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Heinrich Schütz

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Hundert Jahre vor J. S. Bach und Händel wurde Heinrich Schütz geboren. Er wurde während eines Italienaufenthaltes, den ihm der Landgraf Moritz von Hessen ermöglichte, Schüler von Giovanni Gabriele in Venedig, kehrte in die Heimat zurück und nahm eine Stelle als Organist in Kassel an. Seit dem Jahre 1614 stand er im Dresdner Hofdienst, der nur von kurzen Aufenthalten in Hannover und Dänemark unterbrochen wurde. Im Alter von 87 Jahren starb er 1672 in Dresden.

Ein innerlich reiches und erfülltes Künstlerleben war ihm besdiieden in einer kriegerisch bewegten Zeit. Durch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges trägt er — ein Christopherus der Kunst — das große Erbe der deutschen Kirchenmusik. Unermüdlich setzte er sich für die Erhaltung verschiedener Kantoreien und Kapellen ein. Venetiani-scher Prunkstil und italienischer Generalbaß werden in seinen Kompositionen mit den heimischen Kräften und Bestrebungen, die

sich vor allem in der linearen Vielstimmigkeit ausdrücken, kraftvoll zur Einheit gebunden und in seinen letzten und größten Werken in den Dienst dramatischen Ausdrucks gestellt.

Die drei Passionen nach den Evangelisten Lukas, Johannes und Matthäus, die er als Achtzigjähriger schrieb, krönen nicht nur sein eigenes Lebenswerk, sondern auch eine rund tausendjährige Entwicklung der musikalischen Gestaltungsform des Passionsevangeliums, die bereits im vierten Jahrhundert beginnt. Die Passionen von Schütz sind für Soli und Chor ohne instrumentale Begleitung geschrieben, wodurch ihr streng liturgischer Charakter gewahrt bleibt. 'Neben ihnen wirken J. S. Bachs Passionen, die fast ein Jahrhundert später entstanden sind, fast weltlich, zeitgebunden und konzertant. In den Rezitationen, die den größten Raum einnehmen, sind Wortsinn und Wortklang zu natürlicher Einheit verbunden. Strenge Gregorianik und persönlicher Ausdrucksstil sind eine für uns kaum mehr faßbare Synthese eingegangen. Wenn von der „in neren Dramatik“ der Schützschen Passionen gesprochen wird, dann ist vor allem die der Rezitative gemeint. Die Chordramatik aber, gefühlsgeladen und schlagkräftig, stellt Schütz in die erste Reihe der musikdrarnatischen Komponisten des 17. Jahrhunderts.

Zwei der Schützschen Passionen konnten wir neulich in erfreulich guten Aufführungen hören. Anton Heiller leitete im Dritten Kirchenkonzert des Collegium musicum in der Universitätskirche die in der phrygi-schen Tonart stehende kürzere Johannes-Passion. Die umfangreichere, ernst-feierliche Matthäus-Passion führte die B a c h - Ge m e i n d e im ersten Konzert der Wiener Kantor im Brahmssaal auf. Der Leiter der Veranstaltung war Hans Gillesberger, der sich als ausgezeichneter Pädagoge des aus Wiener Sängerknaben bestehenden Chores erwies.

gen mit der Seelsorge der Kirche betrifft, so ha'; Zechmeister einen Mangel richtig gefühlt, wenn auch nicht ausgesprochen: mit der organisatorischen Ausgestaltung der Kirche, die im Vatikanum einen gewissen Abschluß gefunden hat, hielt die Verinnerlichung des Klerus nicht immer gleichen Schritt. Leider. Es gibt heute viele Laien, die an christlicher Haltung, aber auch an theologischem Wissen gar manchen Priester übertreffen. Was den Kern des Buches betrifft, sind auch wir überzeugt, daß der Christ heute zu großen Entscheidungen aufgerufen ist, freilich über das Wofür dieser Entscheidung sind wir ganz anderer Ansicht als der Verfasser.

Immer, wenn von der Geisteshaltung des katholischen Menschen die Rede ist, denkt man zuerst an seine Objektivität, die am Dogma orientiert ist. Dieses objektive, überzeitliche, wahrhaft katholische Denken ist es vor allem, was wir in Zechmeisters Buch vermissen. Es ist ehrlich zu bedauern, daß in ihm so viel echte Religiosität verschwendet wird, um auf eine Zeitpsychose eine Theologie aufzubauen. Und eine Zeitpsychose müssen wir wohl die apokalyptischen Stimmungen und Erwartungen von heute nennen. Wir wissen aus der Geschichte, daß Umbruchzeiten immer von solchen geistigen Krankheiten begleitet sind. Von einem bevorstehenden Weltende dürfte uns daher selbst „die Erfindung der Atombombe“ nicht hinreichend überzeugen. Weiter sind wir Katholiken auch heute noch vom objektiver, Werte menschlicher Gemeinschaft, zumal

hebt sich aber die schwerwiegende Frage, wou das Kommen der ewigen Wahrheit, die Offenbarung Gottes notwendig war, wenn dem Menschen nun erst recht „alles aufgegeben ist“, wenn er nun wiederum in „die Subjektivität seines christlichen Selbstverständnisses“ und damit in die Möglichkeit des Irrtums zurückgeworfen wird? Oder hat die göttliche Weisheit nicht den rechten Weg gefunden, um die Offenbarung unverfälscht bis zu uns gelangen zu lassen? Genügt dazu ein unfehlbares Lehramt einer sichtbaren Kirche nicht?

Es war also göttliche Pädagogik, Rücksicht auf die leib-seelische Veranlagung, wenn Christus eine sichtbare Kirche mit einem sichtbaren Lehramt gegründet hat, wenn die Kirche soviel Wert auf sichtbare Kriterien ihrer Bezeugung legt. Rücksicht war es vor allem auf den einfachen Menschen, den geistigen „Durchschnitt“, für den der“ Verfasser so harte Worte findet. Christus dachte anders, darum eine sichtbare Kirche, auch auf die Gefahr von Menschlichkeiten hin, weil Sichtbarkeit für den geistigen Durchschnitt ein zuverlässigerer Weg ist, als „jene geheimnisvolle Tiefe des christlichen Einverständnisses“ der Kirche des Gewissens, für die es „eine äußere Bezeugung nicht gibt“. Der Verfasser zitiert Christi bekanntes 'ort: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind ...“, um sofort aus einem apokryphen Evangelium das Wort anzufügen: „Wo aber einer ist, da bin ich bei ihm!“ Ein doppelt apokrypher Satz in

ßrüöer, trotz allem orängt une Öle Liebe...

Brüder, wir sind die Söhne der werdenden Zeit,

wir sind die Träger der Zukunft, die Menschen von morgen;

sind die Berufnen aus Gottes Barmherzigkeit,

uns strahlt das Licht, das den Gestrigen ewig verborgen.

Wir kennen das Kreuz und das Zeichen des Ostergerichts, wir sind vertraut mit des Geistes aufrüttelnden Stürmen; darum fürchten wir Schwachen, wir Ohnmächtigen nichts, ob sich auch Not und Fährnis über uns türmen.

Wie auch die Welt in Flammen des. Hasses loht, wie auch die Wolke des Wahnes die Wahrheit trübe: Unsere Seligkeit ist es und unsere Not; Brüder, trotz allem drängt uns die Liebe!

Viktor Buchgrabei

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