6672485-1961_05_15.jpg
Digital In Arbeit

Schweizer Welle

19451960198020002020

Der König ist tot, es lebe der König! Selbst das weitgehend naturentfremdete Stadtpublikum ist diesmal von einem totgesagten Genre, von dem Schweizer Heimatfilm „Anheiligen Wassern“, stark angerührt. Die guten Geister allerdings, die hier Generalversammlung halten. beginnen schon beim Dichter Jakob

19451960198020002020

Der König ist tot, es lebe der König! Selbst das weitgehend naturentfremdete Stadtpublikum ist diesmal von einem totgesagten Genre, von dem Schweizer Heimatfilm „Anheiligen Wassern“, stark angerührt. Die guten Geister allerdings, die hier Generalversammlung halten. beginnen schon beim Dichter Jakob

Werbung
Werbung
Werbung

Christoph Heer und enden bei Hans von Majewskis kultivierter, auch liturgisch bei den „Rogationes“ interessanter, in keiner Minute zu überhörender Musik. Der deutsche Regisseur Alfred Weidenmann hat das Heft in der Hand und dirigiert souverän seine Darsteller: Lawinen und Wasser und Menschen. Hansjörg Felmy ist ein Allroundschauspieler geworden. Cordula Trantow ist lieb, Hans Lothar ein differenzierter Bösewicht, Gustav Knuth gut wie noch selten. In einer Sterbeszene nehmen wir zweimal Abschied von Gisela von Collande, die im Vorjahr tödlich verunglückt ist. Der Film ist eine Ehrenrettung der zu Recht und zu Unrecht verlästerten Gattung.

Des großen Franzosen Jacques Becker letzter Film ist „Das Loch — die Geschichte einer Flucht". Es ist ein Kriminalfilm von künstlerischem .Rang: .-und; von ; so raffinier? eingefä'delftr Spannung, daß selbst unter den gewiegte- .SfenjJCritjiįerpdrei VersionmfcĮįber diejnöy-i liehen Deutungen des Schlusses,' d. h. die

Ursache für das Mißlingen eines Sträflingsausbruches, kursieren. Becker setzte Laiendarsteller ein. Wie diese jungen Leute in allen Sinnen des Wortes ihr Handwerk verstehen, ist einfach atemraubend. Besonders anzuerkennen ist, daß der Film bei allem Mitleiden, das im Zuschauer notgedrungen entsteht, in keiner Sekunde an der Schuld der Helden rüttelt. Es geht also — mindestens in der alten Welle!

Die Positionslosigkeit dagegen und dazu ein Hang zu stark gemeinten, aber nur halbstarken Themen charakterisiert seit Jahr und Tag die Regieproben des jungen Wieners Georg Treßler. Seit Jahr und Tag auch hoffen die besten Freunde des österreichischen Films und des Regisseurs, daß er die Schalen abwerfe. „Geständnis einer Sechzehnjährigen“ ist wieder eine solche unerfüllte Hoffnung. An der Story an sich, der Schuld eheuntreuer Eltern und der Einsamkeit der Jungen, liegt es bestimmt nicht. Aber welche Flachheit und Einseitigkeit, welche moralische Unausgegorenheit, was liederliche, unreife Ansichten von den selbstverständlichen außerehelichen Ziehungen und Scheidungen! Es ist das Recht der Jugend, auffallen zu wollen. Welche immense Chancen hätten da heute echte, saubere Stoffe und Lösungen! Sie sind ja viel, viel seltener als die amoralischen Wellen!

Warum studieren Talente wie diese nicht reife ausländische Vorbilder, beispielsweise die klassische Simplizität einer Walt-Disney-Produktion, wie „Alle lieben Pollyanna“, oder die ganz, ganz lockere Hand des Zauberers Henry Hathaway in der Tristan-und-Isolde-Komödie des wilden Nordens „Das Land der 1000 Abenteuer“?

Ach, um wieviel schwerer ist es, zu lächeln, als altklug die Stirn zu runzeln.

Film schau (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Österreich)! II a (Für alle; für Kinder gewisse Vorbehalte, ab 12 bzw. ab 14 Jahren): „Kauf dir einen bunten Luftballon“ — IV (Für Erwachsene): „Land der tausend Abenteuer“, „Sieben Wege ins Verderben“, „Wer zuerst schießt, hat mehr vom Leben" — IV a (Für Erwachsene mit Vorbehalt): „Gustav Adolfs Page“, „Jovanka und die anderen“, „Das Loch" — IV b (Für Erwachsene mit ernstem Vorbehalt): „Blutige Wasser“, „Geständnis einer Sechzehnjährigen“

fürBe

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung