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Von Baszel bis Zülow

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In der Kammerhofgalerie der Stadt Gmunden wurde eine Ausstellung zum Thema „Kunst des Salzkammergutes im 20. Jahrhundert, Malerei und Graphik bis 1950“ eröffnet. Diese Ausstellung, die unter der Patronanz des Landeshauptmannes von Oberösterreich steht, ist noch bis 16. August 1970 zu sehen.

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In der Kammerhofgalerie der Stadt Gmunden wurde eine Ausstellung zum Thema „Kunst des Salzkammergutes im 20. Jahrhundert, Malerei und Graphik bis 1950“ eröffnet. Diese Ausstellung, die unter der Patronanz des Landeshauptmannes von Oberösterreich steht, ist noch bis 16. August 1970 zu sehen.

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Es ist für eine kleine Stadt eine mutige Leistung, repräsentative Ausstellungsräumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Dies ist in Gmun-den im vergangenen Jahr geschehen; die Kammerhofgalerie der Stadt bietet sich für gute Ausstellungen an. Hier, wo Lichtverhältnisse, Hänge-mögldchkeiten und technische Einrichtungen noch durch das Fluidum eines jahrhundertealten, traditionsreichen Gebäudes wahrhaft ins Geistige gehoben werden, fügen sich Kunstwerke nicht nur willig, sondern auch voll ausstrahlend in harmonische Räume ein.

In der laufenden Ausstellung — der siebten seit der Eröffnung im vorigen Sommer — liegt das Besondere im Versuch, entgegen der allgemein vertretenen Fachmeiriung aufzuzeigen, daß auch dem Künstler des 20. Jahrhunderts die Landschaft noch wesentliche Anregungen zu geben vermag. Es erweist sich nämlich am zahlreich vorhandenen Material (etwa 210 Bilder von 43 Malern), daß trotz der verschiedenen Ismen das künstlerische Zwiegespräch mit dem spröden, stets sich verändernden und kaum einmal wirklich willfährigen Gesicht der Natur eine Bedingung für den schöpferischen Menschen geblieben ist. Noch immer besteht ja auch die Abstraktion in der Konzentration auf das Wesentliche, auf das Über-die-Form-Hinaus-Gehen, auf die Findung des tragenden Gesetzes — nicht aber auf Weglassung jener Einzelheiten, die nicht gemeistert werden. Jedenfalls zeigt sich in Gmunden ein sehr interessanter Querschnitt, in dem nicht die Landschaft als solche dominiert, sondern die Künstler als Persönlichkeiten jeweils besonderer Art erscheinen. Der Bogen der Künstler reicht von Bassel bis Zülow; es sind viele Namen vertreten, denen wiederzube-gegnen eine aufrichtige Freude ist; Selbst wenn von Vollständigkeit nicht gesprochen werden kann, bietet sich ein so umfangreicher Komplex an künstlerischer Leistung dar, daß die These vom Tod der Landschaftsmalerei seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts wohl wirklich als entkräftet gelten darf. Die Maler des Salzkammergutes in unserem Jahrhundert waren keine unbedeutenden Sonntagsmaler, sondern Persönlichkeiten, die in den Mitgliederlisten verschiedener Sezessionen und anderer wesentlicher Künstlerverbände eingetragen

waren. Ihre Künstlerschaft war gefestigt genug, um ohne spektakuläre Manier selbst dem Wesen einer heute so sehr verlästerten Landschaft Reize abzugewinnen und Stimmungen abzulauschen, die für sich selbst zu stehen vermögen. Es liegt in der Natur einer so großen Veranstaltung, daß man nicht aufzählen, sondern höchstens andeuten kann. Doch sei auf einige Namen hingewiesen, die schon darum, weil sie für ein abgeschlossenes Lebenswerk stehen, besonders bedeutsam sind. Schon bei der Eröffnung wurde Josef Dobrowsky apostrophiert, der sowohl Ölbilder als auch Aquarelle von großer Dichte hat. Gegenüber seiner Großzügigkeit kommt die Andersartigkeit von Ferdinand Kitt gut zum Ausdruck. Der Salzburger Anton Steinhart geht wieder einen anderen Weg. Sergius Pauser weist sich als der Meister aus, dessen zu frühen Tod alle beklagen, die ihn kennen; Zülow spielt seinen untergründigen Witz aus und Ernst Huber ist der Rhapsode unter den Malern. Es gibt Bilder von Aussee bis Gmunden — die Seen, die Gebirge, kleine Landschaften der versteckten Romantik, die immer wieder in die Veränderung des künstlerischen Blickes aufgenommen werden. Am einleuchtendsten für diese Sublimierung (weil hier die Gefahr der Romantisierung vielleicht am größten ist): eine ganz zart hingesetzte Skizze vom Schloß Ort am Traunsee von Ernst August von Mandelsloh.

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