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Noch zweimal Königgrätz
FELDHERR WIDER WILLEN. Das Leben des Feldzeusmeisters BENEDEK. Von Gerhard Fritsch. österreichischer Bundesverlag, 176 Seiten, Preis S 89.-. — RACHE FÜR KÖNIGGRÄTZ. Trotz allem: Eine österreichisch-preußische Liebesgeschichte. Von Otmar Frans Lang. Ehrenwirth-Verlag, München, 328 Seiten, Preis DM 12.80.
FELDHERR WIDER WILLEN. Das Leben des Feldzeusmeisters BENEDEK. Von Gerhard Fritsch. österreichischer Bundesverlag, 176 Seiten, Preis S 89.-. — RACHE FÜR KÖNIGGRÄTZ. Trotz allem: Eine österreichisch-preußische Liebesgeschichte. Von Otmar Frans Lang. Ehrenwirth-Verlag, München, 328 Seiten, Preis DM 12.80.
„Spiel nicht den Benedek!“ Dieses Wort überlebte nicht nur die österreichische Monarchie, sondern ein Jaihrhundert. Auch heute noch verwehren sich Offiziere, aber auch Zivilisten dagegen, wenn einer unter ihnen schweigend Unrecht auf sich nimmt. Gleich jenem unglückseligen Feldzeugmeister, dessen Armee vor nun bereits über 100 Jahren zwischen Bistritz und Elbe unter dem Feuer der preußischen Zündnadelgewehre zusammenbrach. Im vergangenen Sommer wurde des Mannes und der Schlacht, die mit seinem Namen verbunden bleibt, ausführlich in gelehrten Fachartikeln gedacht. Gerhard Fritsch ging einen anderen Weg. Er wollte unserer Jugend dieses „österreichische Schicksal“ nahebringen. Benedek als Jugendbuch. Ein dankenswertes Unternehmen, fehlt es doch in der jungen Generation oft der richtigen zeitgemäßen Vermittlung geschichtlichen Wissens. Aber nicht nur ein dankenswertes Vorhaben, auch ein gelungenes.
Man sollte eigentlich annehmen, daß die Tatsache, daß ein nicht unibekannter österreichischer Schriftsteller, einmal ein „vaterländisches Thema“ und noch dazu für die Jugend behandelt, Aufmerksamkeit und Anerkennung findet. Mitnichten. In der Jury des österreichischen Jugendbuchpreises soll sogar die beinahe wortwörtliche Wiedergabe von Dialogen und Medidationen, die Benedeks Briefen entstammen, ihn in den Verdacht eines Feindes von Österreichs Vergangenheit gebracht haben. Der Autor mag sich trösten. Warum soll es ihm heute bei uns besser gehen als seinem Helden? *
Rache für Königgrätz! Der Titel klingt martialisch. Doch keine Angst. Im Untertitel schwächt der Verfasser gleich ab und verrät uns auch, worum es bei seinem neuen Roman geht. Ein junger Wiener Historiker lernt auf einem Kongreß in Wien zwei deutsche Damen, Preußinnen noch dazu, kennen und lieben. Eine hat heute in Bonn ihr Domizil, die andere ist in Berlin (Ost) zu Hause. Die Szene ist gestellt, das Spiel kann beginnen. Unser junger Österreicher muß zunächst etwas tun, was einem Österreicher nie ganz leicht fällt, nämlich sich entscheiden. Nach einigem Hin und Her fällt seine Wahl auf die deutsche Dame (Ost). Zweiter Akt: Sie konnten zusammen nicht kommen, die Mauer war viel zu hoch. Aber auch der Stacheldraht zwischen Österreich und Ungarn erlaubt es nicht, die Erwählte nach einem Rendezvous am Plattensee unter die schützenden Fittiche des weiland Doppeladlers zu nehmen. So bringt eine an Ort und Stelle über Königgrätz angestellte Studie gemeinsam mit einem doppelten Kofferraum in einem Auto schließlich die Rettung. Schluß. Aus. Vorhang.
Eine einfache Geschichte, aber Otmar Franz Lang versteht sie liebenswürdig, amüsant und flott zu erzählen. Vor allen Dingen in den Passagen der persönlichen Beziehungen klingt echte Kammermusik auf. Die der Politik und der „österreichischen Selbstkritik“ gewidmeten Seiten sind dagegen — Hand auf's Herz — weniger gelungen. Zu grab mitunter, vor allem aber auch zu sehr ein vom „Herrn Karl“ abgeleitetes „negatives Österreichschema“, das genau so wenig stimmt wie die Walzer- und Heurigenseligkeit.
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