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DAS FEUER VON HIROSHIMA

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Es war Advent, als die „Furche“ an dieser Stelle den Brief veröffentlichte, in dem der deutsche Jesuitenmissionär P. L. Laures einem Wiener Freund seine Sorgen mit dem Bau eines Kindergartens in der japanischen Schicksalsstadt Hiroshima ausschüttete. Es war schon Ffingsten vorbei, als wir, überglücklich über die spontane Hilfsbereitschaft der Leser, das Spendenkonto mit dem stattlichen Betrag von rund 20.000 Schilling abschließen und die Summe nach Japan überweisen konnten. Weit ist der Weg übers große Wasser: es neigt sich nun schon der Sommer, da uns ein herzbewegender Dankbrief des freudig überraschten Missionärs erreicht. Auch wir haben Grund, den vielen Gebefreudigen aus ganzem Herzen zu danken. Es geschieht vielleicht am besten, indem wir aus dem ausführlichen Brief P. Laures' an die Verlagsleitung die bewegtesten Sätze wiedergeben:

„Sie werden sich wundern über die reichliche Verspätung dieses kleinen Dankbriefes für die große Sammlung zugunsten der Kinder meiner hiesigen Pfarrei. Das Geld ist vorigen Monat angekommen und es waren etwas über 281 Pounds. Das ist eine unendliche Summe für meine kleine ' Welt. In der Tat weiß ich nicht, wie ich meine Freude ausdrücken soll... Allen meinen herzlichsten Dank und vor allem den vielen eifrigen Spendern im lieben Oesterreich. Ich habe immer eine hohe Achtung vor seiner Geschichte und seinem Schicksal, und es ist immer schon mein Traum gewesen, Oesterreich einmal mit eigenen Augen zu sehen. Ob das einmal wahr werden wird? Kaum eine Hoffnung, wie die Dinge nun einmal stehen. Aber daß mir solche Liebe in so reichlichem Maße bis nach Japan geschenkt worden ist, hat die inneren Bande um so stärker gemacht. Sie können kaum glauben, wie.solche Liebe Wunder wirkt und unsereinen stark macht bei allem Leid und Kummer, die nun einmal mit dem Leben hier verbunden sind. Unsere Mission ist gewiß eine der schwersten in der Welt, aber gerade deswegen ist es ein Glück, hier stehen zu dürfen, auf daß Gott die Ehre gegeben werde. Ich danke Gott dafür und allen, die mjr helfen mit Gebet und Opfer. Das ist so wichtig. Allein vermag man nichts. Aber Gott ist gut, auch in Japan . . . Seit der Ausweitung des Kindergartens nimmt die Zahl der Kinder ständig zu — trotz der unheimlichen ausländerfeindlichen Propaganda der Buddhisten sind in diesem Jahr von zwei nahen Tempeln fast alle Kinder zu uns gekommen! 80 Kinder konnte ich im vergangenen Jahr taufen. Der gründliche Unterricht (etwa 50 Unterrichte zu eineinhalb Stunden für jedes Taufkind), das heiße Klima u. a. stellten freilich dabei große Anforderungen an mich. 1960 soll ich eine Kirche bauen auf dem weiten Grund, den jiicbjiiWhon erstanden, habe. Im Augenblick wohnt der. Herr im Sakrament im 2. Stock i'W Kindergartens und das Getrampel und Geschrei und Singen der Kinder wird den Herrn ergötzen. Manchmal beschleicht mich ein ganz kleines Bedenken, weil es doch keine rechte sakrale Stille gibt. Das soll dann in zwei Jahren anders werde, wenn die' neue Kirche zum hl. Matthias stehen wird, dieses großen Apostels der Urkirche. Diesen ersten Pfingstgeist brauchen wir hier. Auch Sie beten, bitte, mit, daß wir ein anderes Pfingsten erleben: hier in der Stadt der Atombombe; daß kein anderes, nur das Feuer des Heiligen Geistes Hiroshima und Japan heimsuche ...“

Das ist mehr als ein Dank und Gruß. Dieses Feuer von Hiroshima ist ein heiliger Auftrag für uns alle. Hier können wir alle Missionäre sein.

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