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Am Saum des Herbstes. Erzählung von Edwin A r n e t. 62 Seiten. Die kleinen Bücher der Arche im Verlag „Die Arche“, Zürich.

Eine Erzählung aus ländlicher Umwelt, an der wir ihre Schlichtheit und Präzision schätzen. Eine seltsame Geschichte verbindet den unsteten, unheimlichen Knecht Pell, die Dienstmagd Marie, „die es mit den Nerven hat“, den verschlossenen Gutsbesitzer Margoler und seinen Verwalter, der diese Geschichte erzählt. An zwei, drei Stellen stehen Reflexionen über das Schreiben: „Da leeres Papier in der Nähe lag, nahm ich es zur Hand, und in diesem Augenblick erwachte ein süchtiger Hunger nach dem Beschreiben dieser abseitigen Stimmung.“ Abseitige Stimmungen und Charaktere ziehen durch diese Herbsterzählung; welkes Laub, Traklsche Schwermut, dumpfe Träume, zuweilen auch Abgründe, in die man einen Augenblick lang hineinschaut, füllen sie aus. „Ich ertappte mich auf der Suche nach einem Mittel, dieser Trauer über mein Leben hinaus Bestand zu geben. Ich nahm Papier aus der Tasche und legte es vor mich auf die Tischplatte, und dann nahm ich einen Bleistift, ... und zugleich bedenkend, wie dieser Abend später in meinem Tagebuch zu beschreiben sei. Möglichst ohne Adjektive und ohne Reflexionen. Es müßte eine Sprache geben, die Einfachheit mit Schwermut mischt und damit den Dingen äm nächsten kommt“. Arnet hat diese Sprache gefunden; nur zu guter Letzt verfällt er doch noch etwas in die sorgsam gemiedenen Reflexionen.

Italienisch für alle. Der 20-Wochen-Kurs für Reise und Gesellschaft. Herausgeber: Internationaler Sprachdienst, G. A. Streicher, Salzburg.

Vom Internationalen Sprachdienst, Salzburg, liegt nunmehr — nach dem Englisch-Fernkurs — auch der 20-Wochen-Fernkurs „Progreß“: „Italienisch für alle, für Reise und Gesellschaft“ vor. Auch diesmal ist an Grammatik nur das Notwendigste vorhanden und es wird so schmackhaft serviert, daß man es ohne Widerstreben „schluckt“. (Ein glücklicher Gedanke ist es übrigens, die betonte Silbe durch das Fettdrucken des betreffenden-Vokals zu kennzeichnen!) Die Art der Zusammenstellung der einzelnen Lektionen ist geschickt gewählt und umfaßt so ziemlich alle Bereiche, die für den Italienreisenden von Interesse sind. Man erhält — tatsächlich fast mühelos — einen Begriff der „Umgangssprache“, und es ist anzunehmen, da*ß man am Ende des Kurses das Notwendigste sprachliche Rüstzeug für ein-n kurzen (oder auch längeren) Italienaufenthalt beisammen hat. Allerdings — und diese Einschränkung erscheint uns wesentlich — auch die vorliegende moderne Methode kann das H ö r n der Sprach' nicht ersetzen. Den echten Tonfall, die lebendige Sprachmelodie kann auch die gewissenhafteste Phonetik nicht wiedergeben. Am meisten werden daher diejenigen bei diesem Fernkurs profitieren, die bereits irgendwann Gelegenheit hatten, italienisch zu hören, die den Klang schon etwas im Ohr haben. Aber das soll niemanden abschrecken, es nach dem „Progreß“-Rezept: „täglich nur eine halbe Stunde lesen“ zu versuchen. Lind außerdem: ist es nicht auf alle Fälle herrlich ermunternd, wenn der Lehrer immer wieder die Schüler beschwört: „Strengen Sie sich nicht an, bemühen Sie sich nicht, lernen Sie ja nichts auswendig . ..“ Kann man eigentlich mehr verlangen?

Der ewige Brunnen. Ein Volksbuch deutscher Dichtung. Gesammelt und herausgegeben von Ludwig Reine rs. Verlag C. H. Seck, München 1955. 946 Seiten. Preis 66.60 S.

Jedes Jahr erscheint eine, oft erscheinen auch mehrere Anthologien. Und immer sind die Kritiker unzufrieden, weil gerade in der Lyrik die persönliche Neigung eine große Rolle spielt. Goethe, den Reiners zitiert, hatte 1808 den Plan einer Gedichtsammlung erwogen, die ein „Unteres“, „Mittleres“ und „Oberes“ enthalten sollte. Ein Volksbuch, ein Haus mit vielen Zimmern und einem Dachboden, wo man durch die Luken auf die Sterne blicken konnte, und einem Keller, in dem man vielleicht die Wasser der Erde rauschen hörte. Der Plan blieb unausgeführt. Die Sammlung von Reiners, diesem bekannter Stilkritiker und Schriftsteller, geht nicht chronologisch, sondern nach Wesensinhalten: Kindheit, Freundschaft, Pflicht des Werktages; es werden auch Rätsel, Schnurren und „Schlager“ geboten. Im Vorwort bekennt der Herausgeber, es erging ihm bei der Auswahl so, wie dem Arzte in Tausendundeiner Nacht, dem der Sultan aus einem Gewölbe, wo die Edelsteine in Schaffein herumstanden, gestattete, einige Schmuckstücke mitzunehmen. Es ist leicht. Fehlendes anzumerken. Man hätte auch 2000 Seiten und statt 1700 Gedichten derer 4000 zusammengebracht, ohne Mindergüte — wo es um die Sichtung aus 800 Jahren ging. Aber wäre es dann noch ein Volksbuch gewesen bzw. hätte es Aussicht gehabt, eines zu werden? Bei einer neuen Auflage bloß hätte man, wenn schon Salus der Aufnahme wert schien, auch seinen Stadtgenossen Herold gerne zur Stelle, von weiteren Oesterreichern, die nicht mehr leben, etwa Milow, Hammerstein-Equord, Leitgeb; von den Lebenden: Fischer-Colbrie, Giebisch, Henz, List, Marschall, Oberkofler, Strutz, Szabo, Wied urid Zerzer.

Und nun leset! Der Mensch wird der epischen Reden müde. Sein Herz will singen.

Poltergeister. Von Herbert Thurston SJ. Mit einem Vorwort von Gebhard Frei. Verlag Räber Sc Cie, Luzern. 288 Seiten. Preis 12 DM.

Im vorliegenden Buche handelt es sich um eine Materialsammlung durch seriöse Zeugen beglaubigter Spukgeschichten. Sie will nichts anderes, als unvoreingenommen dartun, daß es eine Welt geistiger Kräfte geben dürfte, die nicht mittels direkter Sinneswahrnehmung erkennbar ist. Vielleicht handelt es sich bei den spukenden Geistern um erdgebundene Verstorbene, die ihre noch ungeläuterten Instinkte derartig austoben und denen man durch das Fürbittgebet helfen sollte, in die göttliche Ordnung einzugehen. Wie gesagt, der Band bringt eine Reihe dokumentarisch belegter Vorkommnisse verschiedener Zeiten und Zonen, ohne eine Stellungnahme beizufügen. Darin liegen seine Grenzen. Katholiken, die an solchen etwas abseits liegenden Fragen interessiert sind, dürfen beruhigt nach dem Buche greifen, da es mit kirchlicher Druckerlaubnis erschienen ist.

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