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Filmwissenschaft tut not

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Über die Sorgen des Filmalltags erhebt sich in jedem zweiten Jahr, abwechselnd mit der Biennale des religiösen Films, die Internationale Filmwissenschaft-Ii <• h e Woche in Wien, diesmal zum fünften Male, erstmals gemeinsam mit den Schwestergesellschaften Deutschlands und der Schweiz und im Glänze eines Jubiläums: die Veranstalterin, die österreichische Gesellschaft für Filmwissenschaft und Filmwirtschaft, feierte ihren 10. Gebuns-tag. Präsident Dr. Heinz Kindermann konnte bei der feierlichen Eröffnung auf der Universität wie auch bei der Festversammlung im Österreich-Haus Glückwünsche vom In- und Ausland entgegennehmen und legte bei letzterer, zusammen mit Ministerialrat Dr. Haustein, Dr. Lehrl und dem Generalsekretär Professor Gesek, gewissenhaft Rechenschaft über die geleistete Arbeit, die auch eine vielbeachtete Glückwunschadresse des Unterrichtsministers würdigte.

Unter der umsichtigen Organisation des Generalsekretärs Prof. Dr. Ludwig Gesek rollte an den Wochentagen ein bedeutendes Vortragsprogramm ab, in dem internationale und heimische Experten zu Fragen der Filmwissenschaft, Wirtschaft und Erziehung Stellung nahmen. Der Schwerpunkt der filmwirtschaftlichen Abteilung lag auf der Forumsdiskussion über die Möglichkeiten der Filmförderung in Österreich und in instruktiven Ausführungen über das Urheberrecht, bei der Abteilung Filmerziehung auf einem interessanten Experiment mit Kindern und Jugendlichen. Besonderes Interesse fanden die abendlichen Filmvorführungen im Auditorium maximum der Wiener Universität, durchwegs bedeutende Kunstwerke der Gegenwart oder Unicata aus großen Zeiten des Films.

Die Beteiligung des Auslandes war stärker als in früheren Jahren, die Organisation klappte tadellos, die Teilnehmer zeigten sich stark beeindruckt und waren sich eins darüber, daß Wien mit dieser periodischen Veranstaltung einen gewichtigen Beitrag zur Filmkultur leistet. Ia manchmal hören sogar die Leute vom Bau im sausenden Karren des Filmgetriebes einige Augenblicke lang zu, aufmerksam, überrascht, manchmal sogar nachdenklich.

Es wäre unfair, im Festschmaus einer so bedeutenden filmwissenschaftlichen Kundgebung auf das tägliche Brot zu vergessen, zumal die Woche des Wiener Normalprogramms Überdurchschnittliches bot.

Österreich zelebriert nach dem Tod&#171; Dr. Alfred Stögers die letzte seiner Büh-nenabfilmungen, den Salzburger „Bauer als Millionär“ (Regie Steinbock), mit großer Wiener Besetzung. Es ist ein Jammer, daß der Faden dieser verheißungsvollen Aufgabe, die von Mal zu Mal künstlerisch wuchs, nunmehr vorläufig abreißt. — Die Reprise von „M askerade“ erweist schmerzlich, daß auch hierin, in der transparenten Schnitzler-Stil-Epoche, ein&#171; Tradition auf immer untergegangen ist.

Frankreich präsentiert mit „F r ü h-stück im Grünen“ Komödie im vielsagenden, hinreißenden Brio Jean Re-noirs, der im ganzen Weltfilm nicht seinesgleichen hat. Zwei Problemfilme aus England brennen auf Hand und Haut: beide Vorwürfe, Rassentrennnüng und Homosexualität, sind in den Filmen „Schwarze Fackel“ und „Teufelskreis“ taktvoll aufgegriffen und, soweit möglich, gelöst. Auf den Spuren Aristophanes' und Anzengrubers (Ehestreik!) wandelt die amerikanische Komödie „Jessica“; man möchte ihr mehr Geist von beiden wünschen.

Gutachten der katholischen Filmkommission: II (für alle): „Der Bauer als Millionär““. — IIa (für alle, für Kinder gewiss&#171; Vorbehalte): „Der Gauner von Bagdad“. — III (für Erwachsene und reifere Jugend): „Die schwarze Fackel“, „Schrammein“, „Kaiserliche Hoheit“. — IV (für Erwachsene): „Maskerade“, „Die Frau im Fegefeuer“, „Jessica“. — IV a (für Erwachsene mit Vorbehalt): „Toller Hecht auf krummer Tour“, „Der Teufelskreis“, „Der Mönch und die Gefangene“. — V (abzuraten): „Lehrjahre der Liebe“, „Keine Angst vorm Bett“. — = sehenswert.

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