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Deutsche und französische Musik

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Frankreichs großes Musikfestival von Aix-en- Provence hatte dieses Jahr neben zahlreichen Symphonie- und Kammerkonzerten besonderes Gewicht auf die Opernaufführangen gelegt. Hans Rosbaud dirigierte wieder die an Vollkommenheit grenzenden Aufführungen von „Don Giovanni" (mit Heinz Rehfuß als Don Juan und einer sonst fast durchweg italienischen Sängerelite) und die deutsch gesungene „Entführung aus dem Serail" (mit Theresa Stich-Randall als wundervolle Konstanze). Dieses Jahr wollte das Festival die französische Eigenart seiner sonst internationalen Veranstaltung in den Vordergrund rücken: Einmal durch die Uraufführung einer von Henri Sauguet in gemischten Tonalitäten geschriebenen Oper „Les Caprices de Mariann e”, nach Musset, ein andermal durch die einmalige grandiose Realisation von Gounods „M i r e i 11 e" in der majestätisch-zaubervollen Landschaft von Les Baux, wo Mistrals Legende geboren wurde. Beide Opern, die ganr moderne und die romantische, hatten sehr großen Erfolg (nach Les Baux fuhren mehr als 6000 Personen), und dennoch triumphierte, unerreicht, der ewig junge Mozart, und mit ihm, in den Konzerten, Beethoven (im ?. Klavierkonzert mit Casa- desus beim Liederabend Theresa Stich-Randalls sowie in den beiden Konzerten der Londoner Philharmoniker unter Herbert von Karajan). Hans Rosbaud zeigte sein hohes Können nicht nur als Dirigent der Mozart-Opern, im Konzert der drei Mozart-Symphonien, als Chef des modernen Konzerts des Orchestre Louis de Froment, sondern sogar als Pianist: er begleitete zuerst Theresa Stich- Randall in ihrem Liederabend im Rathaushof und dann auch Elisabeth Schwarzkopfs Gesangsabend mit Präzision und Takt. Diese beiden Liederabende, die neben einem klassischen Programm vor allem das deutsche Lied dem französischen (und internationalen) Publikum nahebrachten, Schubert, Schumann, Hugo Wolf, Richard Strauss, waren Höhepunkte des Musikfestivals: zwei ungewöhnliche und doch sehr verschiedene Soprane von eigenartigem Zauber. Paul Hindemiths Bläsersymphonie wurde von den Equipages de la Flotte in Europa erstaufgeführt in einem Konzert, das die Vielseitigkeit dieses Blasorchesters zeigte. Das moderne Konzert, das uns das junge Orchestre Louis de Froment unter Leitung von Hans Rosbaud gab, brachte an Uraufführungen Daniel-Lesurs Serenade und lacques Castėrėdes Klavierkonzert (mit dem Komponisten am Flügel). Delvincourts „Quatour” wurde vom Quartett Parrenin uraufgeführt. Die modernen Stücke reizten diesmal nicht zur Diskussion. sondern wurden gut aufgenommen.

Zusammenfassend ließe sich sagen, daß sich Mozart noch immer als der stärkste Anziehungspol dieses südlichen Festivals erwies, wenngleich es an Aspekten und Horizontweite gewinnt. Der Zauber der hier gespielten Musik erblüht immer neu aus seiner Landschaft und aus den “historischen Stätten, die der Musik einen einzigartigen Hintergrund geben.

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