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Schütz-Kantorei und Orgelmusik
Der Orgelabend Anton Heillers, durch die Mitwirkung der jungen Chorgemeinschaft „Wiener Schütz- Kantorei“ programmatisch erweitert, demonstrierte zwei sehr beziehungsreiche Entwicklungsreihen geistlicher Musik. Zog Heiller den Orgelkreis um J. S. Bach (Partita: Sei gegrüßet, Jesu gütig) von der vorwiegend homophon bestimmten französischen Orgelmusik Clerambaults (Suite du Deuxieme ton) zum freien Spiel der Stimmen in Paul Hindemiths III. Orgelsonate, um mit dem gewaltigen „Präludium und Fuge h-Moll“ zur Mitte zurückzukehren, zum Werk Johann Sebastians, der nach Max Regers Meinung besser Meer heißen sollte — war die Linie der Chor- motettem eine historisch bedingte von der polyphonen Ausdruckskunst Heinrich Schütz’ (Drei Motetten aus der „Geistlichen Chormusik“) über die verhaltene Dramatik in Joh. Nep. Davids „Stabat mater“ zu Heillers liturgisch bedingten deutschen Dreifaltigbeits-Proprium.
Eine unmittelbare Fortsetzung und Ergänzung des Programms bedeutete das Konzert im Sendesaal des österreichischen Rundfunks, gemeinsam mit dem österreichischen Komponistenbund veranstaltet. Die Chornischen Aufgaben bestritt hier die Wiener Schütz-Kantorei: neben Wiederholung des Stabat mater von David und sechs kleine Psalmenmotetten von Augustin Kubizek, den Psalm 8 von Robert Schollum und das Deutsche Ordinarium für Chor und Orgel von Anton Heiller. Die Ausführung der Orgelkompositionen war dem jungen Peter Planiavsky anvertraut, dessen eigene Komposition „Sonate 1968“ sich als die vielleicht unausgegorenste, aber spannendste und meistversprechende erwies, um die sich die „Kleine Sonate“ von Leopold Hengsberger und die „Phantasien über ein eigenes Thema“ von Walter Jentsch gruppierten. Das gewichtigste und ein drucksvollste Chorwerk ist Anton Heillers Deutsches Ordinarium. In den verschiedenen Disziplinen der künstlerischen Tätigkeit Heillers macht sich der gleiche Wille geltend: Zurücknahme des Persönlichen im Dienst der ewigen Werte. Sein Sturm und Drang ist endgültig überwunden. Bekenntnis wird zu Anschauung, Ungestüm zu ruhiger Klarheit, eminentes Können zu reiner Kunst. — Die Schütz-Kantorei zeigte sich ihren nicht geringen Aufgaben restlos gewachsen. Ihr Chorgesang erfreut nicht nur durch die schönen jungen Stimmen und ihr stets ausgeglichenes Verhältnis zueinander, durch die blitzsaubere Intonation auch schwierigster Einsätze, sondern mehr noch durch das vergeistigte Klangbild, das aus den stilistischen Gegebenheiten aufblüht, ohne sich in subtileren Ausdrucksnuancen zu überspitzen. Diese Ergebnisse erweisen ihren Gründer und Leiter Augustin Kubizek als berufenen Chorerzieher und eminent künstlerische Natur.
Der Deutsche Singkreis Santiago (Chile) gab im Mozartsaal einen Gesang- und Tanzabend. Es war ein Abend richtiger Volkskunst im schönsten Sinne. Die Chorvorträge (Chöre von Mendelssohn, Brahms, Hugo Distier) gipfelten in dem sehr temperamentvoll gesungenen „Feuerreiter" von Hugo Wolf, wurden aber zum völlig gelösten entzückenden Singen in den heimischen Volksliedern die auch zumeist den zweiten, getanzten Teil des Abends begleiteten. Aus der Osterinsel, aus Brasilien und zum überwiegenden Teil aus den verschiedenen Gauen ihrer chilenischen Heimat stammten die teilweise auf kultischen Ursprung zurückgehenden Tänze, die das Publikum in helle Begeisterung versetzten. Anstatt eines Programmheftes besorgte der sympathische Chorleiter eine launige und stimulante Conference.
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