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Aus Angelina wurde Aschenbrödel

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Am zweiten Weihnachtstag des Jahres 1816 erhielt Rossini von Ja- copo Ferretti den Text zu seiner komischen Oper in zwei Akten „La Cenerentola“. Am 25. Jänner 1817 fand im Teatro Vaile zu Rom die Premiere statt. So schnell ging das damals — speziell bei Rossini. Drei Jahre darnach kam „Aschenbrödel“ auch nach Wien, 1880 gab es eine italienische Stagione mit „Cenerentola“, 1930 brachte die Staatsoper im Redoutensaal eine Bearbeitung unter dem Titel „Angelina“ mit Adele Kem in. derjiTiletebUe, W50 wurde» das. beliebte W1unt.0e»R)flR1r. men von Günther Rennert in der Staatsoper inszeniert. Und nun ist es als „La Cenerentola“ in die Volksoper übersiedelt und müßte eigentlich, da in deutscher Sprache gesungen, „Aschenbrödel“ heißen. Soviel zum Historischen.

Die Bühnenbilder und Kostüme von Ita Maximowna sind immer noch hübsch und apart, mit einem Stich ins salonmäßig Mondäne. Aber den Märdhencharakter hatte ja schon vor acht Jahren Günther Rennert durch Ironie weggewischt. — Die neue Übertragung durch Joachim Popelka mag man als „passabel“ bezeichnen, ebenso die Rennerts Regiekonzept folgende Spielleitung Richard Biet- mehr Ausdruckskraft zu finden sind als in fast allen Blättern in der Secession. Vor allem dem 80jährigen , James Dixon gelingt in seinen naiv expressionistischen Bildern eine fast ‘ beklemmende Umsetzung der Atmo- ‘ sphäre seiner Inselheimat Tory Island, die er nie verlassen hat, zu geben. Das wirkt wesentlich überzeugender und wahrer als alle technischen Experimente und Gags der renommierten Kollegen von vis-ä-vis, die nichts zu sagen haben und nichts sagen können, Schachers. Natürlich war bei der Premiere im großen Haus am Ring alles straffer, präziser und m-arionetten- hafter. Doch auch die Aufführung in der Volksoper — anläßlich der 100. Wiederkehr des Todestages von Rossini — kann sich sehen und hören lassen.

Angelina ist Mirjana Irosch, etwas zu reif für diese Gestalt und mit einer kräftigen Naturstimme au-sge- stattet. Elisabeth Sobota und Mary O’Brien geben die beiden bösen Schwestern Tisbe und Clorinde mit Selbstverleugnung. Artw, Kern als Haushofmeister und väterlicher Freund ‘ sowie Haraldk Serafin als Kammerdiener erfüllen ihre konventionellen Rollen mit Leben. Mit schöner Stimme und angenehmer Erscheinung brilliert Frans van Daten als Don Ramiro. Zentrum und rocher de bronce- der Aufführung aber ist Karl Dönch — ein ungemein präziser Darsteller und Sänger, der seine Routine immer wieder zu überwinden versteht. Argeo Quadri am Pult danken wir eine authentische Wiedergabe der Partitur und die Exaktheit der schwierigen Ensemblesätze, vor allem des großen Septetts am Ende des ersten und der beiden Sextette im zweiten Akt.

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