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Biblisches Oratorium und Homerische Symphonie
Von William Wal on (geboren 1902 in Oldham) hörten wif während der letzten beiden Jahre in Wien ein Violin- und ein Bratschenkonzert sowie die Musik zu dem Film „Heinrich V.”. Das Oratorium „Belsazars Gastmahl” — nach der bekannten Erzählung aus dem Buche Daniel — schrieb der Komponist mit 28 Jahren. Seit seiner Uraufführung 1931 in Leeds ist das Werk in Europa und Amerika oft gespielt worden und hatte stets Erfolg, der durch die gemäßigt moderne Schreibweise, die dramatische Begabung und die Effektsicherheit des Komponisten zu erklären ist. Ein größer gemischter Ghor und eine Männersolostimme sind die Träger der Handlung. Das Orchester begleitet in hochdramatischem Stil und tritt mit kurzen Zwischenspielen auch selbständig hervor. Der Gesamtstil des Werkes ist wenig einheitlich: neben konventionellen Chorsätzen steht orientalisch Getöntes und Tonmalerisches. Sehr eindrucksvoll und treffsicher wird —- wohl die originellste Stelle des Oratoriums — durch einen dröhnenden Maschjnen- rhythmus das Lob der falschen Götter und der Idole der Babylonier symbolisiert. Andere Stellen des Textes sind mehr äußerlich und lärmvoll illustriert, als wirklich musikalisch gestaltet. (Die Wiener Symphoniker, der Staatsopernchor und PaulSchäffler musizierten unter H. von Karajan.)
Theodor Berger (geboren 1905 in Traismauer) hat eine Reihe von Orchester- stücken aus dem ersten Teil seiner „H o- merischen Symphonie” zusammen- gestcllt. („Homerische Suite” wäre für das im außerordentlichen Gesellschaftskonzert der Gesellschaft der Musikfreunde urauf- geführte Werk der glücklichere Titel gewesen.) Diese Komposition muß demnach als Ballett- und Illustrationsmusik gewertet werden. Stimmt man ihrer Transposition in den Konzertsaal zu, so mag man gern ihre besonderen Qualitäten anerkennen. Die zwölf kurzen Szenen reichen von „Odysseus bei Kalypso” bis zum Aufbruch des Helden von Nausikaa. — Aus Bergers früheren Werken kennen wir seine hochentwickelte Instrumentalbegabung. Sie bewährt sich auch in diesem Werk glänzend. Oft muß freilich der instrumentale Einfall den melodischen ersetzen, und auch jener ist nicht immer aus erster Hand (Richard Strauß, Debussy, Ravel und der frühe Strawinsky klingen an). Und doch fasziniert etwas an dieser Partitur: die silbern-glitzernde Farbe, das helle Blau und das griechische Licht, in dem alle Gegenstände zum Greifen nah und scharf konturiert sind. Dies Licht, diese ganz spezielle Klangfarbe, bindet auch Gegensätzliches zur Einheit. Der Komponist kann dem Dirigenten und dem Orchester für eine sehr sorgfältige Aufführung danken.
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