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Jugendprobleme unter Ausschluß der Jugend
Das Bundesministerium für Unterricht hat über die Filme „Das nackte Gesicht“ und
„Schmutziger Engel“ das Jugendverbot verhängt. Mit Recht. Denn die Auseinandersetzung mit solchen „filmisch“ auf Happy-End zurechtgemachten Jugendproblemen brächte junge Menschen, die ihren Standort und ein lebenswertes Verhältnis zur Umwelt suchen, nur Einbuße an Aufrichtigkeit.
Im amerikanischen RKO-Film stimmt wenigstens der Ansatz: Der Bruch des Vertrauens zwischen Kind und Eltern treibt den temperamentvollen, aber im Grunde simplen und anständigen Hai Ditmar zu handgreiflichen Protesten, die leicht mit kriminellen Rowdyexzessen verwechselt werden können. Anstatt nun die Sonde tief an wirklich schmerzenden Punkten der Gesellschaft anzusetzen, retten sich Drehbuchautor und Regisseur in Schönfärberei, lassen die Eltern beim Sheriff kurz Nachhilfeunterricht im schwierigen Gegenstand „Familienglück“ nehmen — und auf einmal klappt alles vorzüglich. Ein burschikos-verstehender Blick des Vaters genügt, Hals Komplexe zu lösen. Schlimme Harmlosigkeit, die ein äußerliches Einlenken und Einrenken der inneren Klärung vorzieht! Der junge Schauspieler (ja, Schauspieler!) James MacArthur hat wenigstens kein „nacktes“, sondern ein gutes Gesicht.
„Schmutziger Engel“ ist weder künstlerisch noch in seiner Tendenz anzuerkennen. Der sicher mögliche Fall, daß ein verwöhnter, frühreifer Backfisch seinen Deutschprofessor mit Liebesanträgen verfolgt und, zuletzt eine Vergewaltigungsszene fingiert, um den Geliebt-Gehaßten vor den Sittenrichter zu bringen, dieser Fall ist zu ernst, als daß er es vertrüge, keß bagatellisiert und sentimental verwässert zu werden. Die Jungen der Schule bringen zwar zur rechten Zeit durch ein Femegericht im Planschbecken des Filmateliers die Wahrheit an den Tag — aber das schmutzige Engelchen besteigt fröhlich und gar nicht abgekühlt ein Flugzeug, um im Ausland dazuzulernen, was es noch nicht kann.
Außerdem: ein miserabler Schnitt, eine grob und einfallslos geführte Kamera. Peter van Eyck und Jörg Holmer brillieren einzig mit „grundanständigen“ Augenaufschlägen. Doris Kirchner spricht ihre papierenen Sätze wie Papier.
Aus dem sonstigen Allerlei sei nur kurz registriert: Die Firma Metro-Goldwyn-Mayer hat sich mit einem langweiligen australischen Kalendergeschichtchen um Vaterlieb und -leid keine „Kostbare Bürde“ aufgeladen.
„Die Nacht kennt keine Schatten“ — und Paramount kein Erbarmen mit sommermüden Besuchern, die das „Seelendrama“ eines abgekämpften Baseballspielers ausgerechnet an dünne, Limonade erinnern muß. Zuviel der Oedipus-Komplexe! Der Hauptdarsteller Anthony Perkins hätte schon das Zeug, zu beweisen, daß er eines besseren Geistes Kind ist.
Da wissen die Italiener schon witziger mit einem Trauma körperlicher Art umzugehen. Die Groteske „E r a 1 u i. .. s i I s i!“ hat Commedia-Schwung und wirkt, solange man zusieht, entspannend wie Lachgas. Wenig später bleibt nur die Erinnerung an einen raffinierten Humor-Mechanismus, an temperamentvoll zappelnde Puppen.
Doch in puncto Psychoanalyse: Besser italienisch übertrieben als amerikanisch unterspielt.
F i 1 m s c h a u (Gutachten der Katholischen Filmkommission) Nr. 31 vom 2. August 1958: IV (für Erwachsene): „Galgenvögel“, „Harte Männer, harte Fäuste“, „Heimweh, Stacheldraht und gute Kameraden“, „Kampfstaffel Feuerdrachen“, „Kostbare Bürde“. — IV a (für Erwachsene mit Vorbehalt): „Der Gasmann“, „Era lui... si! si!“, „Schmutziger Engel“, „Um Kopf und Kragen“.
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