6545938-1947_15_09.jpg
Digital In Arbeit

Österliche Konzerte

Werbung
Werbung
Werbung

Als Auftakt bradne Ferdinand Großmann Brahms' Deutsches Requiem, be-deutsam durch den hohen Ernst der künstlerischen Gestaltung wie durch die Ergriffenheit der Zuhörerschaft, , da die tiefere Besinnung des heutigen Mensdien auf das Unverlierbare darin ebenso zum Ausdruck kam wie die schöpferische Kraft der Heimat.

Seine Meisterleistung bot Großmann mit der Wiedergabe von J. S. Bachs Matthäus-Passion, da er Symphoniker,

Singverein, Wiener Sängerknaben und eine Schar auserlesener Solisten zu einer künstlerischen Einheit führte, wie sie auch in geistiger Durdidringung des Stoffes selten erreicht wird. Wieder ging alles dramatische Leben von den Chören aus, die, auch im Polyphonen bis ins letzte Wort textver-ständlich, unterbrochen von der ergreifenden Schlichtheit der Choräle, immer neuen Klangreichtum entfalteten und in ungeheuren Steigerungen ^aie Höhepunkte erreichten. Man empfand das 1729 uraufgeführte Riesenwerk als erschütternde Nähe.

Weniger einheitlich gelang die Johannes-Passion unter Otto Klemperer. Zwar schuf der Dirigent durch Aufhebung der Nummernunterteilungen und den gewaltigen Zug seiner Führung das Kantatenwerk zur großen Form, doch wurde weder von den Solisten noch vom Staatsopernchor die lebendige Gegenwärtigkeit der Matthäus-Passion erreicht. Der Evangelist fand trotz hervorragender gesanglicher Leistung nicht den rechten Ton für seine Aufgabe. Gewiß war es undankbar, dieses früheste der Badi-sdaen Passionswerke unmittelbar nach seinem vollkommensten aufzuführen. Anton Heiller (Orgel) und Kurt Rapf (Cembalo) sowie das Orchester der Wiener Symphoniker gaben ihr Bestes, dennoch hatte man den Eindruck, daß nur die in doppeltem Sinne überragende Persönlichkeit Klemperers das Ganze zusammenhielt.

Beethovens sehr selten gehörtes einziges Oratorium Christus am ölberg fand durch die Chorvereinigung Staatliche Volksoper und den Akademischen Orchesterverein unter Leitung Leopold Emmers eine würdige Wiedergabe, an der die Solisten den Hauptanteil hatten, während der Chor besonders in den Frauenstimmen noch der Vervollkommnung bedarf. Einleitend spielte Karl Walter in immer neuer Meisterschaft Brahms' Präludium und Fuge in g-moll und das mystisdie Choralvorspiel „O Haupt voll Blut und Wunden“.

Die schöpferische Kraft der Heimat reicht völkerverbindend über, die Heimat hinaus. Wie uns aus Rom berichtet wird, veranstaltete das Päpstliche Institut für Kirchenmusik gemeinsam mit der italienischen Rundfunkgesellschaft eine festliche Aufführung des Requiems des Österreichers D r. F r. Zehner, die großen Eindruck machte und nicht nur den Grazer Lehrern des Komponisten, sondern auch dem Musikland Österreich zur Ehre gereicht. Das 1942 geschriebene, neuestens umgearbeitete Werk zeigt den großen Stil reifer Poly-phonie ohne Effekthascherei, verwendet im Orchester überwiegend Blasinstrumente, und die Orgel ist Ausdruck tiefreligiösen Empfindens. Unter den Ausführenden waren erste Kräfte und berühmte Namen des römischen Musiklebens. Das Requiem ist den sechs in den letzten dreißig Jahren verstorbenen Meistern des päpstlichen Instituts gewidmet. Unter der Zuhörerschaft bemerkte man viele Persönlichkeiten des diplomatischen Korps sowie die Spitzen der römischen Musikwelt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung