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Neues von Boulez und Berger
Das Konzert der Symphoniker unter Pierre Boulez, durch das Frankreich bei den Wiener Festwochen vertreten wurde, war das kürzeste von allen. Der erste Teil, in dem „Jeux“ von Debussy entfallen mußte, enthielt nur die (knapp
Der Dirigent Eugen Ormandy
Karikatur von Bernhard Leitner
eine halbe Stunde dauernden) Improvisation sur Mal/arme von Boulez, 1957 entstanden, bereits 1961 in Wien aufgeführt und später um eine Bläsergruppe, Harfen, Celesta, Kontrabässe und anderes erweitert. (Die ursprüngliche Fassung war für Sopran, Harfe, Glocken, Vibraphon und drei Perkussionsspieler geschrieben.) Für diese phantasievolle, exotischpoetische Musik war der Große Konzerthaussaal der denkbar ungünstigste Rahmen. Um so bewunderungswürdiger die Leistung von Dorothy
Dorow, deren glockenreiner Sopran mit instrumentaler Färbung auch die schwierigsten Intervallsprünge meisterte. — Darnach (und daneben) erwiesen sich Debussys „Images“ als geradezu robust und „Iberia“, das letzte und bekannteste der drei „Bilder“, als fast reißerisch. Hier sowie in „Rondes“ und „Gigues“, beide um 1909 entstanden, ließ Boulez die Bläser stärker hervortreten und schärfte, wo immer es ihm möglich schien, die Konturen. Auf diese Weise verfremdete er den uns vertrauten Klang des Debussy-Orchesters auf die erstaunlichste Weise. — Viel Beifall eines Publikums, das genau gewußt zu haben schien, wozu es sich eingefunden hatte.
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Eugen Ormandy, um die Jahrhundertwende in Budapest geboren und gegenwärtig haupsächlich in den USA wirkend, brachte mit den Wiener Philharmonikern und dem Geiger Ricardo Odnoposoff ein Auftragswerk der Wiener Festwochenintendanz, das Violinkonzert von Theodor Berger, zur Uraufführung. In dem viefsätzigen, knapp halbstündigen Werk bedient sich der Komponist der bereits in früheren Orchesterwerken angewendeten achtstufigen Skala, die seinen Melodien ein eigentümliches, zuweilen exotisch wirkendes Kolorit verleiht. Das Soloinstrument dominiert durchaus, unter anderem auch dadurch, daß es fast ununterbrochen in Aktion ist. In der Gedämpftheit seiner Klangfarbe, der vorwiegend kammermusikalischen Faktur, aber auch in bezug auf die diskrete persönliche Aussage sowie im Reichtum koloristischer und in-ventatorischer Details ist das neue Werk Bergers dem Violinkonzert Frank Martins verwandt In Ricardo Odnoposoff fand der Violinpart einen ebenso musikalischen wie virtuosen Interpreten, dessen Leistung bewunderungswürdig war. Eugen Ormandy, der das Konzert mit der Militärsymphonie von Haydn einleitete und mit Beethovens Fünfter abschloß, rückt allmählich in die Reihe der „großen Alten“: Meister ihres Faches und ehrliche Musiker, deren humane Persönlichkeit durch jeden Takt durchschimmert.
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