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Nannerl, Wolfgang Amadeus Mozarts Schwester. Von Walter Hummel. Herausgegeben von der Internationalen Stiftung Mozarteum, Salzburg, im Amathea-Verlag (Zürich-Leipzig-Wien), Wien 1952. 103 Seiten.

In dem vorliegenden Büchlein hat der Verfasser in wissenschaftlich-präziser, aber auch recht lebendiger Form das Lebensbild von W. A. Mozarts Schwester Nannerl zusammengetragen. Die Jugendjahre des Wunderkindes, ihr verzichtvolles Zurücktreten neben dem Bruder, das mütterliche Walten in der Familie, ihr Entschluß zur Vernunftehe und der stille, durch Erblindung erschwerte Lebensabend, all das ergibt ein Bild tiefer Menschlichkeit Wertvoll sind auch die vielen Bilder und der Anhang, der die Nachkommen Nannerls bis in unser Jahrhundert verfolgt.

N. T.

Präludium in Wien. Von Franz F e 11 i n- ger. Europäischer Verlag, Wien. 40 Seiten.

Sozusagen in Prosa das, was der Film mit dem unterlegten Liedertext zur Etüde Op. 10, Nr. 3, verübte: sanft ausgedrückt, Popularisierung des Genies. H. S.

Blaukehlchen, das Indianerkind. Von Ann N. Clark. Eurasia-Verlag, Wien 1952. 151 Seiten.

Die Verfasserin, seit Jahrzehnten unter den Navahos, dem 23.000 Seelen zählenden Indianerstamm in Arizona und Neumexiko lebend, weiß aus eigener pädagogischer Erfahrung vom Widerstreit alter Anschauungen und moderner Kultur jugendtümlich zu erzählen. Paul Lantz hat hübsche Bilder beigesteuert. H. S.

Machst du wirklich keine Fehler mehr? Von Josef Viktor Stummer. Verlag Leitner & Co. Wels 1952. 74 Seiten.

Die erneute Auflage scheint zu sagen: Ja, wir machen noch immer Fehler. Erforschen wir also unser Gewissen! Das Schludern in der Sprache hat (bezeichnend!) in letzter Zeit viele Sprachbücher gebracht. Hier, bei Stummer, ist alles präzis, unschulmeisterlich, blickmäßig einprägsam durch geschickte Typographie und logische Begründung. Das Heft müßte zusätzlicher Lehrbehelf an allen Schulen werden; es sei auch allen Rundfunknachrichtendiensten, Ämtern, Zeitungen und — Bücherschreibern empfohlen! H. S.

Jahrbuch 1951 der Arbeiterkammer in Wien. Verlag der Arbeiterkammer in Wien. 677 Seiten.

Ein ausgezeichneter Überblick über die sozial- und wirtschaftspolitischen Ereignisse des Jahres 1951, ein Jahrbuch, wie es sein soll. R. D.

(Kurzbesprechungen von Norbert Tschulik, Hanns. Salaschek und Robert Dittrich.)

kämpfenden Industrien im Süden von dem Vorteil ausgeschlossen erscheinen. Man hat erwogen, ob es vorteilhafter sei, eine M e t h a n g a s 1 e i t u n g durch die ganze Apenninenhalbinsel bis Kalabrien zu bauen, oder ob man besser das Methan in elektrische Energie umwandeln und diese nach dem Süden befördern soll. Die eine wie die andere Lösung erschien unbefriedigend angesichts der gewaltigen Bau- und Transportkosten.

Wieder war es der christlich-demokratische Abgeordnete Enrico M a 11 e i, der eine neue Richtung wies, um das industrielle und Energieproblem des Südens zu lösen. In einem am 16. Februar im „Giornale d'Italia' veröffentlichten Leitartikel Eine Revolution in unserer Wirtschaft trat er mit einem Vorschlag vor die Öffentlichkeit, der wegen seiner vernunftbegründeten Kühnheit Aufsehen machte und sofort in der Presse wie in industriellen Kreisen lebhaft diskutiert wurde. Mattei schlug nämlich nicht mehr und nicht weniger vor, als die endogenen“ Energien in den vulkanischen Zonen auszuwerten, das heißt die in der Nähe aktiver oder auch bereits erloschener Vulkane vorkommenden unterirdischen Dampfmassen anzubohren und unmittelbar zum Antrieb von Turbinen zu benützen. Es handelt sich dabei um kein phantasievolles Projekt, sondern um eine Möglichkeit, die bereits in einem berühmten Beispiel realisiert ist: Larderello. In der Nähe dieses Städtchens der Toskana, auf vulkanischem Boden, wurden vor Jahrzehnten schon die stark borhältigen soffioni“, die mit den Geysirs Islands verglichen werden können, zur Gewinnung der Borsäure ausgewertet. Später benützte man die Dampfstrahlen für die Gewinnung elektrischer Energie, und sehr bald werden die italienischen Staatsbahnen, unter deren Betrieb Larderello gestellt ist, rund drei Milliarden Kilowattstunden jährlich

erzeugen, also ein Zehntel der gesamten in Italien produzierten Energie.

Italien besitzt aber eine ganze Reihe von Gebieten, wo die Forschung nach endogenen Kräften aussichtsreich ist: in Sizilien, auf den Äolischen Inseln, in Vulture in Kalabrien, am Vesuv, in den Phlegräischen Feldern bei Neapel, vor den Toren Roms in den Albaner Bergen, an dem ganzen tyrrhenischen Küstenstrich, der sich nördlich Roms bis weif in die Toskana hineinstreckt, in den Euga- neischen Bergen.

Auch die Frage des Transports der elektrischen Energie von den Inseln nach dem Festland konnte den Abgeordneten M a 11 e i nicht in Verlegenheit setzen: er vermochte darauf hinzuweisen, daß Schweden bereits große Energiemengen über Hochspannungsunterseekabel nach Dänemark exportiert und derzeit einen 100 Kilometer langen Unterseekabel für 20.000 Kwh Transportleistung nach der Insel Gotland in Bau genommen hat. Nach den Schätzungen des Mattei könnte Larderello allein innerhalb von zwei Jahren bis zu zehn Milliarden Kilowattstunden jährlich zu billigen Preisen erzeugen. Selbst die mehrere hundert Milliarden Lire erfordernden Kosten der Schürfungen und der Errichtung der Kraftanlagen schrecken heute in Italien niemanden mehr, nachdem die AGIP bewiesen hat, daß sie ohne nennenswerte staatliche Zuschüsse zu ihren Erfolgen kommen und zu einem blühenden Industriezweig werden können.

Mattei liegt am meisten daran, die verantwortlichen politischen und Wirtschaftsführer davon zu überzeugen, daß die Meinung, Italien sei ein rohstoff- und energiearmes Land, keine Berechtigung mehr hat. Die Leistungen und Ergebnisse der letzten sechs Jahre künden in dieser Hinsicht bereits eine Wende an und die Nation vermag heute mit größerer Zuversicht in die Zukunft blicken, als sie es sich bei Friedensschluß erträumen konnte.

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