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Neue österreichische Musik

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Zur Förderung einheimischer Schaffender wurde vor kurzem die „österreichische Gesellschaft für zeitgenössische Muscik“ gegründet. In dem Eröffnungskonzert gab Prof. Alfred U h 1 einen Überblick über die Situation der modernen Musik und ihrer Vertreter, insbesondere in Österreich, betonte die Notwendigkeit, das zeitgenössische Schaffen zu fördern, und erklärte, daß eben diese Förderung österreichischer Komponisten aller Schulen und Richtungen die ausschließliche Aufgabe der neuen Gesellschaft sei.

Von den aufgeführten Komponisten bedürfen im Inland Lechthaler, Melt char und Uhl keiner besonderen Präsentation. Aus der älteren Generation sei deshalb nur M. Rubin hervorgehoben, der seltener zu Wort kommt. Seine Goethe- Lieder aus dem Zyklus „Gegenwart“ sind vor allem dadurch interessant, daß es dem Komponisten gelingt, trotz Entromantisierung und Vermeidung des gängigen lyrischen Vokabulars echten Gefühlsausdruck zu geben. Dies geschieht durch eine freischwingende melodische Linie und eine Begleitung, die den ostinaten, durch rezita- tivisch deklamierte Stellen unterbrochenen Rhythmus liebt.

Jon Cubicecs „Kleines Trio für Klarinette, Viola und Klavier“ op. 28 empfängt seinen Reiz vor allem durch die Anklänge an rumänische Folklore. Nur gelegentlich verwendet der Komponist notengetreue Zitate, dringt aber damit um so tiefer in den Geist der jeweiligen Gattung ein. Die beiden Ecksätze imitieren, aphoristisch aneinandergereiht, bekannte Volkstanzformen, der mittlere Teil ist eine kunstvolle Nachbildung des improvisiert-freien Vortrages der „Doina“, des Klageliedes der Hirten und Bauern aus den Karpatentälern. Das kleine Werk ist konzis gebaut und klingt, von kleinen Sprödigkeiten abgesehen, gefällig.

Den persönlichsten Eindruck machte die „Suite für zwei Klaviere“ 1948 von Ernst Wampola. Trotz spürbaren Einflüssen von Bartok, Stra- winskv und dem Jazz hat diese Musik ein eigenes Gesicht. Jeder der sieben Sätze ist fast ausschließlich auf einen ostinaten Rhythmus gestellt. Die Titel Maestoso, Barbaro und Grave sind bezeichnend und geben eine Vorstellung von Wampolas Stil. Der junge Komponist bevorzugt dumpfe und donnernde Rhythmen, komplizierte, vielstimmige, aber immer gutklingende, weil ausgezeichnet „liegende“ Akkorde und ist im Begriff, zu einem Eigenstil vorzustoßen. Seine Gefahr liegt im Abgleiten zur Routine des Bar-Jazz „auf zwei Klavieren“. Dies ist, wie gesagt, vorläufig nur eine Gefahr. Wampolas Möglichkeiten sind bedeutend.

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