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Opernsorgen in Rom

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Das Musikleben Roms ist nach der langen Sommer- und Herbstpause soeben erst wieder erwacht. Die wenig erfreulichen Debatten über die Finanzierungsschwierigkedten der Operntheater Italiens können in diesem Zusammenhang nicht übergangen werden. Nach erbitterten Auseinandersetzungen hatte das Parlament im Hochsommer endlich eine Lösung für die Neuordnung und Finanzierung der musikalischen Einrichtungen gefunden. Als wichtigste Bestimmung ist hervorzuheben, daß die Staatszuschüsse in erster Linie den 13 führenden Musik-, theatern Italiens zugutekommen sollen. Von dem dann noch verbleibenden Rest werden mindestens 25 Prozent den übrigen Tradtttions-theatern und den wenigen bestehenden festen Orchestern zugewiesen. Das Operntheater in Rom errang einen besonderen Erfolg, indem ihm mit Rücksicht auf seine Bedeutung für das kulturelle Leben der Hauptstadt und seine große Tradition eine außerordentliche repräsentative Funktion zuerkannt wurde.

Trotzdem blieb es bis zum letzten Augenblick fraglich, ob eine Reihe von Operntheatern, darunter auch die Oper in Rom, ihre diesjährige Spielzeit tatsächlich durchführen konnten; denn die leidige Frage der Schulden mußte auch noch einigermaßen geordnet werden, ehe mit den Abonnements für die kommende Spielzeit begonnen werden konnte. Die römische Oper wird von einem Defizit von nicht weniger als 900 Millionen Lire bedrückt. Erst nachdem der Stadtrat einstimmig weitere finanzielle Unterstützungen zugesagt hatte, konnte die Spielzeit als gesichert gelten. Die bewilligten Mittel reichen aber immer noch nicht aus, die laufenden Aufwendunigen zu decken. Infolgedessen muß sich das römische Opernpublikum dieses Jahr mit einer „Sta-gione“ ohne Uraufführungen, ohne Mozart und Wagner begnügen, Dafür

werden neben vier altbekannten Repertoireopern von Verdi dessen „Foscari“ zu hören sein, ein Werk, das seit 123 Jahren in Rom nicht mehr gegeben worden ist. Zum 100. Todestages Rossinis Wird sein „Aschenbrödel“ wieder aufgeführt werden. Die neuere Musik wird durch Erstfoszenlierungen von Richard Strauss' „Frau ohne Schatten“ in deutscher Originalfassung, Alban Bergs „Lulu“ und Strawinskis „The Rake's Progress“ sowie einige moderne Ballette vertreten sein. Als besonderes Ereignis ist schließlich Goethes „Egmont“ mit der Musik von Beethoven hervorzuheben. Die Oper begann am 20. November mit Verdis „Troubadour“.

Als ein besonderes Ereignis steht die Aufführung des nachgelassenen Singspiels „Des Esels Schatten“ von Richard Strauss bevor. Nachdem dieses unbekannt gebliebene Werk bisher nur von Zöglingen der Benediktinerabtei Ettal 1964 zu Gehör gebracht worden war, wurde es in Italien vom Rundfunk im Rahmen des „Musikalischen Herbstes“ im Teatro di Corte in Neapel aus der Taufe gehoben. Diese musikalische Farce in sechs Bildern nach einer Episode aus Wielands „Andersten“ hatte Strauss 1947 für das Kloster Ettal geschrieben, wo sein Sohn und auch sein Enkel studierten. Das unvollendet gebliebene Werk wurde von Karl Haussner, der in Ettal als Musiklehrer wirkt und ein ausgezeichneter Kenner der Strauss'schen Musik ist, in glücklichster Weise vollendet. Die Accademia Filarmonica Romana bringt das Singspiel in erster öffentlicher Aufführung im Teatro Olimpico heraus. Als Bühnenbildner wurde Nino Maccari gewonnen, einer der originellsten und witzigsten italienischen Graphiker und Maler unserer Zeit. Auch die Regie von Sandro Sequi verspricht für diese Uraufführung manche Überraschung.

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