn zu verstehen: Menschen, die mit den Festspielen, den Bauprojekten, dem Kunstleben oder der Tradition dieser Stadt in mehr als oberflächliche Berührung gekommen sind. Zu diesen Wahlsalzburgern gesellt sich etwa der Münchner Germanist Edgar H e d e r e r mit einem Beitrag über die Erneuerung des Schauspiels bei den Salzburger Festspielen aus dem Geist des Barocks, Bernhard Paumgartner schreibt über die Salzburger Festspiele und ihr Programm, Fritz Peter Buch über die Aufgaben der Dramatischen Werkstatt in Salzburg, Karl Böhm über das Vermächtnis von Richard Strauss, und den Beschluß bildet eine Reihe von Nachrufen, die berühmten Salzburgern gelten: Alfred Kubin, Egon Konnauth, Ildefons Betschart und Gustav Canaval. — Den Mittelteil des Buches aber bilden die wahrhaft anregenden und wichtigen Beiträge von Franz Fuhrmann: „Theorie zur Rekonstruktion der mittelalterlichen Dome von Salzburg“, Konrad Wachsmanns Vorschlag zur Gründung eines modernen Bauzentrums, Roland Rainer über „Idealziele moderner Stadtplanung“, Hans Holmann über „Salzburg als Modellfall einer Fußgängerstadt“, losef Kaut über „Kräfte und Gegenkräfte der Volksbildung“, Kurt Will-vonseder über die künftige Gestaltung des Museum Carolino Augusteum, schließlich Sepp Käfer mit dem Beitrag „Die Welt ins Dorf lassen“. Obwohl in den Titeln dieser Beiträge die Worte ..Theorie“ und .,ideal“ vorkommen, ist das ganz-Buch von einem Geist erfreulichen Realismus get kennzeichnet. Es ist immer gewinnbringend, jemandem zuzuhören, der von dem, worüber er spricht, wirklich etwas versteht, der etwas zu sagen hat und mit dem Herzen bei der Sache ist. Daher kann allen, die sich für Salzburger Probleme, darüber hinaus aber für Modellfälle zeitgemäßer Kultur- und Stadtplanung interessieren, dieses Buch empfohlen werden.

26. Juli anläßlich der Eröffnung des neuen Festspielhauses Eingeladenen wurde ein Dokumentarwerk übergeben, das von der Republik Österreich, dem Land und der Landeshauptstadt Salzburg sowie vom dortigen Fremdenverkehrsförderungsfonds herausgegeben und von den Chefredakteuren Luis Grundner, Karl Iser und Wilhelm Schaup redigiert wurde. Im ersten Teil, auf etwa 30 Seiten, wird chronologisch von 1617 bis 1957 die Entwicklung des Festspielgedankens erläutert, mit Photos aller seiner verdienstvollen Initiatoren und Förderer, mit Bauprojekten und Szenenbildern. Im zweiten, umfangreicheren Teil wird sehr detailliert das neue Festspielhaus vorgestellt. Die Beschreibungen der Fachleute sind durch zahlreiche Photos, darunter einige prachtvolle Farbaufnahmen, illustriert. Wer das neue Festspielhaus noch nicht gesehen hat oder es in absehbarer Zeit nicht wird sehen können, dem wird hier eine sehr plastische Vorstellung davon vermittelt. Und dem, der es als Zuschauer bereits kennt, wird ein Blick hinter die Kulissen, auf die mirakulöse technische Einrichtung mit allen ihren Einzelheiten, ermöglicht. Die vielen schönen Photos stammen von Dapra, Ellinger, Pospesch und Schreiber. Die gelungene graphische Gestaltung (mit dem Schwarzrot des neuen Vorhangs als Einband) besorgte Franz Wallnöfer.

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