Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Stenogramm
DIE RUSSEN PRIVAT, von Leonid Wladimirow, Verlag F. McUden. 251 Seiten. S 115.—.
DIE RUSSEN PRIVAT, von Leonid Wladimirow, Verlag F. McUden. 251 Seiten. S 115.—.
Dieses Buch fehlte schon lange: der unbekannte Russe wird zum Menschen. Mit seinen Leiden und Freuden, den Normen in der Fabrik, dem Leben mit der Zensur, dem Wodka am Abend und der Parkbank zur Liebe: Der Russe, wie er im Westen unbekannt geblieben ist. Der Russe, wie er der Träger eines Systems ist, dessen Legitimation von unten auch ohne Wahlen offenkundig ist.
Waldimirow ist ein Emigrant, der als Journalist in Rußland arbeitete und nach seiner Flucht nun in London für den „Daily Telegraph“ schreibt. Und was bei Emigrantenschriften stets verzerrt, fehlt hier: Die Russen privat sind weitgehend von Ressentiment befreit, weil der Autor Russe geblieben ist und füglich zwischen System und Mensch trennt. Wenngleich er nicht die Augen vor den Realitäten verschließt.
Kein politisches Buch: aber auch kein Buch für den Touristen. Ein Buch, das mehr zum Verständnis beitragen mag als so manche UNO- Resolution.
GENESIS DES ANTISEMITISMUS. Von Jules Isaac. Europa-Verlag Wien. 272 Seiten. S 112.—.
Isaac untersucht mit Akribie die historischen Quellen der Beziehungen der Juden zu ihren Nachbarn: in Palästina selbst, aber auch in der Diaspora von Alexandrien, Antiochia, Rom und entlang des Mittelmeeres. Es weist nach, daß der Antisemitismus nicht etwa so alt wie das Judentum selbst ist, sondern sehr klar mit der Erstarkung der Juden in der antiken Welt zusammenhängt. Erst religiöse Intoleranz, wirtschaftlicher Neid und Angst vor dem Andersartigen bildeten die bis in unsere Zeit andauernde Pogromsituation aus.
Isaacs Arbeiten haben nachhaltig auf die Diskussion bes Vatikanischen Konzils eingewirkt, dessen Juden- erklärung einen Schlußstrich unter die5 Barriere von Juden und Christen durch Jahrhunderte gezogen hat.
DIE DEUTSCHE AUFRÜSTUNG 1934 BIS 1939. Von Walter Bernhardt. Militärische und politische Konzeptionen und ihre Einschätzung durch die Alliierten. Bernard & Graefe, Frankfurt! Main 1969, 179 Seiten. DM 24.—.
Die Frage der Aufrüstung Deutschlands seit 1934 wird im vorliegenden Werk auf Grund umfangreicher Quellen untersucht. Es beweist, daß Hitler mit Hilfe der schon vorhandenen Rüstungsanstrengungen der Reichswehr vor 1933 in Kombination mit einer Reihe von diplomatischen Aktionen seine Gegner zu bluffen verstand. In Wirklichkeit war die deutsche Armee des Jahres 1939 mit vielen Mängeln behaftet, vor allem, was die Ergänzungsfragen betraf. Umgekehrt überschätzten Frankreich und England 1939 die Stärke Deutschlands und waren erstaunt von der Effektivität der neuen Waffen (Panzer, Luftwaffe usw.). Die Kombination von militärischer und politischer Agitation Hitlers, triumphierend in dem Fall Österreich- Tschechoslowakei, förderte noch die Mythenbildung um die Unbesiegbarkeit der deutschen Streitkräfte bei den Gegnern, bis dann nach der Entfesselung des eigentlichen Weltkriegs im Jahre 1941 im Kampf gegen das Kriegspotential von den wirklichen Großmächten die improvisierte deutsche Aufrüstung ihre Probe nicht mehr bestand.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!