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Spätlinge

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Die „Neue Galerie“ in der Grünangergasse — in der neueren österreichischen Kunstgeschichte nicht ohne Bedeutung, in den letzten Jahren leider untätig — gibt nun endlich wieder ein Lebenszeichen von sich: sie zeigt eine Kollektivausstellung Cuno A m i e t s.

Amiet, fünfundachtzigjähriger Nestor der Schweizer Malerei, hat so ziemlich die ganze Entwicklung der modernen Malerei vom Impressionismus bis Gauguin miterlebt, aber nicht mitgemacht. Die ursprüngliche, noch naive Freude der Impressionisten am frei flutendea sonnengoldenen Licht ist ihm bis heute erhalten geblieben und verleiht vielen seiner — jeglicher Problematik fernen — Bilder den Reiz von Obstbäumen, die, halb versehentlich, im Herbst noch einmal zu blühen beginnen; nicht zufällig gehört eine „Winterlandschaft“, gesehen durch ein Blumenfenster, zu den schönsten Bildern dieser mer!{wür-digen und anmutigen Kunst, in der Blumen und Wolken, Bäume und Kühe noch die ganze Welt auszumachen scheinen: ein abendliches Pastorale, das man unmöglich ohne Rührung sehen wird.

Noch einmal sei unser Wunsch ausgedrückt, daß in der „Neuen Galerie“ mit dieser Exposition eine neue Zeit lebhafter Ausstellungstätigkeit begonnen haben möge. Der vernünftige Entschluß, die Galerie auch an Samstagnachmittagen und an Sonntagen geöffnet zu halten, wird vielleicht schon genügen, den Nachteil der nicht sehr günstigen Lage auszugleichen.

Im „O esterreichischen Museum für angewandte Kunst“ (verständlicher ausgedrückt: im Kunstgewerbemuseum) feiert die „Oesterreichische Ex-libiis-Gesell-schaft“ ein Bestandsjubiläum mit einer kleinen Ausstellung noch kleinerer Gebrauchsgraphik, handgroßen Blättchen, auf denen bisweilen über die Zeiten hin verwehte Samen Dürerscher Rasenstücklein aufgegangen zu sein scheinen (hier und da ist aber auch der „Handwerksgeist“ nur Imitation). Das sind liebenswürdig-altmodische Kostbarkeiten, die immer noch ihren Reiz haben, auch wenn sie schon nicht mehr in der Zeit leben. Mit Interesse darf man den Versuch der Ex-libris-Gesellschaft erwarten, die Modernen zur Kleingraphik zu locken. Ob das gelingen wird? Man sollte es hoffen — aber, ach: die kleine Schönheit hat's nicht leicht im Zeitalter der Pocket-books und Rororoumschläge . . .

In der Kunsthandlung Wolfrum (im Lob-kowitz-Palais): eine kleine Ausstellung von Aquarellen Helene und C. T. B 1 a a s': Alpenblumen, aufs zierlichste mit dem feinen Pinsel festgehalten, Damen aus der Gesellschaft im ländlichen Gewände — Malerei als feinsinniger Lebensgenuß.

In der Secession ist eine winzige Kollektivausstellung Willi Burgers zu sehen, der uns schon bei früheren Gelegenheiten durch seine einfachen und sympathischen Bilder aufgefallen ist. Hier treten die Oelbilder aber sofort hinter einen Aquarellzyklus („Liebestraum“) zurück, denn der enthält zwei oder drei Blätter, die in ihrer phantasievollen Naivität einfach bezaubernd sind. Sollte der unvergeßliche Oskar Laske hier einen Nachfolger im Geiste finden? Nichts wäre uns lieber als das.

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