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Umstritten und unbestritten
Der „Kreis“, eine Vereinigung von Künstlern, die der jüngeren Malergeneration angehören, trat mit einer Ausstellung in der „G a 1 e r i e Welz“ zum ersten Male selbständig vor die Öffentlichkeit. Das Gesamtbild dieser Bilder- und Graphikenschau ist recht uneinheitlich; neben guten Arbeiten findet man solche, die man als künstlerische Entgleisungen bezeichnen muß.
Die Tragik vieler Künstler liegt darin, daß sie zwar dem richtigen Grundsatz huldigen, daß jede Kunst aus ihrer Zeit geboren werden muß und daß es gerade in dieser so gewitterschwülen, von Fieberschauern geschüttelten Epoche Aufgabe des Künstlers ist, auch seinerseits zu den Zeitproblemen Stellung zu nehmen. Aber sie sehen diese Zeitaufgeschlossenheit nicht darin, daß ihr der innere Gehalt des Kunstwerkes gerecht werden muß, sondern in der Destruktion der äußeren Kunstform. Das ist ihr fundamentaler Irrtum. Denn wie es für den Häuser- und Brückenbauer gewisse statische Grundgesetze gibt, so hat auch die bildende Kunst eherne Gesetze, die man nicht ungestraft verletzt. Ihr oberstes Gesetz ist die Verpflichtung des Künstlers, nicht zu zerstören, sondern aufzubauen und dem Volke die Wege zur Erkenntnis des Großen, Edlen und Schönen zu weisen.
Wenn der zweifellos begabte P. O. H a u g seine großen Kompositionen mit einer ungeheuren Verschwendung von Farben reliefartig auf die Leinwand spachtelt, ohne dadurch die Leuchtkraft der Farben zu steigern, dann vergeudet er zwecklos seine Kraft, die eines besseren Erfolges wert wäre. Auch die Bilder Paars, sicherlich auf den ersten Blick eigenartig in der rhythmischen Bewegtheit des Landschaftsbildes, erstarren in Manier, in seinen Graphiken wechselt Gutes mit gewollter oder ungewollter Primitivität. Von Franz Lex findet man recht feintonige Pastelle aus der österreichischen Landschaft, gute französische Landschaften von Z u n k und ganz ausgezeichnete Graphiken von Potuznik, der sich namentlich als Illustrator bewährt. Neben verschiedenen Bildern von R i p p e 1, Max Florian, dessen Blumenstücke durch ihren schönen farbigen Aufbau auffallen, von Thomka und K. Schmidt sei noch auf Hessings „Selbstbildnis“, eine Farbenorgie von innerer Unausgeglichenheit, und mit besonderer Anerkennung auf zwei Porträts Höffingers hingewiesen, dessen nobler malerischer Vortrag sich mit beseelter Charakterisierung vereinigt. •
In der „A g a t h o n - G a 1 e r i e“ haben sich Lois Pregartbauer und Hanns Kobinger zu einer kleinen, aber recht interessanten Schau zusammengefunden. Pregartbauer erweist sich in dem Teilstück zu dem großen, für die Niederösterreichische Landwirtschaftskammer bestimmten Weinlesefresko als monumentaler Gestalter und zeigt auch in seinen farbig ungemein bestrickenden Landschaftspastellen und in seinen Zirkus- und Theaterinterieurs eine malerische Eigenart, die sich Beachtung erzwingt. Kobinger ist vor allem Graphiker, der in seinen Tuschzeichnungen und Autotypien Großzügigkeit und technisches Können verrät. Er findet seine Motive zumeist in der heimatlichen Landschaft und in der bäuerlichen Siedlung. Auch in seinen sehr klaren Aquarellen wird der Zauber der Landschaft lebendig.
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