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Eröffnung der neuen „Met“

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In der Zeit vom 16. bis 24. September wird in New York das neue Opernhaus am Lincoln-Center festlich eröffnet. Wer vor Zehn Jahren etwa dem gleichen freudigen Ereignis in Wien beigewohnt hat, nämlich der als Austrian Coronation bezeich- neten Einweihung des erneuerten großen Hauses am Ring, wird das, was sich innerhalb der nächsten zehn Tage und der darauffolgenden 30 Wochen jenseits des großen Wassers abspielt, nicht ohne Interesse und Anteilnahme verfolgen.

Das neue Haus (selbstverständlich mit allen technischen Novitäten ausgestattet), seine noble Fassade und der traditionell hufeisenförmige Zu- schauerraum, wie wir ihn auf Photos sahen, sind vielversprechend. Er faßt 3800 Sitze, von denen angeblich 3600 auch beste Sicht gewährleisten. Die akustische Probe wird das Haus allerdings noch zu bestehen haben. Die Hauptbühne, 30,7 Meter breit, kann für Massenauftritte mit der Hinterbühne verbunden werden, wodurch eine Gesamtrtiefe von 45 Metern entsteht. Der Zuschauerraum wird von dem von Österreich gestifteten Kronleuchter (Firma Lobmeyr) illuminiert. Auch die übrigen Kriisitall- luster wurden in Österreich hergestellt. Besonders verschwenderisch ist auch das Hauptfoyer ausgestattet, dessen schönster Schmuck zwei große Wandgemälde (11 X 9 Meter) von Marc Chagall sind.

Die ersten vier Premieren innerhalb von zehn Tagen heißen „Antonius und Kleopatra“ von Samuel

Barber (ein eigens für die Eröffnung in Auftrag gegebenes Werk), das von Franco Zefflrelli inszeniert und ausgestattet wird, „La Gioconda“ von Ponchielli, „La Traviata“ und „Die Frau ohne Schatten“. Hierauf folgen als weitere Neuinszenierungen „La Boheme“, „Aida“, „Lucia di Lam- mermoor“, „Turandot“, „Zauberflöte“, „Don Giovanni“, Faust“, „Lohengrin“, „Tristan und Isolde“, „Die Meistersinger“, „Rigoletto“, „Troubadour“, „Peter Grimes“ von Britten, „Pique Dame“, „Madame Butterfly“, „Othello“, „Elektra“, ein weiteres neues Werk — Marvin Levys’ Oper „Trauer muß Elektra tragen“ nach O’Neill —, „Die Fledermaus“ und ein Ballettabend.

Das Programm der ersten Spielzeit umfaßt also 23 Werke, die in ihrer Gesamtheit durchaus der bisherigen Repertoiregestaltung der alten Met entsprechen. Denn rund 90 Prozent der Eintrittskarten sind im Besitz von Stammabonnenten, von denen viele auch als Mäzene des Hauses gelten.

Österreich wird während der Eröffnungssaison nicht nur durch mehrere Solisten der Wiener Staatsoper, sondern auch durch Dr. Karl Böhm vertreten sein, der die „Frau ohne Schatten“ dirigieren und im Rahmen einer fünf Monate langen Tätigkeit an der Metropolitan auch zwei Sonderkonzerte des American- Symphony-Orchesters in der Carnegie Hall leiten wird, wozu er von Leopold Stokowski eingeladen wurde.

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