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Gipfelsieg

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Dieses wunderliche Jahrhundert! Es steigt in die tiefsten und dunkelsten Schluchten der Seele hinab und pflanzt zugleich die Fahnen seiner Siege auf die bisher unerreichten Spitzen der Erdoberfläche. Während der Film der ersteren „Exkursionen“ Niederlage um Niederlage einstecken muß, erntet er auf dem Dach der Welt Triumphe am laufenden Band. Unter diesen Mount Everest-, Nanga Parbat- und Karakorum-Dokumentarfilmen ist der italienische „Sieg auf dem K2“ einer der besten, wenn nicht überhaupt der beste. Er ist sichtlich eine italienische Herzensangelegenheit, wie auch die Eroberung des „Karakorum“ der größte nationale Feiertag seit Garibaldis Tagen war. Erstmals gelang es den beiden Letztbesteigern selbst, mit einer Schmalfilmkamera die olympische Höhe, den Gipfel zu photographieren. Erstmals erlaubte die grellfarbige Kleidung, die Teilnehmer in allen Phasen und Positionen ins Bild zu bekommen. Erstmals gesteht ein Bergsteigerfilm mit aller Offenheit, daß die Gipfelstürmerei nicht eine Dienerin fremder Herren, eine Hilfswissenschaft, sondern ein schöner, stolzer, menschlicher und nationaler Selbstzweck, ein Ding an sich ist. Mit allen diesen Vorzügen hat dieser Film den vorläufigen Gipfel der Dokumentarfilmkunst erstiegen. Ihre Achttausender sind ungezählt. Tausende Siege warten noch.

Den Engländern ist mit „Jacqueline“ eine besinnliche Kinderkomödie, ein Dickens unserer Tage, mit „Kronzeuge gesucht" nur ein schwächerer Kriminalfilm gelungen.

Den Deutschen gelangen zwei hübsche „Vertonungen“ des „Zar und Z i m m e r m a n n“ und des „B e 11 e 1 s t u d e n t“, im „Adler vom V e 1 s a t a 1“ eine Adlerwally, in „Johannis-

nacht“ ein Abfahrtssieg am Gartenlauberhorn und mit „Ia in Oberbayern“ und seinen Helden Joe Stöckel und Beppo Brem nunmehr endgültig eine bajuvarische Fassung von Pat und Patachon.

„Alle Herrlichkeit auf Erden“ (Amerika, Cinemascope) zwängt alle düstere Korea- Vorkriegsstimmung und Rassenproblematik der literarischen Vorlage in die an allen Ecken und Enden zu knappe Zwangsjacke einer Liebesromanze. Jenifer Jones nimmt wieder einer verheirateten Frau den Mann; sie hat darin einige Uebung.

In dem hübschen österreichischen Schnörkel zur unsterblichen deutschen Köpenickiade, „K. u. k. F e 1 d m a r s c h a 11“, geschieht Bedeutsames. Einmal übersiedelt Rudolf Vogel endgültig von der Charge in die Hauptrolle; das österreichische Lustspiel beginnt (nach einem Vierteljahrhundert Hans- Moser-Epoche) ein zweites, vielversprechendes Kapitel zu schreiben. Zum anderen biegt die österreichische Köpenickiade die bitter=scharfe antimilitaristische Tendenz des preußischen Vorbildej in ein sanft-sentimentales Plädoyer für den bunten Rock um. Eine denkwürdige Umkehrung der Vorzeichen! Unser Titel Vorschlag: „Alle Bundesheer- lichkeit auf Erden.“

Filmschau (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Oesterreich) Nr. 3 vom 19. Jänner: 111 (Für Erwachsene und reifere Jugend): „Broadway-Melodie“, „Götter, Masken und Dämonen", „Kein Platz für wilde Tiere“, „Man ist niemals zu jung“ — IV (Für Erwachsene): „Port Afrika“, „Rock, Rock, Rock“, „Salzburger Geschichten“ — IVa (Für Erwachsene mit Vorbehalt): „Johannisnacht“, „Wenn wir alle Engel wären.“

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