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In den vier Wänden
VILLA K. Roman von Wolf gang Ott. Psul-Zsolnay-Verlag, Hamborg-Wien. 34 Selten. Preis 89 S. — TRAUM UND TAG. Roman von Andree Martinerle. Aua dem Französischen. Biederstein-Verlag, München. 3?2 Seiten. Preis 16.80 DM.
Im Hause eines rheinischen Industriellen — es ist die „Villa K." — soll an ein und demselben Tag eine Geburtstagsfeier und eine Verlobung stattfinden. Drei Generationen sind zur Stelle. Aber der lauten Fröhlichkeit tritt, wie wir heute sagen, die unbewältigte Vergangenheit in den Weg. Sie kommt aus dem Einst des Krieges und aus jüngeren Erinnerungen an Betrug, Steuerhinterziehung und an andere dunkle Winkel des satten Lebens. Ein alter Mord soll heute durch Mord ausgelöscht werden. Man hört sogar den verwunderlichen Ausspruch: „Um töten zu können, braucht man auch eine Art Idealismus, eine Idee, deretwegen man es tut, eine Weltanschauung ..." Das Wesentliche jedoch, das dieses merkwürdige Buch für den Leser zu einem Gewinn macht, liegt bei der Form, mit der uns der heute vierzigjährige Wolf-gang Ott — man erinnert sich gerne an seinen Roman „Haie und kleine Fische" — die krausen Begebenheiten vorführt: Das Buch ist ein Mosaik, aus kleinen und ganz kleinen Szenen zusammengesetzt. Die Steinchen dieses Mosaiks scheinen willkürlich nebeneinander gelegt zu sein und ergeben, erst aus einem gewissen Abstand betrachtet, ein einheitliches Ganzes. Hier erkennen wir eine mehr oder weniger neue und durchaus nicht die schlechteste Form der Epik.
Es ist fesselnd, diesem eben erwähnten Roman eines Deutschen das Erstlingswerk der jungen Französin Andree Martinerie gegenüberzustellen. In „Traum und Tag" erzählt sie von einem Pariser Ehepaar, das auch an der unbewältigten Vergangenheit
leidet. Jacques, der Gatte, trägt mit sich immer noch die Gedanken an seine große Zeit als Widerstandskämpfer. Genevieve, die junge Gattin, trat ohne Erlebnisse in ihre Ehe. Sie beide unterliegen den Versuchungen des Augenblicks und beide finden zuletzt in das Wohlige der vier Wände ihres Heimes zurück. Wir sehen hier das Musterbeispiel einer epischen Kunst, die das Heikle mit französischer und europäischer Zartheit zu behandeln weiß, in starkem Gegensatz zu einem beträchtlichen Teil der Literatur, die heute über den Atlantik zu uns herüberkommt. Das örtliche, mit einigen bereits überlebten Einzelheiten um de Gaulle und den Algerienkonflikt zeitgebunden, wird in anmutiger Pastellmalerei zu einem bezaubernden Bild der Stadt Paris und ihrer Umwelt.
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