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Trügerisches Glück

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„Das Glück”, jener ewige Traum der Menschen, ist der Titel eines französischen Farbfilms, dessen Schöpferin eine Frau, Agnes Varda, ist. Mit echt weiblichem Spürsinn schildert sie an Hand einer fast banal wirkenden Alltagsgeschichte die Wege und Irrwege, die die Menschen auf der Suche nach dem Glück nur zu oft beschreiten. Eine zufriedene, kleinbürgerliche Ehe geht an einem außerehelichen Liebesverhältnis des Mannes zugrunde. Die Geliebte wird nun zweite Gattin und wenn nicht alles trügt, dürfte sich das Spiel wiederholen, wenn eines Tages wieder eine Frau auftritt, die dem Manne ein zusätzliches „Glück” zu schenken vermag. Das wird alles in gefälligen Farben mit viel Liebe zur Idylle erzählt, doch dahinter verbirgt sich eine eigenartige, vielleicht auch beabsichtigte Zwiespältigkeit, ausgelöst durch das Fehlen eines Kettengliedes des menschlichen Lebens, nämlich der Verantwortung, der Verpflichtung. Dann brechen eben Enthemmung und Egoismus hervor und alle Sicherungen der menschlichen Ordnung schlagen durch, ln Agnes Vardas Film wird überdies die Geliebte, die die Gattin verdrängt, als sympathische Frau und nicht als männersüchtige Ehebrecherin geschildert, wodurch das Verhalten des Mannes und seine unbegreifliche Naivität geradezu entschuldigt werden.

Er seinerseits hat keine Bedenken beim Genuß dieses zusätzlichen Glücks und schiint allen Ernstes an die Möglichkeit einer „reinen Liebe zu dritt” zu glauben, übrigens ein Handlungselement, das in letzter Zeit wiederholt im Film als übliche Praxis aufgetaucht ist. Man erinnere sich an „Jules und Jim” und den sich an „Jules und Jim” und den italienischen Film „Rimpatriata” („Wiedersehen für eine Nacht”) Sicher wollte Agnes Varda keinen Thesenfijm schaffen, aber bei diesem so kritischen Problem des menschlichen Lebens wäre doch ein geistiges Engagement der Schöpferin des Films unerläßlich gewesen. „So ist es eben”, erscheint angesichts der Verallgemeinerungstendenz des Films als zu wenig Aussage und als resignierte Feststellung im Namen vieler Frauen ein stilles, aber gefährliches Zugeständnis.

Einen mageren Aufguß nach dem seinerzeitigen „Piroschka”-Erfolg stellt der österreichische Farbfilm „Ferien mit Piroschka” dar, in dem vor allem ein völlig wirklichkeitsfremdes Ungarn von heute vorgespielt wird. F. J. Gottliebs Regie sündigte viel an den Darstellern, denn so beachtliche Schauspieler wie Götz George und auch die begabte Maria Veršini wirken unnatürlich und farblos.

Die Unverwüstlichkeit des Wildwesters beweist der amerikanische Streifen „Die vier Söhne der Katie Eider”, der diesem Genre ein paar neue Nuancen abzugewinnen vermag. Es ist keine billige Schwarz- weiß-Abenteuergeschichte, sondern etine auch im Psychologischen geschickt differenzierte Handlung, spannend und hervorragend gespielt, demnach eine ansehnliche und legitime Unterhaltung für den Menschen von heute, dessen Sehnsucht nach Abenteuer und Romantik noch nicht ganz erstickt ist.

Österreich stellt sich — offenbar mangels neuer Einfälle — mit einer farbigen Neuverfilmung vor Johanna Spyris gemütvoller Kindergeschichte „Heidi” ein. Unter Werner Jacobs konventioneller Regie wird in der äußerlich etwas modernisierten Geschichte recht gefällig gespielt, wenngleich nicht zu übersehen ist, daß die Handlung heute doch schon etwas verstaubt wirkt.

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