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Junge Orgelkünstler

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Am schwer mit amusischen Wolken verhangenen Himmel der Zeit leuchtet der bedingungslose Ernst einer künstlerisch begabten Jugend als einer der trostreichen Sterne. Neben keineswegs mangelnden irr- und abwegigen Erscheinungen erfreut immer wieder das durch keinen Publikumserfolg verminderte, sehr bewußte und selbstkritische Streben an sich sehr bescheidener — und dadurch eben um so berufenerer — junger Künstler, die es im Vergleich zu den meisten ihrer ausländischen Kollegen schwer genug hatten und noch haben, ihr Studium zu sichern und damit die Voraussetzung zur Leistung zu schaffen. Ihre Kunst hat daher auch bei aller Verschiedenheit der persönlichen Reife ein eigenes Gesicht, läßt es selten bei der im Technischen eines Instruments wurzelnden glatten Wiedergabe eines Werkes bewenden, sucht vielmehr die geistige Potenz aus dem Gesamtwerk eines Komponisten zu erfassen und nachzugestalten, lernt lieber ein neues Instrument, als sich in Einseitigkeit zu bescheiden. Daß solches Wollen unter der Führung guter Lehrer erfolgreich sein kann, bewies der Johann- Sebastian-Bach-Abend der Orgelklasse Karl Walter an der Akademie für Musik, an dem sich unter anderem die als Pianisten bereits erfolgreichen Jörg Demus und Paul Badura-Skoda als junge Orgelschüler auf der Königin der Instrumente versuchten. Mag ihnen aus ihrer pianistischen Vertrautheit mit J. S. Bach die Erkenntnis erwachsen sein, daß sich das Eisenacher Wunder erst von der Orgel her ganz erschließt? Die Leistungen ihrer älteren Schülerkollegen Irene Koch und Gerhart Zukriegel vermochten die Jungen jedenfalls von der — längst erkannten — Richtigkeit ihres eingeschlagenen Weges zu überzeugen.

Anton Heiller, der-eigenwilligste unter den jungen Orgelmeistern, im Handwerklich-Technischen von erstaunlicher Leichtigkeit, dem stilistisch Orgelmäßigen tiefer nachhorchend und ihm neue Seiten abgewinnend, erwies sich im eigenen Konzert ebenso als berufener Interpret zeitgenössischer Orgelkunst, als er beim Festlichen Orgelspiel zugunsten der Wiener Domorgel seine Treuhänderschaft des Badischen Vermächtnisses legitimierte. Seine Kunst ist stark persönlich profiliert und in ihrer strengen Zügigkeit symbolisch für die junge Generation, während Alois F o r e r, zwischen den Generationen stehend, in seinem gelockerten, klanglich und farbig stärker betonten Spiel, zu dem er außerdem gerne eine Singstimme gesellt, eine mehr vermittelnde Haltung einnimmt. Neben ‘den Meistern der älteren Generation, Karl Walter und Wilhelm Mück, trugen Franz Eibner, Karl Wolleitner und Bruno Seidlhofer, jeder in ausgeprägt persönlicher

Note, zum „Festlichen Orgelspiel“ bei, dessen Programm sich von J. S. Bach über Mendelssohl? und Reger, Cesar Franck und Charles Widor bis Franz Schmidt und J. N. David spannte und darin wie in seiner Wiedergabe der Jugend den Platz zwischen dem Alten gönnte. Das Fehlen eines Hindern ithschen Orgelwerkes bei einem konzertanten festlichen Orgelspiel großen Stiles muß allerdings mit Bedauern festgestellt werden.

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