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IM STREIFLICHT

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TT ÜRZLICH wurden die Namen der Juroren bekanntgegeben, die über den Staatsprei6 1952 für Dichter, bildende Künstler und Komponisten entscheiden werden; leider kann man aber nicht behaupten, daß dieser Bekanntgabe allgemeiner Beifall gefolgt wäre. Genau gesagt, rief sie zunächst nur überraschtes Schweigen, später aber Mißbilligung und in vereinzelten Fällen auch Proteste hervor. Es ist nun so, daß niemand die Zusammenstellung einer Jury gerne bemängelt, von der immerhin die Zuerkennung der höchsten Auszeichnung abhängt, die der Staat seinen Künstlern zu gewähren hat: allzuleicht entsteht der Verdacht, die Entscheidung zugunsten der eigenen Seite beeinflussen zu wollen. Gerade darum aber sei offen dargetan, daß eine Jury unter allen Umständen jenseits des Streites der Kun6tmeinungen 6tehen muß, der da6 österreichische Kunstleben seit geraumer Zeit 60 heftig mitnimmt. Niemand wird auch nur einem der Juroren etwas Böses nachsagen wollen. Aber es entspricht dein Wesen einer Staatspreisjury für bildende Kunst — zum Beispiel — ganz und gar nicht, daß die Hälfte ihrer Preisrichter Angehörige ein und derselben Kunstvereinigung 6ind, die in dem zitierten Streit der Meinungen eine durchaus bestimmte Haltung einnimmt. Nicht verschwiegen sei, daß die Verhältnisse nicht viel anders in dem Preiskollegium liegen, dem die Auswahl der preis würdigsten Musiker überantwortet wurde. Es ist schwer, in diesem Fall beim Gedanken an die Namen und die Stellung der zukünftigen Preisträger nicht den Propheten zu spielen. Aber wir enthalten uns dessen. Und weisen nur noch darauf hin, daß die reichlich gespannte und nervöse Situation des österreichischen Kunstbetriebes durch solche „Preislenkung“ keineswegs friedlicher und erfreulicher werden wird.

NOCH immer harrt in Wiens Innenstadt eine wichtige Bauaufgabe ihrer Lösung: die Gestaltung des Platzes vor dem Palais Coburg am Parkring. Dieses etwa ein Jahrhundert alte Palais steht auf den letzten Resten der einstigen Wallanlagen, die 1854 fast gänzlich abgetragen wurden. Die klassizistische Fassade des Palais ist jetzt allerdings vom Ring aus ebensowenig zu sehen wie die Wallböschung, denn der Vorplatz ist mit häßlichen Verkaufsbuden und einem Kino verbaut. Diese Buden müßten freilich bei einer Neugestaltung des Platzes verschwinden — und das hätte sicherlich Proteste zur Folge. Aber vielleicht ließe sich doch eine Lösung finden, die die Opfer der Betroffenen milderte. So erinnern wir uns an Pläne von einem offenen Gartenplatz, flankiert von Seitengebäuden, in denen die jetzt proviso-risch untergebrachten Geschäfte einen günstigen und endgültigen Standort fänden. Eine zufriedenstellende Lösung ist al60 denkbar. Und die Hauptstadt Österreichs könnte damit um ein städtebauliches Juwel reicher werden. *

TTCHT jedes Theater hat das Glück, allein schon durch 6eine gediegene Ausstattung Stimmung und Atmosphäre zu verbreiten — bevor sioh noch der Vorhang hebt. Das „Theater in der Josefstadt“ kann heute unbestritten den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, die geschmackvollst ausgestattete Wiener Bühne zu sein. Besucher aus der Fremde haben ihr dieses Zeugnis ausgestellt und die Stammgäste bestätigen es gern. Ein Theaterabend in der „Josefstadt“ ist noch immer so etwas wie ein kleines Fest... Doch ach, was mußte man beim Besuch der letzten Premiere sehen! Mitten im lichtdurchfluteten Foyer stand ein großer, protziger Gla6käfig, bereit,

irgendwelche Reklameartikel — weiße' Wollhäschen vielleicht oder Handtaschen aus Krokodilleder? — aufzunehmen. Wieder einmal sollen einige Schillinge über den guten Geschmack triumphieren...

■pvER Innenraum der schönen, alten Fran-ziskanerkirche in Salzburg wird derzeit renoviert. Könnte dies nicht zum Anlaß genommen werden, alles aus'der Kirche zu entfernen, was durch seine Stillosigkeit diese einmalige Mischung von Romanik, Gotik und Barock stört?

■pv EMNÄCHST wird in einer Schweizer Stadt eine internationale Graphikausstellung eröffnet werden, deren Niveau ein außerordentlich hohes und an der teilzuzunehmen eine Ehre für jeden Künstler ist; überdies werden einige oeachtliche Preise vergeben. Nun, einige österreichische Künstler wurden dazu eingeladen, worüber sie sich natürlich sehi freuten. Leider aber können sie die Einladung nicht annehmen. Die Versandspesen sind nämlich zu hoch für sie. Verpackung, Versicherung und Porto kosteten mehr, als sie hierzulande für den Verkauf einer ihrer 7-Mchnungen erhalten...

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