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Traumstraßen

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Deutschland hat zwei Traummännlein: die Brüder Domnick. Der eine zeigte uns kürzlich seine Traumstraße („Jonas“) ins, leider nicht: durchs Dickicht neuzeitlicher menschlicher Aengste, der andere, Hans, entpuppt sich nun als der genialste Bauherr zwar traumhaft schöner, aber doch wieder sehr realer Weltstraßen. Er hat zwar die atemberaubende Roll- und Autobahn von Alaska nach Mexiko nicht selber erbaut (ihr „Herzstück“ ist ein Werk des zweiten Weltkrieges: also gibt es doch dauerhafte „Brücken am Kwai“!), aber sein Cinemascope-Farbfilm „T r a u m s t r a ß e der Welt hat sie in unwahrscheinlich leuchtenden Regenbogenfarben nachgebaut, schöner fast als die Wirklichkeit. Schade, daß er nicht ganz beim Thema, das heißt „an der Straße geblieben ist; schade, daß Sprechtext und Musik dem symphonischen Schwung der Bilder etwas nachhinken. „Traumstraße der Welt" zählt trotzdem mit dem „Verlorenen Kontinent" zu den Gipfelpunkten modernen Dokumentarfilmens. Wir nannten solche Filme vor 30 Jahren „Uraniafilme“. Hier ist ihr Modell, ihr Idealfall.

Ueber Walt Disneys 20 Jahre alte, heißumstrittene „Fantas! a"-Traumstraße sind die Akten inzwischen geschlossen worden. Wir wissen heute, daß Disney bei diesem tollkühnen Experiment, klassische Musik zu „illustrieren (die Umkehrung des Begriffes „Programmusik“!) da und dort die Zügel hat schleifen lassen, da und dort aber auch wieder ins Schwarze getroffen hat. Grundsätzlich hat er mit dem Versuch, am Morgen der „Atomfilmära alle nur denkbaren Möglichkeiten des Films abzutasten, recht. Hier gibt es fast keine Grenzen des Geschmacks, hier, auf dieser Traumstraße in die Zukunft, gibt es nur Geglücktes und Mißglücktes.

„Indiskret" haben die Amerikaner in .England gedreht. Kooperationen ergeben nur selten die Summe der beiden nationalen Tugenden. Hier ist es gelungen: kühle, angelsächsische Ironie paart sich glücklich mit charmanter hollywoodischer Locker heit (leider fehlt auch nicht ein Schuß gallischer Amoralität). Ein ideales Paar: Ingrid Bergman und Cary Grant.

Zwei überdurchschnittliche Storys und Metrofilme: „Anklage: Hochverrat“, der amerikanische Alptraum vom Versagen des Mannes unter dem seelischen Druck der Gefangenschaft, und „Ein Mann in den besten Jahren“, auch ein neuamerikanischer Komplex: die übergewichtige Ehefrau. Zwei unterdurchschnittliche deutsche Kriminal- und Abenteuerfilme: „Du gehörst mir“ und „Romarei — das Mädchen mit den grünen Augen"; Traumstraßen dieser Art liegen den Deutschen nicht, so wie der Humor und die Revue; und die Liebe.

Zum besten Film des Jahres 1958 und damit zum Träger der „Goldenen Feder“ wählte der Verband österreichischer Filmjournalisten den spanischen Film „Die Hauptstraße“. Die gleiche Generalversammlung wählte den alten Vorstand wieder: Präsident Doktor Mühlbauer, Geschäftsführender Vizepräsident Doktor Kennedy, Vizepräsident Dr. Emele, Sekretärin Doktor Prohaska, Kassierin Frl. Sauer; Beirat: Drobe- litsch, Fuchsbauen Ing. Guha, Dr. Herle, Heinz, Koselka, van Laer, Dr. Staf, Dr. Weys, Winge, Zbonek.

Filmschau (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Oesterreich), Nr. 4, vom 24. Jänner 1959: III (Für Erwachsene und reifere Jugend): „Der Barbar und die Geisha", „Gräfin Mariza", „Eine Reise ins Glück" — IV (Für Erwachsene): „Duell im Morgengrauen", „Fünf Revolver gehen nach Westen" — IVa (Für Erwachsene mit Vorbehalt): „ Duell mit dem Tod", „Indiskret", „Liebelei“, „Ein Mann in den besten Jahren", „Zügellos" — VI (Abzulehnen): „Skandal um Dodo".

= bemerkenswerte Filme.

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