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Bruckner-Aufführungen

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In einem außerordentlichen Konzert dirigierte VölkmarAndreae die Sechste von Bruckner, und wir danken dem Schweizer Gast für die Wahl gerade dieses Werkes. Denn von ihren gewaltigen Nachbarn in der Reihe der großen Neun beschattet, gehört diese Symphonie neben der Ersten zu den am seltensten aufgeführten. Aber ist sie nicht die schönste — wenn wir das Wort in seiner ursprünglichen Bedeutung nehmen — und lieblichste der Schwestern? Volkmar Andreae, als kraftvoller Gestalter der Monumentalwerke Bruckners bekannt, faßte die Sechste mit zarter und nachgiebiger Hand an, wie es dem Wesen dieses Werkes angemessen ist. Die polyrhythmischen Bildungen des ersten Satzes, die fast schon mit impressionistischen Farben gemalte Naturstimmung des Scherzos, der innige, freudvolle und leidvolle Gesang des Adagios und das Finale, welches seltener als das der übrigen Symphonien das typische dreifache Brucknersche Forte erreicht, gelangen gleich vollkommen. — In der Wiedergabe durch die Philharmoniker erglänzten die Schönheiten des Werkes neu wie am ersten Tag, und man spürte es irgendwie, daß diese Symphonie zu den am wenigsten „abgespielten gehört.

Was Volkmar Andreae fast intuitiv auf Grund seiner wesensmäßigen Verwandtschaft mit dem Werke Bruckners gelang, leistete der junge rumänische Dirigent Sergiu Celibidache dank eines sehr ausgeprägten Stilgefühls und hoher musikalischer Intelligenz. Wer ihn Dvořák oder Schostakowitsch interpretieren hörte, hätte ihm eine so werkgerechte Wiedergabe der VII. Symphonie von Bruckner (im Rahmen eines Festaktes der Katholischen Aktion) kaum zuge traut. Die Grundzeitmaße waren — mit Ausnahme des etwas zu vehement angefaßten Finales — richtig und überzeugend. Der differenzierte Klangsinn des jungen Dirigenten verlieh besonders dem ersten Satz einen Glanz von Italienischem, der ja fast in allen Werken der großen österreichischen Musik aufleuchtet, so daß unser Klangbild durch diese Aufführung nicht unwesentlich bereichert wurde. Freilich hatte Celibidache auch ein ideales Instrument zur Verfügung, die Philharmoniker, die — wenn der Eindruck nicht täuscht — mit seiner Interpretation im wesentlichen einverstanden waren und auch einzelne geringfügige Abweichungen willig mitmachten.

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