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Verjngung der Chre und Programme

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Joseph Haydns .Jahreszeiten“ eröffneten, ein fröhliches Preislied der Heimat, die Reihe der musikalischen Veranstaltungen im Rahmen der Wiener Festwochen. Mit unbetonter, um so festerer Hand führte Volkmar Andreae die ausgezeichnet klingenden Chöre (S i n g v e r e i nj und das diesmal etwas sprödere Orchester der Symphoniker, von einem glänzenden Solistenterzett (Seefried, Patzak, Bayl6) unterstützt, dessen überlegene Leistungen begeisterten und denen der Haydnsche Humor aus Stimmen und Augen sprühte, wa6 die Begeisterung noch erhöhte.— Die Tonkünstler (Chor und Orchester, ersterer durch den Lehrer-a-capella-Chor verstärkt) musizierten unter Gottfried Prein-falks Leitung Haydns anderes Großwerk .Die Schöpfung“. Auch hier erfreuten frische, junge Stimmen, Exaktheit und saubere Intonation der Chöre, während die Gestaltung des Orchesterparts manches zu wünschen übrig ließ. Von den Solisten boten die beiden jüngsten, Elisabeth Roon und Leo Heppe überraschend gute stimmliche Leistungen.

Aus einem ansonst seiner Tradition folgenden Konzertprogramm des Wiener Schubertbundes ragte eine klassisch ausgewogene Wiedergabe von vier Motetten alter Meister unter Gillesberger hervor. Die Hinwendung zur Polyphonie dürfte die höchst erfreuliche (und längst fällige) stilistische Erneuerung dieses größten unserer Männerchöre andeuten. Auch der Vortrag alter Orgelwerke durch Ernst Tittel diente spürbar diesem Gedanken. Die weitere Folge umfaßte Chorlieder von Schubert bis Dite, davon einige bereits sehr verblaßt erscheinen, unter der gewiegten Führung Viktor Keldorfers.

Was dem überkommenen volkstümlichen Ohorlied an Gegenwartsbeziehungen verlorenging, entströmt dem echten Volkslied in lebendiger Fülle. Von ihm ausgehend, baute das Chorkonzert der Lehrerbildungsanstalten ein sehr vielfältiges und ausdrucksvolles Programm, das schließlich in der Zusammenfassung aller Kräfte unter Professor R. Corazza auch schwierige moderne Werke, wie Joseph Leohthalers .30. Psalm“ und Ernst Tittels .Jubilate Deo“, meistertei ein Ziel, von der chorischen Pflege des Volksliedes, nicht aber vom epigonenhaften .volkstümlichen“ Lied her erreichbar. Es ist tröstlich, den singenden Lehrernachwuchs dergestalt auf dem richtigen Wege zu wissen.

In zwei Konzerten: bei der von der Katholischen Aktion veranstalteten Clemens-Maria-Hofbauer-Feier und in einem Konzert im Rahmen der .Kulturtage christlichen Geistes“ zeigte der Akademie-Kammerchor einen hohen Grad von Vollkomnrenheit. In drei geistlichen Chören von Gallus, J. J. Fux und Schütz unter Ferdinand Großmann sowie in der J. S. Bach-Kantate .Jauchzet Gott in allen Landen“ unter Anton Heiller legte diese Chorvereinigung aufs neue davon Zeugnis ab, daß sie auf dem rechten Wege ist. Biegsamkeit der Stimmen, präzise (zuweilen preziÖ6e) Dynamik, stilistische und ausdrucksmäßige Vielfalt sind kaum überbietbar und machen den kleinen Chor zu einem ebenso kostbaren als behutsam zu behandelnden Instrument, dessen Verletzlichkeit mit seiner Verfeinerung wächst und das vor allem nicht überanstrengt werden darf.

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