Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Erweckung in Salzburg
Das Landestheater Salzburg unterzog sich kürzlich mit der Aufführung des szenischen Oratoriums „Petrus“ von Michael H a y d n mehr denn nur einer pietätvollen Geste des Gedenkens an den „Salzburger Haydn“; es stellte in der musikaliSchen und textlichen Einrichtung von Conrad P f i t z e r ein verschollenes Werk von beachtlicher Musikalität auf die Bühne. Schon die allmähliche Lösung aus der strengen Formwelt barocker Tradition veranschaulichend und zur Klassik überleitend, zeigt es im Typus eine hochbarocke Spielform, die sich im fest- und darstellungsfreudigen Salzburg des 18. Jahrhunderts für die strenge Fastenzeit herausgebildet hatte. Die beinahe liturgische Prunkstilisierung des Werkes — schon in den Stimmlagen der Partituren erkennbar: drei Tenor-, zwei Sopranstimmen — kam in den Bühnenbildern und Kostümen von Erich K o n d r a k und in der Regie von Federik M i r d i t a anschaulich und überzeugend zum Ausdruck, wenn auch die Mühen des Gesangsparte die — stimmlich exakten, teilweise sogar bravourösen — Sänger nicht immer die gewollte feierlich ausladende barocke Gebärde zur vollen Entfaltung bringen ließ. Bernhard Klee hatte Sänger und Orchester gut und werkgerecht in der Hand.
Nach der Pause sah man als österreichische Erstaufführung die „Comedi a de Christi resurrectionc“ von Carl
Orf f. In diesem Osterspiel von der Grabwacht, an der sich auch der Teufel beteiligt, schließt der Komponist ein alpenlän-disches Laienspiel in einen von zwei Chor-und zwei Solostimmen getragenen geistlichen Rahmen. Ein eigenartiges dramatisches Zwittergebilde, dem aber Spielmöglichkeit, die hier reichlich genutzt wurde, nicht abzusprechen ist. Die Musik Orffs erwies sich — wie immer — als theatralisch wirkungsvoll; die Aufstellung der Chöre auf einer Art von Zuschauertribüh-nen, ähnlich denen der mittelalterlichen Mysterienspiele auf den Marktplätzen, brachte die Notwendigkeit dieses Vor- und Nachspiels in höheren Regionen anschaulicher zum Ausdruck, als dies im ursprünglichen Bühnenkonzept lag. Carl Orffs Osterspiel war in guten Händen: Die musikalische Leitung hatte wieder Bernhard Klee übernommen, der auch das Orff-Ensemble gut in der Hand hatte. Das gelungene Bühnenbild und die stilechten Kostüme, die Orffs Anweisungen entsprachen, stammten ebenso wie die des Haydn-Oratoriums, von Erich K o n d r a k. Der Regisseur Federik M i r d i t a nützte die in überreicher Anzahl gegebenen Spielmöglichkeiten aufs Beste. Das Publikum zeigte sich von der Gegenüberstellung des barocken Oratoriums und des Orffschen Mysterienspiels sehr begeistert. Der reiche Beifall war — für alle Mitwirkenden — wohlverdient.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!