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Kleinbuchreihe der Lyrik

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Der Dichter Peter Coryllis widmet sich voll bewundernswerter Tatkraft seiner Aufgabe, mit der Herausgabe der „Vier-Groschen-Bogen“ in der Laumannschen Verlagsdruckerei, Dülmen, Westfalen, der Lyrik unserer Zeit verstärkten Widerhall zu geben. Unter den neuesten Kleinbänden dieser Reihe finden wir an Dichtern, deren Geburtsdaten noch ins vorige Jahrhundert weisen, als Pfleger der guten, bewährten Form Fritz Kudnig, des Liedhaften Max Barthel, des schönen Schlichten Erich Bockemühl, des Naturverbundenen Adolf Scheer, des Ausdrucksvollen Rolf Wilke und der bezwingenden Aussage den uns bereits wohlbekannten deutschen Wahlfranzosen David Luschnat. In den ersten Jahren unseres Jahrhunderts wurde Rudolf Schmitt-Sulzthal geboren, ein mit Recht Beliebter; auch Heinz Ritter macht uns aufhorchen, ebenso Karl Heinz Bodensiek.

Lebensvoll sind die Verse von Hedwig Börger; zeitnah mutet uns Hanns Slabik an; fesselnd sind die sibirischen Skizzen von Magdalene Koch und die Naturbetrachtungen des Schweden Karl H. Boley, sehr bemerkenswert die Sonette von Werner Philipp.

Die jüngeren Jahrgänge sind vertreten durch den gemütstiefen Walter Werner, Gisela Flak, die für ihre guten Verse leider die Kleinschreibung verwendet, den eigenwilligen Franz Xaver Erni, den gefühlsreichen Friedrich Karl Witt und mit klugen Essavs über die Poesie Gottfried Edel, während wir als die Jüngsten der Dichtkunst noch drei Lyriker begrüßen können, die vielseitige Angelika Rössler, den im Sprachlichen sehr gewandten Karlhans Frank und den in freien Rhythmen bewährten Helmut Wide.

FISCHER VON ERLACH VATER UND SOHN schufen die Josefssäule auf dem Hohen Markt in Wien, die in ihrem Aufbau heute noch eine gewisse Vorstellung von der reichen Entfaltung der vergänglichen barocken ..Gelegenheitsarchitektur“ der Triumphpforten und Schaugerüste gibt. Die Wiedergabe dieses Stichs von Salomon Kleiner findet sich in Enterich Schaf frans Buch „Wien, die Stadt der Musik“ (Urs Graf-Verlag, Ölten, Lausanne und Freiburg i. Br., 116 Seiten). Es mag wie eine Schicksalsfügung erscheinen, daß das umfangreiche Lebenswerk des bekannten Schriftstellers und Volksbildners mit diesem Thema ausklang. Emerich Schaffran erlebte die Drucklegung des Bandes nicht mehr, er starb neunundsiebzigjährig im Herbst 1962. Menschlich und geistig wurzelte der Autor, ehemaliger Offizier, in einem bürgerlichen Wienertum etwa im Sinne Ferdinand v. Saars. Der vorliegende Band ist eine wohlfundierte feuilletonistische Musikgeschichte Wiens, vor dem Hintergrund der allgemeinen kulturellen Entwicklung. Schaffran setzte den Endpunkt bei der großen Wende um die Mitte des vorigen Jahrhunderts, über die er schrieb: „Das vergehende Alt-Wien, das nie bezaubernder war als au der Grenze zum Neuen, reifte vor dem Sterben seine süßesten Früchte. Ihr Duft aber schmeckt nach Ausklang: Brüderlein fein, einmal muß geschieden sein ...“ Gunther Martin

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